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Kinderkardiologie: Auch kleine Herzen können krank sein


Kinderkardiologie
Wenn kleine Herzen nicht richtig schlagen

t-online, Dorothee Schulte

Aktualisiert am 29.03.2016Lesedauer: 4 Min.
Eines von 100 Kindern kommt mit einem Herzfehler auf die Welt.Vergrößern des Bildes
Eines von 100 Kindern kommt mit einem Herzfehler auf die Welt. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Rennen, Klettern, Fangen spielen, für die meisten Kinder ist ein sorgloses Herumtoben ganz normal - für herzkranke Kinder nicht. Eines von 100 Kindern kommt mit einem Herzfehler auf die Welt.

Wenn das lebenswichtige Organ nicht so pumpt, wie es sollte, können schon leichte körperliche Tätigkeiten erschöpfen und zu Luftnot und Schweißausbrüchen führen. Die meisten Herzerkrankungen im Kindesalter sind angeboren. Die Prognose hängt von der Schwere der Herzfehler ab, aber auch davon, wie früh sie erkannt werden.

Angeborene Herzfehler: Therapie rasant verbessert

Wie groß die Chance auf Heilung für diese Kinder ist hängt von der Form und Ausprägung ab. Vielfach sind die Aussichten gut. Laut dem Kinderkardiologen Hashim Abdul-Khali sind zwölf Prozent aller Herzfehler aber so schwer, dass sie eine akute Behandlung nach der Geburt erfordern. "Bis in die 80er Jahre hat man vielen Kindern mit schwerem Herzfehler noch nicht helfen können. Da sich die Operationsmethoden in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt haben, sind die Prognosen für diese Patienten jedoch immer besser geworden", sagt der Kinderkardiologe. So verschließen Ärzte heute Löcher in der Herzscheidewand mit aufklappbaren Schirmchen mithilfe von Herzkathetern und verpflanzen erste Herzklappen, die mitwachsen können.

Entwicklung des Herzens

Das Herz ist in der embryonalen Entwicklung das erste Organ, das seine Arbeit aufnimmt. Weil die Lunge sich erst später entwickelt, sind zunächst noch bestimmte Kurzschlüsse vorhanden, durch die das Blut des rechten Herzens die Lunge umgehen kann. Doch nicht immer schließen sie sich vollständig, so dass auch nach der Geburt sauerstoffarmes Blut in die Arterien gelangen oder der hohe Druck aus dem linken Herzen die Lungengefäße schädigen kann. Auch andere Fehlbildungen zum Beispiel der Herzklappen sind möglich. Sie sorgen normalerweise dafür, dass das Blut nur in eine Richtung fließt. Sind sie zu eng, schließen nicht richtig oder fehlen sie gar ganz, zieht das schwerwiegende Störungen für das kindliche Herz-Kreislaufsystem mit sich. Manchmal liegen verschiedene Störungen gleichzeitig vor.

Früherkennung von Herzfehlern beeinflusst Prognose

Entscheidend für den weiteren Krankheitsverlauf, so Abdul-Khaliq, Sprecher und Vorstandsvorsitzender des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler,sei bei einigen Herzfehlern die Früherkennung: "Je früher erkannt, desto besser das Operationsergebnis und der langfristige Verlauf vor allem der schweren und mittelschweren Herzfehler." Eine verspätete Diagnosestellung kann laut dem Arzt bei einigen Herzfehlern zu irreparablen Organschäden vor allem der Lungen, des Hirns und der Nieren führen. Ob ein Herzfehler vor der Geburt erkannt werde oder nicht, hänge sehr stark von der Art des Fehlers und von der Qualifikation des Untersuchers ab. Insgesamt würden zwölf Prozent vor der Geburt erkannt und 82 Prozent bis zum dritten Lebensmonat. "Meist macht sich ein Herzfehler nach der Geburt durch auffälliges Aussehen, Blausucht (Zyanose), Trinkschwäche oder ein auffälliges Herzgeräusch bemerkbar", sagt Abdul-Khaliq. Dann werde das Kind in der Regel an einen Kinderkardiologen überwiesen, der eine Ultraschalluntersuchung vornehme, mit der heute fast alle Herzfehler diagnostiziert werden könnten.

