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Betrugsmasche Platincoin? Darum warnen Experten


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Vorwurf Pyramidensystem
Betrugsmasche? Darum warnen Experten vor Platincoin


Aktualisiert am 10.03.2021Lesedauer: 7 Min.
Mit dem Smartphone Geld verdienen: Das verspricht die Kryptowährung PlatincoinVergrößern des Bildes
Mit dem Smartphone Geld verdienen: Das verspricht die Kryptowährung Platincoin (Quelle: Screenshot/platincoin.com/Hersteller-bilder)
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Der Bitcoin-Hype lässt Anleger auch auf andere Kryptowährungen schauen. Eine wird besonders beworben: Platincoin. t-online erklärt, warum sie bei diesem Coin vorsichtig sein sollten.

Kryptowährungen werden immer bekannter und beliebter. Während Bitcoin oder Ether vor Jahren noch als spielerische Anlage für Techniknerds belächelt wurden, wollen nun Zahlungsdienstleister wie Mastercard oder Paypal ihr Geschäftsmodell für Kryptowährungen öffnen. Auch Großinvestoren wie Blackrock planen, Geld in die Kryptowährung zu investieren.

Doch solche Erfolgsgeschichten und die damit verbundene Aufmerksamkeit locken auch Betrüger an. Viele Kryptowährungen haben sich in den letzten Jahren entwickelt. Viele neue Coins werden sich nicht durchsetzen, einige versuchen schlicht, das schnelle Geld mit unerfahrenen Anlegern zu machen.

Eine dieser neuen Währungen ist Platincoin – und sie spaltet das Netz. Viele Institutionen wie die Bafin oder die Stiftung Warentest warnen vor ihr, weil Platincoin unter anderem keine Erlaubnis zur Erbringung von Finanzdienstleistungen habe. Auf t-online-Anfrage teilte die Bafin mit: "Unsere finanzaufsichtlichen Ermittlungen in diesem Zusammenhang dauern an." Gleichzeitig werben angeblich zufriedene Anleger für den Coin und verweisen auf das Kurswachstum. t-online nimmt daher den Coin genauer unter die Lupe und zeigt Ihnen, wie Sie eine seriöse Kryptowährung erkennen.

Was ist ein Scam?

"Scam" ist das englische Wort für Betrug. Betrugsmaschen bei Kryptowährungen gab es in der Vergangenheit öfter. So verloren in den letzten Jahren Privatanleger mit den Betrugswährungen Bitconnect und Onecoin hohe Summen – die Betrüger erbeuteten im Fall Bitconnect nach Expertenschätzungen etwa eine Milliarde Dollar.

Bei Onecoin sollen die Kriminellen bis 2016 über 2 Milliarden Euro von den Anlegern eingenommen haben, 2017 tauchte die Gründerin Ruja Ignatova plötzlich ab. Die Anleger ließ sie allein zurück – Chancen auf eine Auszahlung? Gab es nicht. Platincoin erinnert in einigen Eigenschaften an die vergangenen Scam-Währungen.

Was ist Platincoin?

Platincoin ist eine Kryptowährung, die im Verdacht steht, ein Scam, also eine Betrugsmasche, zu sein. Betreiber ist laut offizieller Website eine Firma namens "Platin Genesis Asia Limited" mit Sitz in Hongkong. Das Impressum enthält jedoch keinen Geschäftsführer oder eine anderweitig zuständige Person.

Diese Idee steckt hinter Platincoin

Das Konzept hinter Platincoin: Anleger können mit einer speziellen App Coins "minten". Gemeint ist damit das Erstellen neuer Platincoins – in der Kryptoszene heißt es aber eigentlich minen und nicht "minten". Die Betreiber der Kryptowährung versprechen ihren Anlegern für die Nutzung der App jedes Jahr 30 Prozent Rendite in Platincoins.

Doch die Gründer von Platincoin verwenden nicht ohne Grund einen anderen Begriff als branchenüblich: Um als Kunde neue Platincoins zu erstellen, muss man mit der "Spezialsoftware Powerminter" arbeiten. Beim regulären Minen, etwa bei Bitcoin oder Ether, braucht es dafür nur einen rechenstarken Computer, keine Spezialsoftware.

Wie funktionieren Platincoins?

Das ist für Laien auf den ersten Blick nicht klar ersichtlich. Laut Angaben der Platincoin-Webseite generiert die spezielle Smartphone-App "PLC Farm" mit einem "Powerminter" neue Coins aus den Platincoins, die der Kunde zuvor erworben hat. Wer dem Versprechen eines solchen Passiveinkommens glaubt, muss also erst einmal Geld bezahlen – und das zum Teil nicht zu knapp: Die sogenannten "Minting-Pakete" gibt es in 7 Stufen, von denen die teuerste demnach 10.000 Euro kostet.

