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Cheat Day – an einem Tag alles essen und trotzdem schlank bleiben?


Schummeltag für Abnehmwillige
Cheat Day – alles essen und trotzdem schlank bleiben?

Von dpa, t-online, jb

Aktualisiert am 05.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Eine Frau sitzt mit Kuchen auf dem Sofa: Am Cheat Day kann die hohe Zuckerzufuhr zu einer starken Erhöhung des Blutzuckerspiegels führen.Vergrößern des Bildes
Eine Frau sitzt mit Kuchen auf dem Sofa: Am Cheat Day kann die hohe Zuckerzufuhr zu einer starken Erhöhung des Blutzuckerspiegels führen. (Quelle: Deagreez/getty-images-bilder)

Burger, Pasta, Pommes: Viele Abnehmwillige gönnen sich einmal pro Woche eine Art Fressgelage – den "Cheat Day" oder "Schummeltag". Kann man so tatsächlich abnehmen?

Millionen Menschen fiebern darauf hin: Auf diesen einen Tag in der Woche, an dem einfach alles erlaubt ist – zumindest wenn es ums Essen geht. "Cheat Day" nennen sie diesen Sündentag, eine Art Belohnung für harte Disziplin.

Das simple Prinzip: Wer sechs Tage lang streng nach Diätplan isst, darf am siebten Tag richtig zulangen. Egal, ob es sich um Tiefkühlpizza oder Buttercremetorte handelt. Doch bei einer Sünde bleibt es oft nicht. Denn es wird alles gegessen, was in den Magen will und passt.

Bei dieser Völlerei stellt sich schnell die Frage, ob man auf diese Weise wirklich abnehmen kann. Sucht man in sozialen Medien danach, tauchen Bilder von durchtrainierten Menschen vor Tischen mit rauen Essensmengen auf. Strahlend behaupten sie, all dies an ihrem Cheat Day ohne Reue verspeisen zu können – manchmal bis zu 5.000 Kalorien. Das ist mehr als doppelt so viel, wie der Körper eines durchschnittlichen Erwachsenen etwa am Tag benötigt.

Cheat Day als Mittel gegen den Abnehmstillstand?

"Der sogenannte Cheat Day ist keine neue Erfindung, sondern ein altbekanntes Konzept aus dem Leistungssport", erklärt Ökotrophologe Günter Wagner vom Deutschen Institut für Sporternährung in Bad Nauheim.

"Ein Schlemmertag motiviert, die ansonsten strengen Ernährungsregeln durchzuhalten und bringt den Stoffwechsel in Fahrt", so Wagner. Der gewöhne sich nämlich durch den Cheat Day nicht an eine zu geringe Kalorien- oder Kohlenhydratmenge, was häufig einen Abnehmstillstand zur Folge habe. Doch Wagner betont: "Diese Schlemmertage funktionieren auch bei Sportlern nur dann, wenn man sich nicht wahllos vollstopft, sondern sich hier und da mal etwas gönnt."

Ist der Cheat Day völliger Unsinn?

Auch der ernährungsmedizinische Wissenschaftler Sven-David Müller hält den wöchentlichen maßlosen Konsum insbesondere für untrainierte Menschen für völligen Unsinn. Abnehmen könne man so auf keinen Fall.

Prof. Hans Hauner vom Institut für Ernährungsmedizin am Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München warnt sogar vor dem Cheat Day: "Der Körper kann tatsächlich auch mit den Massen an Nahrung umgehen und sie verarbeiten, gerät dadurch aber in unnötigen Stress." Eine solche Überlastung mit Fetten, Kohlenhydraten und Zucker könne den Blutzuckerspiegel stark ansteigen lassen, so Hauner. Zur Verdauung müsse viel Blut in den Verdauungstrakt gelenkt werden, das dann an anderer Stelle fehle. "Das führt dazu, dass wir uns matt und nicht leistungsfähig fühlen", sagt Hauner. Auch könne es zu Verstopfungen kommen. Er rät vor allem Übergewichtigen und Menschen mit Diabetes oder Stoffwechselerkrankungen von dem "Fresstag" ab.

Essstörung statt Genuss

Aber auch psychische Gefahren drohen, sagt Marina Lommel, Ernährungswissenschaftlerin und Inhaberin der digitalen Ernährungsberatung Foodpunk aus München. Bei Menschen, die sich unter der Woche aushungern, bestünde die Gefahr, dass sie am Cheat Day völlig übertreiben. Das könne dann in Richtung Essstörung abdriften.

Um das zu verhindern, müsse man allerdings den Cheat Day auch nicht unbedingt komplett vom Wochenplan streichen. "Wichtig ist nur, dass man ihn nicht extrem auslebt, sondern als einen Tag betrachtet, an dem kleine Sünden mal drin sind", sagt Lommel.

Achtung
Unkontrollierte Fressattacken können schnell zur Essstörung werden. Dabei handelt es sich um das sogenannte Binge Eating. Dabei stopfen sich die Betroffenen mehrmals die Woche so mit Essen voll, dass ihr Bauch schmerzt oder ihnen übel wird. Binge Eater essen oftmals sehr hektisch, wenn sie keinen Hunger haben und am liebsten allein. Im schlimmsten Fall übergeben sie sich nach dem Essen, indem sie den Finger in den Hals stecken. Der Teufelskreis beginnt.

Finden Sie das richtige Maß

Ernährungsexperte Müller plädiert dafür, sich nicht die Woche über zu unterkalorisch zu ernähren, um die restlichen Kalorien für einen Tag aufzusparen. Auf diese Weise kann es aber zu Heißhungerattacken kommen. Denn oftmals landet nicht nur ein kleines Stück, sondern gleich die ganze Packung Schokolade im Magen. "Wer zu diesem unkontrolliertem Verhalten neigt, kann es tatsächlich mit einem gemäßigten Cheat Day probieren", sagt er.

Auch Ökotrophologe Wagner plädiert, die selbst auferlegten Essregeln nicht zu streng zu gestalten. "Jede Ernährungsumstellung ist erfolgreicher, je mehr erlaubte Ausnahmen es gibt", sagt er. "Verbieten wir uns zu viel, wollen wir es nur erst recht."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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