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Zum journalistischen Leitbild von t-online.20 Mal mehr Tote als 2020 Hatten wir in diesem Jahr den tödlichsten Sommer der Pandemie?
Die Corona-Todeszahlen scheinen zu belegen, dass der Juli 2022 "der tödlichste" seit Beginn der Pandemie gewesen ist. Doch stimmt das wirklich?
Die meisten Corona-Maßnahmen wurden aufgehoben, der Sommer 2022 fühlt sich wieder nach Normalität an. Doch in sozialen Netzwerken werden die Todeszahlen vom Juli 2022 mit denen der vergangenen Pandemie-Jahre verglichen – und zeichnen ein anderes Bild.
In den Posts wird behauptet, dass es deutlich mehr Tote unter der vermeintlich harmloseren Omikron-Variante gab, als noch zu Beginn der Pandemie. Das nehmen Kritiker zum Anlass, Maßnahmen zurückzufordern. Aber zeigen die Zahlen wirklich, dass Omikron doch nicht so harmlos ist?
Was zeigt der direkte Zahlenvergleich?
Im direkten Vergleich der Zahlen gab es im Juli 2022 deutlich mehr Corona-Tote als noch im gleichen Monat 2020 oder 2021. Das zeigen auch die Zahlen des Robert-Koch-Instituts:
- Juli 2020: 136 Corona-Tote
- Juli 2021: 274 Corona-Tote
- Juli 2022: 2.839 Corona-Tote
Demnach gab es in diesem Jahr mehr als 20 mal so viele Corona-Tote wie noch zu Beginn der Pandemie im Sommer 2020. Ähnlich sieht es auch beim Vergleich der Zahlen der Corona-Patienten auf den Intensivstationen aus. Ist die Omikron-Variante also doch nicht so mild, wie anfangs vermutet wurde und sollten die Maßnahmen wieder verschärft werden? Ganz so einfach ist es nicht.
Wie müssen die Zahlen interpretiert werden?
Die reinen Todeszahlen müssen für einen validen Vergleich auch ins Verhältnis zu den Infektionszahlen gesetzt werden. Der Unterschied bei den Infektionszahlen ist jedoch noch größer als der bei den Todeszahlen:
- Juli 2020: 14.743 Corona-Infizierte
- Juli 2022: 2,65 Millionen Corona-Infizierte
Im Verhältnis starben demnach im Juli 2020 rund 0,92 Prozent der Infizierten an ihrer Corona-Infektion. Im Juli 2022 hingegen starben rund 0,11 Prozent der Infizierten an Covid-19. Die Tödlichkeit des Virus ist demnach also gesunken, während die Infektiosität so sehr gestiegen ist, dass mit vielfach mehr Infizierten auch die Zahl der Todesfälle ansteigt.
Unter den Verstorbenen seien jedoch auch viele Menschen, die zwar an der Omikron-Variante erkrankt waren, aber aus anderen Gründen verstoben seien, sagt Christian Karagiannidis, Mitglied der Corona-Expertenrats der Bundesregierung und Intensivmediziner, in einem Bericht des "Tagesspiegels".
Es werde daran gearbeitet, die Todesumstände besser aufzuklären. Dennoch sollte auch Omikron nicht unterschätzt werden: "Trotzdem versterben viele vor allem Ältere und hochaltrige und Immunsupprimierte auch an Omikron." Karagiannidis rät daher vor allem Risikogruppen zur vierten Impfung. "Das wird die Todeszahlen senken."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- rki.de: "Todesfälle nach Sterbedatum"