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Schützt die Zuckersteuer vor Übergewicht?


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Gesundheitsprävention
Schützt eine Zuckersteuer vor Übergewicht?

msc

Aktualisiert am 13.03.2017Lesedauer: 3 Min.
Übergewichtiger Junge trinkt Flasche LimonadeVergrößern des Bildes
Softdrinks wie Limonade und Cola sorgen für immer mehr übergewichtige Menschen. (Quelle: Digital Vision/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Frankreich, Mexiko und Großbritannien haben sie bereits: die Steuer auf zuckerhaltige Getränke. In Deutschland werden Forderungen danach noch abgewiegelt. Obwohl die Zahl der Übergewichtigen und Diabeteskranken bei uns dramatisch steigt. Kann die Zuckersteuer einen Vorsorgeeffekt haben?

Die Zahl der übergewichtigen Menschen in Deutschland nimmt über alle Altersklassen zu. Genauso drastisch ist die Zunahme von Diabeteserkrankungen, volkstümlich auch Zuckerkrankheit genannt. Gleichzeitig steigt der Süßgetränkekonsum in den letzten Jahren exorbitant. Limonaden sind gerade bei Teenagern und jungen Erwachsenen geradezu cool geworden. Die Hersteller bringen immer mehr neue Lifestyledrinks mit viel Zucker auf den Markt.

Süßgetränkekonsum stark gestiegen

Inzwischen bestätigen viele Studien den negativen Einfluss von Limonaden & Co auf die Gewichtszunahme. Denn der menschliche Körper ist nicht fähig, den Kaloriengehalt zuckergesüßter Flüssigkeiten zu erkennen. Schon ein Glas mit 250 Milliliter zuckergesüßtem Getränk täglich führt zu einem zusätzlichen Gewicht von durchschnittlich 0,8 bis 1,2 Kilogramm pro Jahr.

Regelmäßiger Konsum von Limonaden erhöht zudem laut einer italienischen Studie das Risiko einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD). Kinder mit NAFLD haben ein hohes Risiko, eine schwere Lebererkrankung wie Leberzirrhose zu entwickeln.

Trotzdem hat sich der Verbrauch von Softdrinks in Deutschland seit 1970 verdoppelt. Er lag 2015 bei 300 Milliliter pro Kopf und Tag, bei 14 bis 18-jährigen Jungen sogar bei 500 Milliliter. Damit liegt Deutschland europaweit inzwischen an erster Stelle.

Kontra Zuckersteuer: Industrie und Ernährungsminister ohne Interesse

Die Getränkeindustrie hat bei solchen Zahlen entsprechend wenig Interesse an einer Zuckersteuer. "Eine Softdrink-Steuer macht nicht schlank oder gesund, sondern ist Symbolpolitik", sagt der Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke, Detlef Groß. Auch Bundesernährungsminister Christian Schmidt winkt mit der Begründung eines zu hohen „Verwaltungs- und Kontrollaufwands“ ab und setzt stattdessen auf mehr Ernährungsaufklärung.

Pro Zuckersteuer: Ärzte und Verbände fordern mehr Prävention

In Deutschland gilt heute für Lebensmittel und Medikamente ein niedrigerer Steuersatz als für Alkohol und Zigaretten. Zuckerhaltige Getränke sind als Lebensmittel klassifiziert. Ärzte, Verbände und die Weltgesundheitsorganisation WHO schlagen deshalb Alarm. Sie machen auf die starke Zunahme von Diabetes, Karies sowie Adipositas aufmerksam und warnen vor den entsprechenden Belastungen für das Gesundheitssystem. Aufgrund der dramatischen Entwicklung fordern sie eine erhöhte Steuer für zuckerhaltige Getränke.

Die eingenommenen Beiträge sollen helfen, die gesellschaftlichen Folgekosten des stark gestiegenen Süßgetränkekonsums zu decken. Eine Zuckersteuer kann auch den am meisten von Übergewicht betroffenen Menschen helfen, argumentieren Ärzte. Denn sozial schlechter gestellte Bevölkerungsgruppen sind auch diejenigen, die am stärksten unter Ungleichheiten im Gesundheitsstatus leiden.

Kann eine Zuckersteuer die Gesundheit fördern?

Mexiko hat bereits 2014 wegen einer drohenden Verfettung der Gesellschaft eine Zuckersteuer eingeführt. Pro Liter Süßgetränk muss man seitdem einen Peso, circa fünf Cent, mehr bezahlen. Der Effekt: Bereits im ersten Jahr nach Einführung der Steuer sank der Absatz um 6,2 Prozent, im zweiten Jahr sogar um 8,7 Prozent. Ein klares Indiz, dass Verbraucher statt Cola, Limo & Co auf gesündere Alternativen zurückgreifen: Der Konsum von Mineralwasser stieg um 5,2 Prozent.

In Kalifornien fallen die Zahlen noch deutlicher aus: Nachdem dort 2015 eine Getränkesteuer auf Softdrinks von 30 Cent pro Liter eingeführt wurde, sank in besonders von Übergewichtigen betroffenen Stadtteilen der Süßgetränkekonsum um satte 21 Prozent.

Paradigmenwechsel in der Prävention gefordert

Moralische Appelle und unverbindliche Verpflichtungen der Industrie zeigen in Deutschland bislang keine Abnahme von Diabetes- und Adipositas-Erkrankungen. Die Einführung einer Zuckersteuer könnte eine sinnvolle Maßnahme sein. Als Ergänzung schlagen die Befürworter eine gleichzeitige Senkung des Steuersatzes für Obst und Gemüse vor.

Grundsätzlich fordern immer mehr Ärzte und Gesundheitsorganisationen einen Paradigmenwechsel in der Präventionspolitik. Eine neue Zuckersteuer könnte im Rahmen einer umfassenden Gesundheitsreform umgesetzt werden und viel dazu beitragen, nicht nur die Gewichtszunahme zu verlangsamen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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