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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gefährliche Lungenkrankheit COPD greift die Lunge in vier Stadien an
Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung COPD schädigt die Lunge dauerhaft und verengt die Bronchien.
Eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD für "chronic obstructive pulmonary disease") entwickelt sich über Jahre hinweg. Zu Beginn zeigt sich der typische Husten, auch Raucherhusten genannt. Im weiteren Verlauf kommen Atembeschwerden bis hin zu Luftnot hinzu. Es kann passieren, dass Betroffene irgendwann sogar in Ruhe unter Atemnot leiden. Experten unterscheiden vier COPD-Stadien.
Was ist COPD?
Die COPD entwickelt sich schleichend aus einer chronischen Bronchitis, also einer Entzündung der Atemwege. Zuerst bemerken die Betroffenen zunehmenden Husten mit Auswurf. Mit der Zeit kommen hörbare Atemgeräusche wie Pfeifen oder Brummen hinzu und bei körperlicher Betätigung zeigen sich verstärkt Atemprobleme – etwa beim Radfahren, beim Treppensteigen oder beim Einkaufen. Durch die anhaltenden Entzündungsprozesse der Lunge und den Bronchien nimmt das Gewebe Schaden. Es verhärtet und vernarbt.
"Rauchen ist der bedeutendste Risikofaktor einer COPD. Zwar erkrankt nicht jede Raucherin und jeder Raucher, aber die meisten Betroffenen rauchen oder haben in früheren Jahren geraucht", sagt Professor Adrian Gillissen, Chefarzt der Medizinischen Klinik III der Kreiskliniken Reutlingen und Mitglied der Deutschen Lungenstiftung e. V. "Doch auch bestimmte Staubarten und Gase am Arbeitsplatz können die Lunge so reizen, dass sich eine COPD entwickelt. COPD ist zurzeit die dritthäufigste Todesursache weltweit."
Die vier Schweregrade der COPD
Die COPD beginnt oft unspezifisch. Auffallend ist zunächst ein anhaltender Husten, der oftmals von Auswurf begleitet ist. Dieser ist auf eine zunehmende Schädigung der Flimmerhärchen aufgrund der bestehenden Entzündungsprozesse zurückzuführen. Die Flimmerhärchen kleiden die Lunge aus und transportieren Schleim und Fremdsubstanzen nach draußen. Ist die Funktion der Flimmerhärchen eingeschränkt, ist die Selbstreinigung der Lunge beeinträchtigt.
Schleim und Fremdstoffe werden vermehrt über Husten hinausbefördert. Da die Atemwege zu Beginn der Erkrankung noch nicht stark geschädigt sind, bemerken die Betroffenen zunächst keine weiteren Einschränkungen wie Atemprobleme. Diese entwickeln sich im weiteren Verlauf über Jahre hinweg. In den meisten Fällen sind Betroffene fortgeschrittener Stadien älter als 60 Jahre.
Nach der Klassifizierung des GOLD-Komitées (Global Strategy for Prevention Diagnosis and Management of COPD) wird die Lungenkrankheit in vier Stadien eingeteilt:
- Stadium 1 (Anfangsstadium): Die Lungenfunktion ist nur leicht eingeschränkt. Die Atembeschwerden sind im Anfangsstadium schwach ausgeprägt. Betroffenen bemerken keine oder kaum Einschränkung der Lungenfunktion. Chronischer Husten mit oder ohne Auswurf, auch Raucherhusten genannt, ist ein mögliches Frühwarnzeichen. Doch dieser tritt nicht bei allen Betroffenen auf.
- Stadium 2 (mittelschwere COPD): Die Lungenfunktion ist moderat eingeschränkt. Betroffene bemerken bei intensiver körperlicher Belastung leichte Atemnot. Chronischer Husten mit oder ohne vermehrte Schleimproduktion ist nun ein häufiges Symptom. Auffällig ist, dass der Husten nicht wieder abklingt.