Wie die "PLC Farm"-App ein einfaches Smartphone in eine Platincoin-Fabrik umbaut, erklärt die Internetseite indes nicht. Zum Vergleich: Bei Bitcoins steigen mit einer wachsenden Zahl an Coins auch die technischen Ansprüche, um einen Bitcoin zu generieren. Heutzutage gibt es für Bitcoins regelrechte "Miningfarms" mit Hochleistungsrechnern.

Platincoin spricht auf seiner Internetseite dagegen nur von einer "innovativen Konstruktion", die durch das "Zusammenwirken verschiedener Systeme und Untersysteme von Blockchain und Apps" funktioniere.

Allgemein zeichnet sich Platincoin nicht durch Transparenz aus – dabei ist gerade das eines der Hauptmerkmale der Krypto-Branche. Platincoin schreibt nur die Kernmerkmale seiner Blockchain auf die Internetseite. Ein umfassendes Whitepaper, das die technischen Details der Währung beschreibt, gibt es dagegen nicht.

Platincoin bietet allein ein Tech-Paper an, das ohne Deckblatt lediglich eine Seite lang ist – bedruckt mit zum Teil sehr großen Buchstaben. Zum Vergleich: Bei der größten Kryptowährung Bitcoin umfasst das tatsächliche Whitepaper neun Seiten mit zahlreichen technischen Details. Andere Währungen wie die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum haben komplexe Whitepaper, die mehr als 35 Seiten lang sind.

Ist Platincoin seriös?

Nein – zumindest nicht, wenn man den Warnungen von Verbraucherschützern, Krypto-Experten und der Bankenaufsicht Bafin glaubt. Bereits 2018 teilte die Bafin auf ihrer Internetseite mit, dass die Platin Genesis keine Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften oder Finanzdienstleistungen hat.

Noch immer ist auf ein entsprechender Hinweis auf der Webseite der Bafin hinterlegt, das Verfahren dauere an, heißt es. Die Stiftung Warentest führt Platincoin zudem seit 2018 auf ihrer "Warnliste Geldanlage".

Was sind die Gefahren bei Platincoin?

Neben den Warnungen vieler Institutionen gibt es auch aus technischer Sicht viele Gründe, nicht in Platincoin zu investieren. So wird die Kryptowährung zum Beispiel auf keiner der großen Kryptobörsen gehandelt. Lediglich kleinere Börsen, die zum Teil nicht einmal ein Impressum aufweisen, haben den Coin gelistet, etwa:

  • Bithum Global
  • Bitforex
  • Coinsbit

Ein Blick in das Orderbuch bei Coinsbit zeigt schnell: Wer auf dieser Börse verkaufen möchte, kann dies nur zu einem Festpreis von 5 Euro tun. Nach einer Analyse des Fach-Portals "Cryptoticker" überwogen bereits 2019 die Verkaufsorder bei weitem die Kaufinteressenten. Die Nachfrage nach den Platincoins war demnach selbst zu Hochzeiten gering.

Die steigenden Kurse erklärt die "Cryptoticker"-Analyse ebenfalls: Die Platincoin-Betreiber trieben mit Tradingbots das Handelsvolumen künstlich in die Höhe, echte Käufe gebe es demnach kaum. Platincoin bestreitet das. Das Unternehmen teilte t-online schriftlichen mit: "Der Vorwurf, die Platincoin-Betreiber hätten mit Tradingbots das Handelsvolumen künstlich in die Höhe getrieben, ist falsch."

Wer steckt hinter Platincoin?

Der Gründer der Währung ist der Russlanddeutsche Alex Reinhardt, um den die Seite "platincoin-events.com" einen regelrechten Personenkult aufbaut. Der Firmenname hinter Platincoin änderte sich in den vergangenen Jahren. Die Firma PLC Group AG mit Sitz in der Schweiz ist seit dem 28. Dezember 2016 im schweizerischen Handelsregister eingetragen.

Anschließend fiel Platincoin in die Zuständigkeit der Platin Genesis DMCC in Dubai und mittlerweile wird die Platin Genesis Asia Limited im Impressum geführt. Seinen Kurshöhepunkt hatte der Coin im Juni 2019 bei einem Preis von 48 Euro, aktuell ist der Coin dagegen nur noch 1,98 Euro wert.

Reinhardt soll in der Vergangenheit an einer dubiosen Kryptowährung beteiligt gewesen sein. Eine Seite, die sich auf die Bekämpfung von Multi-Level-Marketing-Systemen (MLM) spezialisiert hat, verbindet Reinhardt mit dem Swisscoin – eine gescheiterte Krypto-Währung, vor der die Stiftung Warentest 2016 in einem Atemzug mit Onecoin warnte.

