Überraschende Ifo-Studie Ölkonzerne geben Tankrabatt größtenteils weiter
Wie sähen die Preise an der Zapfsäule ohne den Tankrabatt aus? Dieser Frage ist jetzt das Ifo-Institut nachgegangen. Das Ergebnis dürfte viele Autofahrer überraschen.
Der Tankrabatt für Benzin und Diesel dürfte fast vollständig bei den Verbrauchern angekommen sein. Zu diesem – für manche vielleicht überraschenden Urteil – kommt jetzt das Münchner Ifo-Institut.
"Beim Diesel haben die Tankstellen ihn zu 100 Prozent weitergegeben, also 17 Cent Steuersenkung je Liter", sagte Ifo-Forscher Florian Neumeier am Dienstag laut Mitteilung. "Beim Super Benzin waren es 29 bis 30 Cent von den 35 Cent Steuersenkung, also 85 Prozent."
Neumeier hat für seine Berechnung, die er gemeinsam mit Ifo-Präsident Clemens Fuest durchgeführt hat, die Tankstellenpreise vor und nach dem 1. Juni, dem Tag der Steuersenkung, betrachtet und mit jenen an französischen Zapfsäulen verglichen. Dabei nahmen die beiden an, dass die Preise in Deutschland ohne den Tankrabatt einer ähnlichen Entwicklung gefolgt wären wie in Frankreich, wo die Steuern nicht geändert wurden.
Heißt also: Ohne den Tankrabatt wären die Preise deutlich höher, so wie es jüngst auch Finanzminister Christian Lindner (FDP) betonte.
Künftige Weitergabe des Steuerrabatts ungewiss
Die Studie dürfte viele Menschen verwundern. Jüngst war bei den meisten Verbrauchern der Eindruck entstanden, dass die Mineralölkonzerne den Rabatt nur kurzzeitig an die Kunden weitergegeben hätten, wenige Tage später die Preise jedoch wieder angezogen haben.
Dies ist zwar nach Berechnungen der Ifo-Forscher nicht der Fall. Gleichwohl könne es sein, dass sich die Preisentwicklung in den kommenden Wochen ändern könnten. Ob die Steuersenkung dauerhaft an die Verbraucher weitergegeben werden, sei offen.
Unabhängig davon hält Ifo-Chef Fuest wie die meisten Ökonomen in Deutschland die Einführung des Tankrabatts dennoch für falsch. "Trotz der Weitergabe an die Konsumenten ist der Tankrabatt nicht sinnvoll“, sagte er.
Tankrabatt helfe den Falschen
Grund dafür sei unter anderem, dass er Menschen mit höherem Einkommen und höheren Spritausgaben zugutekomme und nicht Menschen mit weniger Geld. "Darüber hinaus setzt er die falschen Anreize", so Fuest. "Er hält nicht dazu an, weniger Benzin und Diesel zu verbrauchen. Aus ökologischen Gründen und um die Abhängigkeit von Russland zu vermindern, wäre aber das genaue Gegenteil notwendig."
Zuletzt hatten auch zahlreiche andere Experten den Tankrabatt immer wieder kritisiert, darunter auch der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. Hüther sagte t-online am Montag: "Der Tankrabatt war ein Fehlgriff mit Ansage."
- Ifo-Pressemitteilung