Steigende Preise Fahrerstreik in Südkorea gefährdet globale Lieferketten
Seit Tagen streiken in Südkorea Tausende von Lkw-Fahrern. Das könnte drastische Auswirkungen auf die ohnehin angespannten Lieferketten weltweit haben. Schon jetzt mussten einige Unternehmen die Produktion stoppen.
Ein Streik von Tausenden südkoreanischen Lkw-Fahrern birgt ein neues Risiko für die weltweit ohnehin unter Druck stehenden Lieferketten. Die Fahrer legten am Donnerstag bereits den dritten Tag in Folge ihre Arbeit nieder. Dadurch wurden Transporte aus Häfen und Containerlagern unterbrochen.
Südkorea ist international stark vernetzt dank weltweit agierender Konzerne wie Samsung, Hyundai oder Kia. Die globalen Lieferketten sind nach wochenlangen Lockdowns in chinesischen Städten wie China ohnehin angespannt. Der Verband der südkoreanischen Automobilindustrie bezeichnete den Streik als "extrem egoistisch". Die Branche, die ohnehin unter dem weltweiten Mangel an Mikrochips leidet, werde dadurch weiter unter Druck gesetzt.
Beim Autobauer Hyundai Motor kam es bereits zu Produktionsunterbrechungen in den Werken in Ulsan. Dort hatten sich Lkw-Fahrer geweigert, Bauteile an die Hyundai-Werke zu liefern, wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Auch der Reifenhersteller Hankook Tire & Technology meldete Probleme, ebenso der Stahlkonzern Posco.
Auch in den Häfen sind die Folgen bereits zu spüren. "Im Moment kommt nur eine minimale Frachtmenge in die Häfen", sagte ein Vertreter des Hafenverbandes. "Die Realität ist jetzt, dass es sehr schwierig ist."
Folgen auch für Deutschland?
Dem Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge könnten die Störungen in Südkorea auch in Deutschland spürbar werden. "Für Deutschlands Wirtschaft spielt Südkorea zwar im Vergleich zu dem großen Nachbarn China in der zweiten Liga", sagte IfW-Handelsforscher Vincent Stamer zu Reuters. "Das Land ist aber außerhalb des geografischen Europas der fünftwichtigste Handelspartner Deutschlands und damit sogar wichtiger als Mexiko oder Kanada."
Insbesondere im Elektronikbereich sei das Land sehr gut in globale Lieferketten integriert und habe dadurch Bedeutung für Deutschland. Etwa 30 Prozent der Fahrergewerkschaft beteiligten sich an dem Streik, was dem Verkehrsministerium zufolge etwa 7.200 Beschäftigten entspreche.
Forderung nach höheren Löhnen
Die Fahrer fordern angesichts der stark gestiegenen Kraftstoffpreise höhere Löhne. Präsident Yoon Seok Yeol warnte die Streikenden vor Gewalt. "Unter keinen Umständen wird die Öffentlichkeit Handlungen akzeptieren, die gegen das Gesetz verstoßen und zu Gewalt führen", sagte Yoon. Die Regierung versuche, die Situation durch Dialog zu lösen.
"Angesichts der in die Höhe schießenden Kraftstoffpreise und der Tatsache, dass die Regierung nicht genug unternimmt, um unseren Lebensunterhalt zu sichern, wächst unsere Frustration immer weiter", sagte der leitende Funktionär der Lkw-Gewerkschaft, Kim Jae Kwang, der Nachrichtenagentur Reuters. "Und selbst ohne Streiks sind viele Lkw-Fahrer, die Geld verlieren, bereits in einer Situation, in der sie ihre Arbeit einstellen müssen."
- Nachrichtenagentur Reuters