- Stadium 3 (schwere COPD): Die Lungenfunktion zeigt eine mittelschwere Verengung der Atemwege (Atemwegsobstruktion). Die Betroffenen leiden unter intensivem Husten mit zähem Auswurf und starken Atembeschwerden. Bereits bei leichten körperlichen Tätigkeiten, etwa beim Treppensteigen, kommen COPD-Betroffene aus der Puste und Atemnot tritt auf. Das Herz wird zunehmend belastet, weil es versucht, die verminderte Sauerstoffzufuhr auszugleichen. Oft bilden sich Wassereinlagerungen in den Beinen. Das Risiko, dass aus harmlosen Infektionen schwere Verläufe entstehen, ist deutlich erhöht. Daher sollten Betroffene einer Lungenerkrankung Impfungen gegen Pneumokokken und Influenza-Viren wahrnehmen.
- Stadium 4 (sehr schwere COPD): Die Lungenfunktion ist schwer eingeschränkt. Manche COPD-Betroffene, vor allem die mit einer Lungenüberblähung, einem sogenannten Lungenemphysem, sind chronisch mit Sauerstoff unterversorgt und leiden unter schwerer Atemnot – teilweise sogar im Ruhezustand. Sie sind körperlich nicht mehr belastbar. Durch die fehlende Bewegung nimmt die körperliche Leistungsfähigkeit weiter ab, insbesondere wenn darüber hinaus das Herz-Kreislauf-System nicht trainiert wird und Muskelmasse schwindet. Ein Sauerstoff- oder sogar ein Beatmungsgerät ist dann unverzichtbar, wenn die Lunge nicht mehr ausreichend Sauerstoff aufnehmen und Kohlendioxid abatmen kann. Dies bezeichnen Experten als chronisches Atemversagen. Die Atembeschwerden können darüber hinaus bei einer akuten Verschlechterung, der sogenannten Exazerbation, lebensbedrohlich werden. Im COPD-Endstadium kann sich unter Umständen eine Rechtsherzschädigung entwickeln (Cor pulmonale).
Zusätzlich zu der COPD-bedingten Lungenfunktionseinschränkung, den oben beschriebenen Symptomen und dem Atemversagen berücksichtigen Lungenärzte die Häufigkeit von Exazerbationen (deutliche Verschlimmerung der Erkrankung) sowie die mithilfe eines Fragebogens erfassten Symptome wie Atemnot oder eingeschränkte körperliche Belastbarkeit. Das lässt eine feinere Einteilung in die Patienten-Risikogruppen A, B und E zu, woraus sich eine konkrete Handlungsanweisung zur COPD-Therapie und Patientenmanagement ableitet.
"Eine COPD muss nicht zwingend alle vier Stadien durchlaufen. Mit einer entsprechenden Behandlung und Prophylaxe kann ein Fortschreiten verzögert oder sogar minimiert werden", sagt Gillissen. "Bedeutsam ist, dass Betroffene Risikofaktoren wie Rauchen vermeiden und auf einen allgemein gesunden Lebensstil mit ausreichend Bewegung achten. Spezieller Lungensport stärkt und unterstützt die Funktion der Lunge. Wichtig ist zudem, dass die verordneten Medikamente regelmäßig eingenommen und weitere ärztliche Empfehlungen berücksichtigt werden. Patienten-Schulungen helfen, mit der Erkrankung umzugehen. Rehabilitationsmaßnahmen haben das Ziel, die Therapieziele zu erhalten und sogar zu verbessern."
COPD ist nicht heilbar
Je früher eine COPD-Therapie eingeleitet wird, desto besser lässt sich einem Fortschreiten entgegenwirken. Heilbar ist die chronisch-obstruktive Lungenkrankheit nicht. Das Therapieziel ist, das Beschwerdebild zu verbessern. Bei gutem Therapieansprechen, erfolgreicher Raucherentwöhnung und Beachtung weiterer Empfehlungen für die Lungengesundheit können Betroffene in den meisten Fällen Lebensqualität zurückgewinnen.
"Hat die Lunge bereits Schäden erlitten, sind diese nicht rückgängig zu machen. Eine möglichst frühe Therapie ist daher bedeutend, um einem schweren Verlauf entgegenzuwirken und bereits bestehende Beschwerden zu verbessern", betont der Facharzt für Pneumologie. "Im Rahmen der Therapie können Entzündungsprozesse, Schwellungen der Atemwege und Schleimbildung reduziert werden. Das erleichtert den Betroffenen das Atmen."
