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Mieterbund: Jeder Dritte kann Energiepreise nicht mehr stemmen | Strom und Gas


Mieterbund schlägt Alarm
Millionen werden Gasrechnungen nicht zahlen können

Von afp, neb

Aktualisiert am 07.08.2022Lesedauer: 2 Min.
Hohe Rechnungen: Knapp ein Drittel der Verbraucher könnten bei der Gasumlage vor schweren Problemen stehen. Der Mieterbund fordert einen zweijährigen Kündigungsschutz.Vergrößern des Bildes
Hohe Rechnungen: Knapp ein Drittel der Verbraucher könnten bei der Gasumlage vor schweren Problemen stehen. Der Mieterbund fordert einen zweijährigen Kündigungsschutz. (Quelle: DimaBerkut)

Die Preise für Strom und Gas steigen rasant. Mindestens ein Drittel aller Haushalte wird das vor große Probleme stellen, warnt der Deutsche Mieterbund.

Der Deutsche Mieterbund befürchtet, dass mindestens das untere Einkommensdrittel der deutschen Bevölkerung die steigenden Kosten für Energie nicht zahlen kann. "Das sind verdammt viele Menschen", sagte der Präsident des Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, dem "Tagesspiegel".

Betroffen seien vor allem Menschen, die knapp oberhalb jeder staatlichen Transferleistung liegen. "Wir sprechen hier über Millionen", so der Mieterbundpräsident.

Die Gas- und Strompreise steigen. Ab Herbst kommt auf alle Verbraucherinnen und Verbraucher außerdem eine Gasumlage zu, deren Umfang noch nicht feststeht. So viel ist allerdings bereits klar: Die zusätzliche Belastung wird für viele Haushalte über mehrere Hundert Euro liegen.

Mehrkosten für vierköpfige Familie von bis zu 1.190 Euro

Dabei kommt es auch auf den eigenen Verbrauch an, denn die Umlage wird etwa 1,5 bis 5 Cent pro verbrauchter Kilowattstunde betragen. Das bedeutet: Für einen Singlehaushalt könnten die Mehrkosten bei einem typischen Verbrauch von 5.000 Kilowattstunden pro Jahr zwischen 89 und 298 Euro liegen. Das zeigen Berechnungen des Verbraucherportals Check24.

Bei einer vierköpfigen Familie mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden pro Jahr können die Mehrkosten bereits über 1.000 Euro liegen – je nachdem, wie hoch die Umlage ausfallen wird. Zwischen 357 und 1.1190 Euro müsste die Familie allein für die Umlage zurücklegen.

Bis zu 40 Milliarden Euro Mehrkosten

Dabei haben viele Energieunternehmen ohnehin bereits ihre Kosten erhöht. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Kosten für Gas bereits mehr als verdoppelt. Experten schätzen, dass die Energieunternehmen insgesamt 40 Milliarden Euro umlegen müssen.

Und es könnte noch eine weitere Umlage drohen: Denn auch die Gasspeicher müssen von den Unternehmen gefüllt werden – auch hier ist dies für die Branche mit Extrakosten verbunden, die sie an die Verbraucher weitergeben dürfen. Wie hoch sie ausfallen werden, ist aktuell noch unklar.

Knapp sechs Wochen, bevor diese eingeführt werden würde, dürfte die Höhe für diese Umlage bekannt gegeben werden. Nach aktuellen Einschätzungen dürfte die zweite Umlage allerdings geringer ausfallen als die erste.

Wohngeld für Haushalte bis 5.000 Euro

Der Präsident des Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, fordert daher mehr staatliche Hilfen. "Man müsste die Einkommensgrenzen für Menschen, die Wohngeld beanspruchen können, deutlich erhöhen", sagte Siebenkotten dem "Tagesspiegel". Die Grenze solle dabei bei einem Haushaltsnettoeinkommen von 5.000 Euro im Monat liegen.

Zudem müssten eine jährliche Heizkostenpauschale und eine Klimakomponente ins Wohngeld eingebaut werden, forderte Siebenkotten. Damit könnten etwa Mietsteigerungen im Anschluss an eine energetische Sanierung aufgefangen werden.

Kündigungsschutz für betroffene Mieter

Doch was ist, wenn Haushalte die hohen Kosten im Winter nicht zahlen können? Der Mieterbund fordert für diese Fälle einen Kündigungsschutz und eine zweijährige Stundung der Schulden.

Der Vorschlag der SPD, die nur einen sechsmonatigen Kündigungsschutz nach Erhalt der Betriebskostenabrechnung einführen will, gehe nicht weit genug. "Man muss Mieter auch vor Kündigungen schützen, wenn sie erhöhte Vorauszahlungen nicht leisten können", so Siebenkotten.

Viele Verbraucher wissen bereits jetzt nicht, wie sie die erwartbaren Kosten im Winter stemmen sollen – und was noch auf sie zukomme, sagt die Chefin der deutschen Verbraucherzentralen, Ramona Pop, im Interview mit t-online. "Die Verbraucherzentralen berichten von Existenzängsten und wahrer Verzweiflung", sagt Pop.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Berechnung von Check24
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Handelsblatt Today: Gas-Umlage: Wie teuer wird es wirklich?
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