Doch obwohl es sinnvoll wäre: Ein bundesweites Screening-Programm zur Früherkennung von Fehlbildungen im Herzen und den Blutgefäßen während der Schwangerschaft gibt es laut Abdul-Khaliq nicht. Auch nach der Geburt fehlten standardisierte einfache Pflichtuntersuchungen bei der U1 und U2, wie etwa eine Messung des Sauerstoffgehaltes im Blut, eine klinische Untersuchung einschließlich Tasten der Pulse an allen Extremitäten und genauere Auskultation mit dem Stethoskop durch einen erfahrenen Kinderarzt.

Rheumatisches Fieber

Neben den angeborenen Herzfehlern gibt es andere Herzerkrankungen, die schon Kinder betreffen können. Entzündungen des Herzmuskels treten zum Beispiel in jedem Alter auf, meist sind Viren oder Bakterien daran beteiligt. Zum Beispiel kann es bei einer Grippe zu einer Herzbeteiligung kommen, die aber oftmals auch unbehandelt innerhalb weniger Wochen ausheilt. Andere Erreger können zu einer Überreaktion des Immunsystems (Autoimmunreaktion) führen. So kann nach einer eitrigen Halsinfektion mit bestimmten Streptokokken (ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A) eine nichteitrige Entzündung am Herzen entstehen, weil Abwehrzellen körpereigenes Herzmuskelgewebe angreifen. Früher trat dieses sogenannte "Rheumatische Fieber", das auch mit Gelenkentzündungen einhergeht, häufiger auf, heute ist es durch hochwirksame Antibiotika-Therapien seltener geworden.

Kawasaki-Syndrom

Die häufigste erworbene Herzerkrankung bei Kindern ist heute das Kawasaki-Syndrom, eine Gefäßentzündung der kleinen und mittleren Arterien. Die Ursache ist noch nicht bekannt, aber Experten vermuten, dass auch hier Infektionen und das Immunsystem eine Rolle spielen. Die Symptome ähneln zunächst denen von Scharlach: Akut erkrankte Kinder haben meist hohes Fieber, eine dunkelrote Zunge, einen fleckigen Hautausschlag und gerötete Handflächen und Fußsohlen. Wenn auch die Herzkranzgefäße betroffen sind, können schon im Kindesalter lebensbedrohliche Komplikationen wie zum Beispiel Herzinfarkte auftreten.

Schwere Einschränkungen und Ängste

Herzkranke Kinder haben oft schon unter geringer körperlicher Anstrengung Luftnot und können daher ihren kindlichen Bewegungsdrang nicht richtig ausleben. Wenn der Herzmuskel zu schwach ist, kann er das Blut nicht so wie es nötig wäre durch den Körper pumpen. Dadurch werden auch die anderen Organe unter Umständen nicht mehr ausreichend durchblutet. Außerdem kann der Druck vor dem Herzen stauen, so dass sich Gewebsödeme in den Beinen entwickeln. Aber auch in den Lungengefäßen kann der Druck steigen und sich Wasser zurück stauen. Dann sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut. Je stärker die Luftnot, desto größer sind die Todesängste der Kinder und ihrer Eltern. Außerdem reisen ständige Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte herzkranke Kinder immer wieder aus ihrem normalen Umfeld.

Eltern herzkranker Kinder sind ständigen Ängsten ausgesetzt: Wird der Zustand ihres Kindes sich durch eine Therapie verbessern oder unter Umständen durch Komplikationen sogar verschlechtern? Wird ihr Kind einer besonderen Anforderung trotz der Erkrankung gewachsen sein? Neben den Ängsten um das Körperliche kommen auch Ängste um das psychische Befinden ihres Kindes. Werden andere "richtig" mit ihrem Kind umgehen und auf seine speziellen Bedürfnisse Rücksicht nehmen? Herzfehler sind die häufigsten angeborenen Fehlbildungen. Unsere Gesellschaft sollte sich mit den Problemen herzkranker Kinder und Jugendlicher auseinander setzen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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