FDP-Verkehrsminister Nach Ärger mit Wissing? – Bahn-Chefaufseher tritt zurück
Wechsel im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn: Der bisherige Chefaufseher schmeißt hin. Offenbar hat er sich über Verkehrsminister Wissing geärgert.
Der Aufsichtsratschef bei der Deutschen Bahn, Michael Odenwald, hört zum 22. Juli auf. "Nach zehnjähriger Arbeit im Aufsichtsrat ist es Zeit für einen Wechsel", teilte Odenwald am Donnerstagabend mit. Zuvor hatte er das Kontrollgremium auf der Sitzung am Donnerstag informiert.
Sein Vertrag läuft Aufsichtsratskreisen zufolge eigentlich bis 2027. "Die Deutsche Bahn ist – ungeachtet aller aktuellen Herausforderungen – ein tolles Unternehmen, für das ich mich immer sehr gerne engagiert habe. Ich wünsche dem Vorstand, allen Führungskräften und insbesondere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alles erdenklich Gute", sagte Odenwald weiter.
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Der ehemalige Staatssekretär ist seit 2018 Chefkontrolleur beim Bahnkonzern. Der Jurist war seit 1992 im Verkehrsministerium tätig - von 1998 an als Referatsleiter, ab 2010 als Leiter der Zentralabteilung, seit 2012 dann als beamteter Staatssekretär. In dieser Funktion rückte er 2012 in den Bahn-Aufsichtsrat.
Streit mit Volker Wissing?
Warum Odenwald seinen Posten niederlegt, ist bislang unklar. Allerdings könnte es laut dem "Spiegel" mit den neuen Plänen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zusammenhängen, genauer: dem Umgang Wissings mit dem Aufsichtsrat.
Wissing will die Sanierung des maroden Schienennetzes der Bahn vorantreiben. "So wie es ist, kann es nicht bleiben", sagte Wissing am Mittwoch in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bahnchef Richard Lutz. "Ich will die Probleme angehen und lösen, indem ich sie zur Chefsache mache."
Odenwald sei darüber verärgert gewesen, dass eine Strategiesitzung mit dem Aufsichtsrat von Wissing abgesagt wurde, die Pressekonferenz aber dennoch stattfand. Auch soll Odenwald empört haben, dass Wissing die Interessen des Bundes von nun an stärker gegen den Aufsichtsrat durchsetzen wolle.
Bahnchef: "Bedauern Entscheidung"
Auf den Streit nahm Bahnchef Lutz in seiner Stellungnahme am Donnerstag keinen Bezug. "Wir bedauern die Entscheidung von Herrn Odenwald sehr", teilte Lutz lediglich mit. "Er hat sich in all den Jahren um die Deutsche Bahn verdient gemacht. Dafür gebührt ihm ausdrücklicher Dank und große Anerkennung."
Sollte bis zum Weggang Odenwalds kein Nachfolger gefunden werden, wird zunächst sein bisheriger Stellvertreter, der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Klaus-Dieter Hommel, den Vorsitz des Aufsichtsrats übernehmen.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur Reuters
- Spiegel: "Bahn-Aufsichtsratschef Odenwald tritt zurück"