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Schlafen mit Neurodermitis: Die wichtigsten Tipps


Nächtlicher Juckreiz
Sechs Expertentipps für einen besseren Schlaf


Aktualisiert am 10.07.2024Lesedauer: 4 Min.
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Um nächtlichen Juckreiz bei Neurodermitis zu verhindern, kommt es unter anderem auf die Wahl der richtigen Bettwäsche an. Diese sollte die Haut nicht zusätzlich reizen. (Quelle: fizkes/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Neurodermitis kann die Lebensqualität Betroffener erheblich einschränken. Der nächtliche Juckreiz wird oft als besonders quälend empfunden. Ein Dermatologe erklärt, was hilft.

Quälender Juckreiz ist das Hauptsymptom der chronischen Hauterkrankung Neurodermitis. Die starken Hautausschläge belasten nicht nur im Alltag, sie können auch den Schlaf rauben. Das unangenehme Jucken ist die Folge einer chronischen Entzündung, die mit einer gestörten Hautschutzbarriere einhergeht. Wie Neurodermitis-Betroffene ihre Haut stärken und den Juckreiz lindern können, erklärt ein Dermatologe t-online.

Neurodermitis – warum juckt die Haut so stark?

Die Haut von Neurodermitis-Betroffenen ist entzündet. Diese Entzündungen verlaufen meist in Schüben: intensive Phasen wechseln sich mit weniger intensiven oder symptomfreien Phasen ab. Die Entzündungsreaktionen schwächen zusätzlich die Hautschutzbarriere, welche aus genetischen Gründen vermindert funktionsfähig ist. Die Haut kann ihre Schutzfunktion und Regenerationsfähigkeit nicht mehr aufrechterhalten.

Unter anderem können durch die Schädigung der Haut Reizstoffe in die Haut gelangen, die das Symptombild verschlechtern und Infektionen begünstigen. Dazu gehören beispielsweise allergieauslösende Stoffe, Bakterien und Pilze. Des Weiteren verliert die strapazierte Neurodermitis-Haut rasch Feuchtigkeit und Fett, weil ihr die Möglichkeit der Speicherung fehlt.

Alle diese Faktoren machen die Haut extrem empfindlich und sie wird sehr trocken, rissig und schuppig. Wundschorf bildet sich. Auch nässen und bluten die geschädigten Hautstellen häufig – vor allem, wenn Betroffene sich kratzen. Das verschlimmert das Symptombild zusätzlich.

Der wichtigste Tipp gegen Juckreiz bei Neurodermitis

Das Ungleichgewicht im Hautschutz verursacht den quälenden Juckreiz. Die Haut von Neurodermitis-Betroffenen – bundesweit sind etwa 1,2 Millionen Erwachsene und 1,3 Millionen Kinder betroffen – benötigt daher eine sorgfältige und konsequente Pflege mit stark rückfettenden und feuchtigkeitsspendenden Cremes und Lotionen speziell für Neurodermitis. Diese enthalten unter anderem Harnstoff (Urea) und Glycerin. Auch die Hautreinigung sollte mit speziellen, rückfettenden, am besten seifenfreien Produkten erfolgen.

"Die konsequente Hautpflege ist die Basis gegen Trockenheit, Hautrisse und Juckreiz. Betroffene müssen mehrmals täglich ihre Haut eincremen, sodass diese gut mit Fett und Feuchtigkeit versorgt ist, geschmeidig bleibt und die Hautbarriere gestärkt wird. Um dem nächtlichen Juckreiz entgegenzuwirken, sollte auch kurz vor dem Zubettgehen gecremt werden", rät Dr. med. Ulrich Ohnemus, Dermatologe aus Hamburg und Mitglied im Berufsverband Deutscher Dermatologen e. V. (BVDD).

Dr. med. Ulrich Ohnemus
Dr. med. Ulrich Ohnemus (Quelle: Privat)

Zur Person

Dr. med. Ulrich Ohnemus ist Dermatologe aus Hamburg und Mitglied im Berufsverband Deutscher Dermatologen e. V. (BVDD).

Antientzündliche Therapie: Medizinische Hautpflege bei starkem Jucken

Bei starkem Juckreiz in der Nacht können ergänzend Medikamente Anwendung finden, deren Wirkstoffe die Haut beruhigen. Kortisonhaltige Salben beispielsweise lindern Juckreiz und wirken gegen Entzündungen.

Ebenfalls zur Behandlung von Neurodermitis zugelassen sind Pimecrolimus und Tacrolimus. Beide Medikamentenwirkstoffe gehören zur Gruppe der Immunmodulatoren. Sie werden auf die Haut aufgetragen und hemmen bestimmte Substanzen, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind.

"Welche medizinische Hautpflege im individuellen Fall am besten zum Symptombild passt, bespricht der Hautarzt oder die Hautärztin mit der betroffenen Person", sagt Ohnemus. "Reicht die Hautpflege allein nicht aus, können entweder Spritzen gegeben oder Tabletten eingenommen werden, die bestimmte Reaktionen im Immunsystem unterdrücken. Die Präparate sind allerdings nicht für alle Altersklassen geeignet."

