Nach Flutkatastrophe Versicherer warnen Bürger vor geringem Extremwetterschutz
Nach der Hochwasserkatastrophe in Teilen Deutschlands sieht die Branche viele Menschen nicht ausreichend versichert. Viele Deutsche würden Extremwetter noch unterschätzen.
Die Versicherungswirtschaft sieht einen Großteil der Deutschen nicht ausreichend gegen Extremwetterereignisse geschützt – oftmals aus Unwissen. "Viele Eigentümer unterschätzen die Gefahr starker Regenfälle für ihr Haus", sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, der "Passauer Neuen Presse" vom Mittwoch. "Oder sie schätzen den Umfang ihrer Wohngebäudeversicherung falsch ein."
In vielen älteren Verträgen seien oft nur Sturm und Hagel versichert, nicht jedoch Starkregen und Hochwasser, sagte Asmussen weiter. Dafür sei der Zusatzbaustein Elementarschadenversicherung nötig. In Deutschland sind derzeit nach Angaben der Branche nur 46 Prozent der Gebäude gegen Naturgefahren wie Hochwasser und Überschwemmung versichert.
Streit um Pflichtversicherung
Ökonomen sprachen sich daher für eine Pflichtversicherung für Flutrisiken aus. Die Münchner Ökonomin Monika Schnitzer hält eine Versicherungspflicht für sinnvoll, "wenn man verhindern will, dass manche auf eine solche Versicherung verzichten im Vertrauen darauf, im Katastrophenfall Hilfe durch den Staat zu erhalten", sagte das Mitglied des Sachverständigenrats jüngst der "Wirtschaftswoche". Allerdings müsse die Höhe der Prämien auf die Höhe der Risiken abgestimmt sein. "Wessen Haus und Grund stärker gefährdet sind, sollte höhere Prämien zahlen."
Die Versicherungsbranche lehnt solche Vorschläge dagegen ab. Eine solche Pflicht nähme Hausbesitzern und Unternehmen den Anreiz, gegen Flut- und andere Extremwetterrisiken vorzusorgen, sagte Asmussen dem "Spiegel".
Das könne dazu führen, dass entweder die Prämien für die Versicherungsnehmer unbezahlbar hoch oder am Ende die Risiken für die Versicherer untragbar groß würden. "Eine Pflichtversicherung kann am Ende nicht die Kosten der fehlenden Klimafolgenanpassung schultern."
Erste Schadensschätzungen sollen diese Woche kommen
Bereits jetzt zeichne sich ab, dass 2021 eines der schadensträchtigsten Jahre seit 2013 werden könnte, als Teile Deutschlands ebenfalls von einer Flutkatastrophe heimgesucht wurden, teilte der GDV jüngst t-online mit.
Damals habe der versicherte Schaden 9,3 Milliarden Euro betragen. Mit einer ersten Schätzung der Schäden der aktuellen Katastrophe rechnet der Verband im Laufe dieser Woche.
- Nachrichtenagenturen AFP und dpa