Trotz steigender Inflation EZB belässt Leitzins bei null Prozent
Alles bleibt beim Alten: Die EZB belässt den wichtigen Leitzins bei null Prozent. Dabei fordern Experten wegen der steigenden Inflation eine Abkehr von der Niedrigzinspolitik.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins nicht angetastet. Wie die Notenbank der Eurozone am Donnerstag bekanntgab, belässt sie den wichtigen Zinssatz bei null Prozent, trotz steigender Inflation. Auf dem Niveau rangiert er bereits seit 2016.
Zugleich müssen Finanzinstitute weiterhin Strafzinsen berappen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken. Den dafür gültigen sogenannten Einlagesatz beließen die Währungshüter bei minus 0,5 Prozent. Lesen Sie hier mehr zur Geldpolitik der EZB.
Sie halten sich jedoch weiterhin die Tür für eine künftige Erhöhung offen: Der EZB-Rat stehe bereit, "alle seine Instrumente" bei Bedarf anzupassen. Damit will er sicherstellen, dass sich die Inflation mittelfristig bei seinem Zielwert von 2,0 Prozent stabilisiert.
Inflation als kurzfristiges Phänomen?
Entgegen vieler Erwartungen hat sich die Teuerung im Währungsraum zu Jahresanfang nicht abgeschwächt, sondern weiter beschleunigt. Mit 5,1 Prozent wurde eine neue Rekordmarke seit Bestehen des Währungsraums aufgestellt.
Die Notenbank bewertet den hohen Preisauftrieb jedoch als größtenteils übergangsweises Phänomen, das vor allem auf coronabedingte Sonderfaktoren zurückgeht. Zinsanhebungen in diesem Jahr seien daher sehr unwahrscheinlich, hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bis zuletzt regelmäßig betont.
Denn für die Jahre 2023 und 2024 gehen die Währungshüter von Inflationsraten in der Nähe ihres mittelfristigen Preisziels von zwei Prozent aus. Das spricht aus Sicht der EZB gegen eine rasche geldpolitische Reaktion, da Zinsanhebungen eher mittelfristig wirken.
Andere Notenbanken sind da schon weiter. Am Donnerstag hob etwa die Bank of England ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent an. Welche Zentralbanken bereits auf die Inflation reagierten, lesen Sie hier.
Bundesbank-Chef: Wenn erforderlich, muss EZB handeln
Der seit Jahresbeginn amtierende Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte zu seinem Amtsantritt gewarnt, er sehe "derzeit eher die Gefahr, dass die Inflationsrate länger erhöht bleiben könnte als gegenwärtig erwartet".
Nagel betonte: "Bei aller Unsicherheit ist eines ganz klar: Wenn es die Preisstabilität erfordert, muss der EZB-Rat handeln und seinen geldpolitischen Kurs anpassen." Am Donnerstag nahm Nagel erstmals an den Beratungen des EZB-Rates teil.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters