Importe teurer Gewürzindustrie kämpft mit Lieferengpässen
Vieles wird momentan teurer in Deutschland, jetzt auch Gewürze? Die Industrie klagt über Lieferschwierigkeiten – und macht erste Andeutungen, wie sich das auf die Preise auswirken könnte.
Die deutsche Gewürzindustrie kann die gestiegene Nachfrage nach Zimt, Pfeffer und Co. nur schwer bedienen. Grund dafür sind vor allem weltweite Lieferengpässe, gestiegene Transportkosten und schwierige Witterungsbedingungen in Produktionsländern. Betroffen sind demnach eine ganze Reihe von Gewürzen, so etwa Ingwer, Muskat oder Kurkuma.
"Lieferengpässe, eine gestiegene Nachfrage in den Herkunftsländern und zusätzlich problematische Wetterbedingungen in Süd- und Osteuropa erschweren die Ernten für 2021 und bringen die Gewürzindustrie in Bedrängnis", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes der Gewürzindustrie, Markus Weck, am Donnerstag. Auch die Corona-Pandemie wirkte sich negativ aus.
So fehlten in den Ursprungsländern häufig Erntehelfer, die Produktion insgesamt verlangsamte sich und wichtige Häfen wurden zeitweise geschlossen. Extreme Wetterlagen wie Starkregen, enorme Trockenheit und Waldbrände führten außerdem zu Ernteausfällen.
Wenige Schiffscontainer verfügbar
Auch die Schwierigkeiten in der Logistikbranche treffen die Gewürzindustrie, die besonders importabhängig ist, demnach stark. Die eingeschränkte Verfügbarkeit von Schiffscontainern habe die reinen Frachtkosten für einen Container aus China beispielsweise um rund 900 Prozent steigen lassen. Dies habe direkte Auswirkungen auf den Import klassischer Gewürze wie Pfeffer, Paprika, Ingwer, Muskat, Zimt, Kreuzkümmel und Kurkuma.
"Unsere Mitglieder erwarten eine Entspannung der Situation im Frachtbereich frühestens zur zweiten Jahreshälfte 2022", erklärte Weck weiter. Bis dahin bleibe die Lage "extrem angespannt".
"Qualität hat ihren Preis"
Auch die steigenden Energiekosten machen der Branche zu schaffen. Zudem stiegen die Kosten für Verpackungsmaterial, insbesondere Kunststoffe, deutlich an. Preisaufschläge von 30 bis 40 Prozent seien keine Seltenheit. Die Kosten für Stahl und Blech hätten sich teilweise verdoppelt.
Der Fachverband äußerte sich zunächst nicht zu möglichen Preissteigerungen für die Endverbraucher. "Die Gewürzindustrie setzt alles daran, die Nachfrage von Handel und weiterverarbeitender Industrie zu bedienen und dabei eine optimale Qualität zu gewährleisten", erklärte der Präsident des Fachverbandes, Wolfgang Schulze.
Zwischen den Zeilen jedoch deutete Schulze an, dass manches Gewürz ob der Lieferengpässe künftig durchaus etwas mehr kosten dürfte. "Die aktuellen Schwierigkeiten führen uns aber mehr denn je vor Augen, dass diese Qualität auch ihren Preis hat", so der Verbandspräsident
- Nachrichtenagentur AFP