Zur Person
Professor Dr. med. Dr. rer. medic. Adrian Gillissen ist Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie, Sportmedizin und Notfallmedizin. Der Experte ist außerdem Oberarzt der Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin des Klinikums Stuttgart – Katharinenhospital und Mitglied der Deutschen Lungenstiftung e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V.
Wann mit Husten zum Arzt?
Wer unter anhaltendem Husten leide, solle einen Pneumologen aufsuchen und die Ursache klären lassen, so der Rat des Experten. Kämen begleitend unerklärbare Atemnot, Auswurf mit Blut und Fieberschübe hinzu, sei das ein deutlicher Hinweis auf eine ernstzunehmende Erkrankung der Lunge. "Bei bestehender COPD kann der Pneumologe mit einer Lungenfunktionsprüfung die Lungenfunktion einordnen.
Je schneller der besonders wichtige FEV1-Wert pro Jahr abfällt, also das forcierte Volumen, das nach maximaler Inhalation ausgeatmet werden kann, und je häufiger die COPD-Exazerbationen auftreten, desto schlechter ist die Langzeitprognose für den Betroffenen", sagt Gillissen. "Die COPD-Behandlung erfolgt abhängig vom Stadium der Erkrankung."
COPD-Therapie: Welche Behandlung in welchem Stadium?
Im Anfangsstadium kann eine inhalative Therapie mit bronchialerweiternden Medikamenten (Bronchodilatatoren) die Beschwerden der Betroffenen in der Regel gut lindern. Wenn nötig, kann man zwei verschiedene Medikamente miteinander kombinieren. Im fortgeschrittenen Stadium bekommen Betroffene in der Regel zusätzlich ein inhalatives Kortisonpräparat und in bestimmten Fällen einen antientzündlich wirkenden Phosphodiesterasehemmer verschrieben. Die antientzündlich wirkenden Medikamenten sind den Bronchodilatatoren in der therapeutischen Effektivität nachgeordnet.
"Kortison wirkt Entzündungen entgegen, lindert Schwellungen und erweitert so die Atemwege. Phosphodiesterasehemmer wirken ebenfalls entzündungshemmend", erklärt Gillissen. "Bei schweren Verläufen mit häufigen bakteriellen Exazerbationen im fortgeschrittenen Stadium ist bei Bedarf zudem eine Langzeit-Antibiotikatherapie mit einem Makrolid möglich. Aufgrund möglicher Antibiotikanebenwirkungen sollte diese Therapieform mit Bedacht eingesetzt werden.
Zur Therapie eines ausgeprägten Lungenemphysem stehen bronchoskopische (Ventile, Coils) und operative Lungenreduktionsverfahren zur Verfügung. Ganz am Ende der therapeutischen Bemühungen steht die Lungentransplantation. Die beiden nicht-pharmakologischen Optionen, die nur in spezialisierten Zentren angeboten werden, kommen aber nur für eine ganz kleine und hoch selektionierte COPD-Patientengruppe infrage".
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- lungenstiftung.de: "Expertenrat". Online-Information der Deutschen Lungenstiftung e. V. (Stand: Aufgerufen am 4. September 2023)
- goldcopd.org: "2023 GOLD Report. GLOBAL STRATEGY FOR PREVENTION, DIAGNOSIS AND MANAGEMENT OF COPD: 2023 Report". Online-Information der Global Initiative For Chronic Obstructive Lung Disease. (Stand: 2023)
- gesundheitsinformation.de: "Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 14. Dezember 2022)
- copd-deutschland.de: "Diagnostik bei obstruktiven Lungenerkrankungen". Online-Broschüre (PDF) von COPD-Deutschland e. V. (Stand: Juli 2023)
- patienten-information.de: "COPD – Brauche ich Kortison?". Online-Information von Patienten-Information, ein Service des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) im Auftrag von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung. (Stand: August 2021)