Nächtliches Schwitzen verstärkt Juckreiz

Ein weiterer Tipp gegen den Juckreiz in der Nacht ist die Wahl des richtigen Schlafanzugs. Betroffene sollten Stoffe wählen, welche die Haut nicht reizen und in denen sie nicht so stark schwitzen. Reibt und kratzt der Stoff auf der Haut, verstärkt dies das Jucken. Beim Schwitzen quillt die Haut auf und das im Schweiß enthaltene Salz strapaziert sie zusätzlich. Unangenehm ist es auch, wenn das Wundsekret mit dem Stoff verklebt: Beim Lösen können größere Hautverletzungen entstehen.

"Wählen Sie zum Schlafengehen lockere, weite Kleidung. Besonders geeignet sind Baumwolle und Leinen. Sie sind weich, atmungsaktiv und nehmen Feuchtigkeit gut auf", sagt Ohnemus.

Schlafzimmer besser etwas kühler temperieren

Auch bei der Bettwäsche sollte man zu leichten und atmungsaktiven Stoffen greifen. Außerdem gibt es spezielle Matratzenschoner für Allergiker, die ein kühlendes Bettklima unterstützen und zugleich Schweiß gut aufnehmen. Zudem rät der Experte, das Schlafzimmer etwas kühler zu temperieren, um nächtlichem Schwitzen entgegenzuwirken – am besten unter 20 Grad Celsius.

"Um die Verträglichkeit zu verbessern, können Sie Ihre Bettwäsche und Kleidung mit einem für Allergiker geeigneten Waschmittel waschen", sagt Ohnemus. "Ohnehin ist mehrmaliges Waschen neuer Kleidung vor dem ersten Tragen sinnvoll, um reizende Stoffe herauszuspülen."

Tipp für längeres Haar: Zum Schlafen zusammenbinden

Auch Haare können die betroffenen Hautstellen stark reizen, etwa im Gesicht, an den Ohren, am Hals, auf dem Dekolleté – und bei längeren Haaren sogar auf den Armen. Zum Schlafen empfiehlt es sich daher, die Haare hochzubinden oder zu einem Zopf zu flechten, sodass die Haarspitzen nicht in die Haut pieken. Zusammengebundene Haare entlasten auch tagsüber die Haut und verringern im Sommer Schwitzen an Nacken und Rücken.

Ablenkung kann das Einschlafen unterstützen

Besonders nachts, wenn es ruhig ist und die Ablenkung des Alltags fehlt, wandert die Aufmerksamkeit zu den Neurodermitis-Symptomen – und sie werden intensiver wahrgenommen als tagsüber. Um das Einschlafen zu erleichtern, können zum Beispiel Lesen, das Hören eines Hörbuchs, eine Einschlafmeditation, Fernsehen oder Entspannungsmethoden wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung helfen.

"Versuchen Sie, möglichst nicht zu kratzen. Besser sind sanftes Drücken und vorsichtiges Reiben. Betroffene, die im Schlaf stark kratzen, können über Nacht Baumwollhandschuhe tragen, um tiefergehende Verletzungen durch die Fingernägel zu vermeiden. Auch Kleinkindern mit Neurodermitis kann man Baumwollhandschuhe anziehen", sagt Ohnemus.

Ebenfalls Linderung kann ein Kühlpad schenken. Wickeln Sie dieses in ein Baumwolltuch und legen Sie es für ein paar Minuten auf die juckende Hautstelle. Kälte wirkt leicht betäubend und kann den Juckreiz lindern. Wichtig: Kühlpads und Kühlakkus niemals zu lange oder direkt auf die Haut geben, da sonst Kälteschäden der Haut drohen.

Neurodermitis-Schulungen besuchen

Empfehlenswert sind zudem spezielle Neurodermitis-Schulungen. Die vermittelten Inhalte helfen den Betroffenen, das Krankheitsbild besser zu verstehen. Zugleich erhalten Betroffene verschiedene Verhaltensempfehlungen für ihren Alltag mit der chronischen Hautkrankheit.

Informationen zu Neurodermitis-Schulungen können Betroffene in der dermatologischen oder hausärztlichen Praxis sowie bei ihrer Krankenkasse erfragen. Die Kosten für die Schulung werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview mit Dr. med. Ulrich Ohnemus
  • awmf.org: "S3-Leitlinie Atopische Dermatitis (AD) – Neurodermitis; atopisches Ekzem". Leitlinie (PDF) der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) und dem Berufsverband Deutscher Dermatologen (BVDD). (Stand: 2023)
  • gesund-bund.de: "Neurodermitis". Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit. (Stand: 18. März 2021)
  • gesundheitsinformation.de: "Neurodermitis (atopisches Ekzem)". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 20. Januar 2021)
  • gesundheitsinformation.de: "Kortison und Medikamente zum Auftragen". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 20. Januar 2021)
  • gesundheitsinformation.de: "Lichttherapie, Tabletten und Spritzen". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 20. Januar 2021)
  • allergieinformationsdienst.de: "Neurodermitis (Atopisches Ekzem)". Online-Information des Allergie-Informationsdienstes am Helmholtz Zentrum München. (Stand: 2018)
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