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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Absolut erschreckend" Corona-Gefahr: Ärzte schreiben Brandbrief
Österreichische Ärzte warnen vor den Folgen einer Durchseuchung der Bevölkerung mit Covid-19 und fordern Schutzmaßnahmen.
16 österreichische Ärzte haben sich in einem Brandbrief an die Österreichische Ärztekammer gewandt. Ihr Anliegen: Der Schutz der Patienten vor einer Corona-Infektion. Sie schreiben: "Wir können eine ständige, unmitigierte (ungemilderte, Anmerkung der Redaktion) Durchseuchung der Bevölkerung mit einem Gefäß-schädigenden, neurotropen Virus wie SARS-CoV-2, bei dem eine frühere Infektion nicht längerfristig vor einer weiteren Infektion schützt, NICHT verantworten!"
"Viele Menschen werden zu einer Infektion gezwungen"
Der Umgang mit der Pandemie und das Management dieser Gesundheitskrise sei "absolut erschreckend". "Durch Infektionen und Reinfektionen sehen wir bereits jetzt, dass den Menschen gesunde Lebensjahre verloren gehen, die Übersterblichkeit anhaltend zu hoch ist, und alleine in Europa 36 Millionen Menschen als Folge einer SARS-CoV-2-Infektion chronisch krank geworden sind. COVID-19 ist kein Schnupfen. Es ist kein grippaler Infekt. Es ist eine systemische, Gefäß-schädigende Erkrankung, die sich lediglich über den respiratorischen Weg, über Aerosole, ausbreitet."
Sie fordern einen besseren Schutz der Menschen vor einer Corona-Infektion: "Seit dem Wegfall der offiziellen Schutzmaßnahmen im medizinischen Bereich werden Patienten und Patientinnen, inklusive vulnerable Personen, sowohl im niedergelassenen Bereich als auch in Spitälern dem Risiko einer Infektion mit SARS-CoV-2 ungehindert ausgesetzt." Viele Menschen hätten keine Möglichkeit, sich verlässlich zu schützen, und würden, sobald sie das Gesundheitswesen brauchen, "zu einer möglicherweise folgenschweren COVID-19-Infektion gezwungen".
"COVID-19 ist weder vorbei, noch eine harmlose Infektion"
Die Politik habe die Pandemie für beendet erklärt und SARS-CoV-2 mit einem Rhinovirus (Schnupfenvirus, Anmerkung der Redaktion) gleichgesetzt. "Doch COVID-19 ist weder vorbei, noch ist es eine harmlose Infektion ohne Folgen", heißt es weiter. "Wir, die Ärzteschaft, müssen eine vorbildhafte Funktion einnehmen und Maßnahmen zum Schutz aller Menschen setzen und uns NICHT weiter dem gesellschaftlichen, medialen und politischen Druck beugen."
Zur Infektionsprävention schlagen sie eine Reihe von Maßnahmen vor:
- Einsatz von Kohlendioxid-Messgeräten in Innenräumen
- Gute Ventilation mittels Lüftungsanlagen bzw. offene Fenster
- Luftreinigung mit HEPA-Filtern (im Winter oder wo Ventilation nur eingeschränkt möglich ist)
- Testungen und Isolation bei Symptomen, Testung bei Kontakt mit COVID-19-Erkrankten
- COVID-19 als meldepflichtige Erkrankung beibehalten und Einsicht ins Vigilanz-System (Überwachungssystem, Anmerkung der Redaktion) ermöglichen (z. B. Abwasserdaten, Hospitalisierungen, Todesfälle)
- FFP2-Masken
- Geblockte Zeitfenster an definierten Tagen für vulnerable Personen reservieren
- Freiwillige Ärzteliste erstellen, wo präventive Maßnahmen eingehalten werden
Initiiert hat den Brief die Medizinerin Golda Schlaff. Sie und die 15 anderen Erstunterzeichner rufen Ärzte – auch außerhalb Österreichs – dazu auf, ihr Anliegen mit ihrer Unterschrift zu unterstützen. Ihre Motivation erklärte Schlaff im Gespräch mit dem Nachrichtenportal "oe24": "Ein Arzt sollte Respekt vor Patienten haben. Ein Mensch kann entscheiden, ob er in eine Diskothek geht oder nicht. In eine Ordination (österreichisch für Arztpraxis, Anmerkung der Redaktion) oder in ein Spital muss er gehen."
Auch deutsche Experten mahnen Schutz an
Eine Antwort der österreichischen Ärztekammer steht noch aus. Doch der offene Brief fällt in eine Zeit, in der auch in Deutschland Experten wieder für mehr Schutzmaßnahmen werben. Angesichts steigender Corona-Zahlen rufen Ärzte in Nordrhein-Westfalen zum freiwilligen Tragen von Masken auf. "Gerade, wenn sich im Herbst und Winter der Alltag oftmals in geschlossenen Räumen abspielen wird, könnten Masken insbesondere zum Schutz vulnerabler Gruppen medizinisch wieder sinnvoll werden", sagte Frank Bergmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, der "Rheinischen Post" (Montagsausgabe). Das gelte etwa in Alten- und Pflegeheimen.
Für eine neue Maskenpflicht sieht Bergmann aber aktuell keinen Anlass. Der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, forderte in der Zeitung die Wiedereinführung der kostenlosen Bürgertests. "Für viele Familien ist der Kauf von Corona-Tests finanziell nicht möglich", sagte er. Ohne Bürgertest oder Selbsttest bestehe aber die Gefahr, dass Corona übersehen und weitergetragen werde.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- covidisnotover.info: "Öffentlicher Brief an Ärztekammer" (7.09.2023)
- oe24.at: "Brief von 15 Top-Ärzten: Comeback von FFP2-Masken in Ordinationen & Spitälern" (7.09.2023)
- Nachrichtenagentur dpa