Kampf den Fettschürzen Wenn nach dem Abnehmen die Haut hängt
Überschüssige Haut am Bauch oder Falten im Gesicht: Bei vielen Übergewichtigen kommt nach dem Abnehmen der Frust. Zwar sind die überschüssigen Pfunde weg, doch nun gibt es ein neues Problem: Überall am Körper hängt die Haut schlaff herunter. Mit einer Operation können die Hautlappen entfernt werden. Doch diese birgt auch Risiken.
In vielen Fällen ist der Gang zum plastischen Chirurgen der einzige Ausweg, sagt Sven von Saldern, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC). Notwendig sei eine Operation besonders dann, wenn die überschüssige Haut nicht nur zu einem ästhetischen, sondern auch zu einem gesundheitlichen Problem wird.
Ausgedehnte Bauchdecke bildet sich oft nicht mehr zurück
Bei einem extremen Gewichtsverlust - wenn ein Patient beispielsweise nach einer Magenverkleinerung um die 50 Kilogramm Gewicht verliert - bildet der Körper die stark ausgedehnte Bauchdecke nicht mehr zurück, erklärt Professor Thomas Dirschka vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen. "Mit Massagen oder Cremes lässt sich eine vollkommen überdehnte Haut nicht wieder in eine schöne straffe Form bringen." Grund dafür sind erschlaffte oder gerissene Gewebestrukturen.
Hautlappen fördern Pilzinfektionen und Entzündungen
Vor allem am Bauch kommt es vor, dass diese Haut eine große Falte bildet, die dann wie eine Schürze runterhängt. Hautlappen können aber auch an den Oberschenkeln, am Rücken oder den Brüsten bleiben und unter Umständen auch gesundheitliche Konsequenzen mit sich bringen: "Die Patienten schwitzen, und es kann zu Entzündungen und Pilzinfektionen kommen", warnt von Saldern. Durch Reibung entstehen zusätzlich wunde Stellen. Ständige Schmerzen können die Folge sein. "In diesen Fällen rate ich zu einer Operation."
Fettschürze kann psychisch stark belasten
Doch häufig ist der Leidensdruck der Patienten nicht nur gesundheitlicher, sondern auch ästhetischer Natur, weiß von Saldern. Wer sich etwa im Sommer leichter bekleidet zeigen möchte, den belaste die überschüssige Haut psychisch mitunter stark. "Wenn Hautlappen am Körper hängen, ist das für viele nicht nur ein kleines Schönheitsproblem. Das kann für sie richtiggehend entstellend sein." Aus dem lange gehegten Wunsch, attraktiver zu sein und sich beispielsweise im Badeanzug zu zeigen, werde so eine Qual.
Massagen, Sport oder spezielle Cremes hätten nur eine geringe Wirkung bei leichtem Gewichtsverlust. "Koffeinhaltige Cremes können einen leichten Effekt auf das Bindegewebe haben. Aber tatsächlich nur bei ganz leichten Fällen", sagt Prof. Dirschka.
Gewicht muss zunächst ein halbes Jahr stabil bleiben
Doch bevor Patienten einen kosmetischen Eingriff vornehmen lassen, sollte das Gewicht mindestens ein halbes Jahr stabil bleiben. "Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn Patienten sich schnell runterhungern, aber die auslösenden Probleme der Adipositas nicht aus der Welt geschaffen sind", sagt von Saldern. Sport- und Ernährungsfragen spielten hier eine wesentliche Rolle. Denn nimmt der Patient nach der OP wieder Gewicht zu, kann dieses auf die frischen Narben drücken.
Oft sind Nachoperationen nötig
Ein solcher Eingriff bringt zudem "nicht unerhebliche Risiken" mit sich, sagt von Saldern. So können große Narben und Wundflächen die Folge sein: "Hier kann es Infektionen, Wundheilungsstörungen oder Nachblutungen geben." Ebenso werden bei den Operationen bisweilen kleine Gefühlsnerven an der Haut durchtrennt. "Es können Stellen übrig bleiben, wo sich das Gefühl nicht mehr vollständig normalisiert." Mehrmalige Nachoperationen sind durchaus üblich.
Nicht jeder Schönheitschirurg ist Facharzt
Daher sollte man den Chirurgen mit Bedacht auswählen: Jeder Arzt darf sich laut DGÄPC ungeachtet seiner Ausbildung etwa "Schönheitschirurg", "Kosmetischer Chirurg" oder "Ästhetischer Chirurg" nennen. Anders ist das bei den Bezeichnungen "Facharzt für Plastische Chirurgie", "Plastischer Chirurg", "Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie" oder "Plastischer und Ästhetischer Chirurg".
Auch über den Verlauf der OP lässt man sich am besten ausführlich informieren. Spätere Nahtverläufe sollten etwa mit Abbildungen verdeutlicht werden, rät die DGPRÄC. Außerdem muss klar sein, wie lange der stationäre Aufenthalt dauern wird, dass einige Nachsorgeuntersuchungen anfallen und dass eventuell auch mit Wundheilungsstörungen zu rechnen ist.
Krankenkasse zahlt nur selten
Die Kostenerstattung bei solchen Eingriffen ist schwierig. Hier komme es auf die Bewertung der jeweiligen Krankenkasse im Einzelfall an, sagt Ann Marini vom GKV-Spitzenverband. Falls es sich um ein medizinisches Problem mit Beeinträchtigungen von Körperfunktionen handle, zahle die Kasse. Bei einem rein ästhetischen Problem würden die Kosten nur übernommen, wenn es sich um eine Entstellung mit "beachtlicher Erheblichkeitsschwelle" handele.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.