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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nahrungsergänzung Können Vitamintabletten das Obst ersetzen?
In vielen Haushalten finden sich Vitamintabletten, deren Einnahme Obst ersetzen soll. Allerdings ist es in den meisten Fällen nicht notwendig, die Ernährung auf diese Weise zu ergänzen. Gerade in letzter Zeit machen sich verstärkt Bedenken breit, wie sinnvoll diese Nahrungsergänzungsmittel überhaupt sind – oder ob sie nicht sogar eine Gefahr sind.
Obst ersetzen: Eigentlich nicht notwendig
Laut dem WDR nimmt etwa ein Drittel der Deutschen regelmäßig Vitamintabletten zu sich, rund 1,3 Milliarden Euro lassen sie sich diese Pillen und andere Präparate im Jahr kosten. Für die meisten Menschen ist es allerdings unsinnig, die Ernährung durch Vitamintabletten oder andere Supplementa zu ergänzen, um den Verzehr von Obst ersetzen oder zumindest reduzieren zu können. Gerade in Industrienationen nehmen die Menschen in der Regel Vitamine und Mineralstoffe in ausreichender Menge durch die tägliche Ernährung zu sich, weshalb Vitamintabletten eigentlich nicht nötig sind. (Lebenswichtige Vitamine und Nährstoffe)
Anders sieht dies jedoch bei Risikogruppen aus: Hier mag die Einnahme solcher Präparate und Nahrungsergänzungsmittel tatsächlich sinnvoll sein. So kann es beispielsweise ratsam sein, dass Schwangere auf diese Weise zusätzliche Folsäure aufnehmen, oder mangelernährte Senioren sowie Kleinkinder ihre Ernährung gezielt durch Vitamin-D-Präparate ergänzen.
Umstrittene Studien befeuern Ernährungsdiskussion
Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass Vitamintabletten tatsächlich Obst ersetzen und eine sinnvolle Ergänzung des täglichen Speiseplans sein könnten – oder diese zumindest keine schädlichen Nebenwirkungen hätten. Mittlerweile sehen dies viele Forscher anders. Kürzlich sind die Ergebnisse zweier US-Studien veröffentlicht wurden – die sogenannte Iowa-Studie und eine Erhebung im Fachmagazin "JAMA" –, die zu einem ganz anderen Schluss gekommen. Sie haben den Lebensstil und die Gesundheit von mehreren Tausend Männern und Frauen zum Teil über mehrere Jahrzehnte untersucht, wobei auch der Konsum von Vitamin- und Mineralpräparaten berücksichtigt wurde.
Vitamintabletten: Nicht gesund, sondern gefährlich?
Das überraschende, allerdings auch umstrittene Ergebnis: In der Iowa-Studie wurde eine um bis zu 45 Prozent erhöhte Sterblichkeit bei den Konsumenten von bestimmten Vitamintabletten festgestellt, laut der "JAMA"-Studie stieg bei den männlichen Probanden das Prostatakrebsrisiko um 17 Prozent. Gerade diese Ergebnisse haben dazu geführt, dass auch die Politik und die Behörden in Deutschland deutlich sensibler mit dem Thema umgehen. So fordert Jürgen Windeler, der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, in einem Artikel des "Spiegel": "Das Schadenspotenzial bei langfristiger Einnahme kann man nicht mehr ignorieren. Ich wäre für ein Zulassungsverfahren oder zumindest für ausdrückliche Warnhinweise, damit Patienten wissen, auf was sie sich bei Vitaminpillen einlassen." (So beugen Sie Vitaminmangel vor.)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.