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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Verband über Feuerwerksverbot "Silvester wie früher wird es nicht mehr geben"
Auch zum Jahreswechsel 2021/2022 darf kein Feuerwerk verkauft werden, wie bereits vergangenes Jahr. Die Branche rechnet jetzt damit, dass Dutzende Firmen pleitegehen. Die Zukunft von Silvester in seiner herkömmlichen Form sei in Gefahr.
Der Geschäftsführer des Verbandes der pyrotechnischen Industrie (VPI), Klaus Gotzen, hat das von der Ministerpräsidentenkonferenz beschlossene Feuerwerksverbot scharf kritisiert. "Wir sind über diese Entscheidung fassungslos", sagte er t-online. "Der Großteil unserer Firmen steht jetzt vor dem Aus."
Denn: 90 Prozent des Umsatzes der Feuerwerksbranche werde in den letzten drei Tagen des Jahres gemacht, so Gotzen. "Man hat mal eben mit einem Federstrich eine ganze Branche an den Rande des Ruins gebracht", sagte er. "Das ist der Todesstoß für uns." Den rund 3.000 Beschäftigten der Branche drohe nun die Arbeitslosigkeit. "Sie werden kein schönes Weihnachtsfest verbringen."
Unter dem Dach des VPI haben sich 21 Mitgliedsunternehmen zusammengefunden, darunter auch die großen deutschen Anbieter Weco, Comet und Nico.
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"Feuerwerk führt nicht zu mehr Einlieferungen ins Krankenhaus"
Hintergrund für das Feuerwerksverbot ist neben der Sorge vor neuen Infektionen auch eine zusätzliche Belastung der Krankenhäuser durch Böllerunfälle zu vermeiden. "Es gibt keine Zahlen, die das belegen", so Gotzen. "Feuerwerk führt nicht zu mehr Einlieferungen ins Krankenhaus. Dies ist nicht zutreffend."
Bereits zum Jahreswechsel 2020/2021 hatte es wegen der Pandemie ein bundesweites Verkaufsverbot für Feuerwerk gegeben, zugleich galt ein An- und Versammlungsverbot für Silvester und Neujahr. Außerdem richteten viele Städte und Gemeinden Bereiche ein, in denen das Zünden von Feuerwerk untersagt war.
Verbandschef sorgt sich um Silvester
"Schon 2020 wurde uns kurz vor knapp das Geschäft kaputt gemacht." Damals hätten die Mitgliedsunternehmen die produzierten Böller und Raketen eingelagert. "Dieses Jahr haben wir nichts mehr produziert, die Lager sind noch voll. Unsere Mitarbeiter waren das ganze Jahr in Kurzarbeit und hatten die Hoffnung auf ein normales Silvester. Die wurde nun zunichtegemacht."
Von dem Feuerwerksverbot betroffene Unternehmen sollen Kompensationen durch Staatshilfen erhalten. "Das wird nicht für die Rettung der Branche reichen. Bis jetzt sind teils nicht mal die versprochenen Gelder aus 2020 geflossen", so Gotzen.
Er befürchtet, dass auch die künftigen Jahreswechsel das Feuerwerk ausfallen könnte – selbst wenn die Pandemie dann vorbei sein sollte. "Wenn die meisten unserer Unternehmen dichtmachen müssen, wird das dazu führen, dass nächstes Jahr kaum Feuerwerk verkauft werden kann", so Gotzen. "Silvester wie früher wird es womöglich nicht mehr geben."
- Eigene Recherche
- Gespräch mit Klaus Gotzen
- Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und dpa