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Tatsächlich ist es offensichtlich, dass sich auch Platincoin in Teilen durch MLM-Systeme finanziert. Auf ihrer Seite nennen die Betreiber es "Empfehlungsmarketing". Ein Kleinanleger, der für Platincoin auf einer privaten Webseite wirbt, spricht dagegen von "Vertriebsstrukturen, bei der Sie über Ihre eigenen Weiterempfehlungen und die Ihrer Partner bis in die 11. Vertriebsebene Provisionen erhalten."

Bei MLM-Systemen finanzieren neue Kunden die Bestandskunden – in den höheren Ebenen geht dies bis in den Millionenbereich. Die unteren Ebenen sind dagegen darauf angewiesen, dass neue Kunden und damit frisches Geld nachkommt. Wenn es keine Neukunden mehr gibt, bricht das ganze System zusammen.

Was passiert mit meinem Geld?

Das ist für Außenstehende nicht ganz klar. Mehrere Experten und Verbraucherschützer warnen aber vor hohen Risiken. Bei früheren Betrugsfällen wie bei Bitconnect und Onecoin etwa standen viele Investoren vor dem Totalverlust.

Fakt ist: Wenn Sie in Platincoin investieren, ist es sehr aufwendig, ihr Geld zurückzubekommen. Denn neben der mangelnden Nachfrage an den Börsen machen die Platincoin-Betreiber es den Anlegern sehr schwer, Gelder auszuzahlen.

So wird etwa auf der Website nicht beschrieben, wie Kunden ihre Platincoins auszahlen können – wer nähere Informationen zum Handel haben möchte, muss sich vorher registrieren. Wie die Auszahlungen also stattfinden, geht nur aus anonymen Insiderinformationen hervor.

  • Beispiel: In diesem Fall hat der Anleger nur 2,8 Platincoins täglich zur Verfügung. Wenn er diese ausgezahlt haben möchte, muss er dies per E-Mail beantragen. Eine schnelle Verkaufsorder, wie dies etwa bei etablierten Kryptowährungen an etablierten Börsen möglich ist, ist hier keine Option. Anschließend dauert es Tage, bis die E-Mail-Order ausgeführt wird und die Platincoins auf das eigene Wallet übertragen werden. Von dort aus müssen diese dann an das Börsenkonto bei Coinsbit übertragen werden. Hier kann der Anleger seine Platincoins für eine Gebühr von satten 15 Prozent verkaufen. Dabei ist die Verkaufsorder kein Selbstläufer, denn die Nachfrage ist gering.

Im Google Play Store beschweren sich zudem einige Anleger, die den "Powerminter" auf ihrem Smartphone nutzen, dass dieser nur anfangs ordentlich funktioniere. Immer wieder käme es zu Störungen und es sei oft nicht möglich, das Geld auf das eigene Wallet zu übertragen.

Es braucht also je nach Paket Jahre, um das Anfangsinvestment des "Minting-Pakets" wieder zu erwirtschaften. Dazu gibt es keine Sicherheit, dass die Nachfrage nicht vollends zusammenbricht und die Anleger auf ihren dann wertlosen Coin sitzenbleiben. Der Fall von Oncecoin zeigt zudem, wie schnell Betreiber von dubiosen Kryptowährungen untertauchen können und die Anleger mit Verlusten zurücklassen.

Wie erkenne ich eine unseriöse Kryptowährung?

Es gibt mehrere Alarmzeichen, um eine unseriöse Kryptowährung zu erkennen:

  • Versprechen von hohen, jährlichen Renditen
  • Provisionszahlungen für angeworbene Kunden
  • Kein Whitepaper
  • Keine Listung an bekannten Börsen
  • Mangelndes oder unvollständiges Impressum
  • Verpflichtender Kauf von Zusatzsoftware
  • Häufig wechselnder Sitz in Übersee-Standorten

Wenn sich eine Kryptowährung in ihrem Handel und Aufbau stark von anderen unterscheidet, gilt es, Vorsicht zu wahren. Unrealistische Renditeversprechen, Bonuszahlungen für neu gewonnene Kunden oder mangelnde Transparenz bei den technischen Hintergründen deuten auf unseriöse Angebote hin.

Wichtig: Als Anleger sind Sie besser beraten, wenn Sie in Kryptowährungen investieren, die auf den großen Handelsplattformen gelistet sind und ein ausführliches Whitepaper haben. Zudem gibt es im Internet einige sogenannte Blacklists, die betrügerische Währungen, Anbieter und Börsen aufführen. Platincoin ist auf dieser Liste nicht aufgeführt.

Anmerkung der Redaktion: Nachdem sich der Betreiber von Platincoin an t-online gewandt hat, haben wir entsprechende Aussagen im Artikel nachträglich ergänzt.

Verwendete Quellen
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