USA-Ableger Wirecard-Tochter stellt sich selbst zum Verkauf
Der Wirecard-Skandal erreicht jetzt auch die USA – zumindest indirekt: Der US-Ableger des deutschen Unternehmens sucht für sich selbst einen Käufer. Die Nachricht könnte den Beginn eines Ausverkaufs markieren.
Der wegen eines Bilanzskandals ums Überleben ringende Dax-Konzern Wirecard dürfte schon bald seine US-Tochter verlieren. Wirecard North America stellt sich zum Verkauf, wie das US-Unternehmen in der Nacht auf Dienstag selbst mitteilte.
Eine Investmentbank koordiniere den Prozess. Die US-Amerikaner betonen in der Mitteilung ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit von dem angeschlagenen Konzern aus Aschheim bei München. "Wirecard North America ist eine selbsttragende Einheit, die weitgehend autonom von Wirecard ist", hieß es.
Investoren spekulieren auf Übernahme durch Konkurrenz
Wirecard war erst 2016 mit der Übernahme einer Prepaid-Kreditkartenfirma von der Bad Bank der US-Großbank Citigroup in den US-Markt eingestiegen. Ein Verkauf der Aktivitäten könnte womöglich nur der Auftakt zum Ausverkauf bei den Bayern sein, die mittlerweile unter vorläufiger Insolvenzverwaltung stehen. An der Börse wird angesichts der jüngsten Kursentwicklung bereits darauf spekuliert, dass sich Investoren oder Konkurrenten Teile von Wirecard schnappen könnten.
Der Zahlungsdienstleister, der bargeldlose Geldflüsse zwischen Händlern auf der einen und Banken sowie Kreditkartenfirmen auf der anderen Seite abwickelt, hatte unlängst mutmaßliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingestanden. Daher droht dem Unternehmen, das noch vor nicht allzu langer Zeit als eine der wenigen, wirklich großen Tech-Hoffnungen Deutschlands galt, die Zahlungsunfähigkeit.
In Singapur prüft Wirecard nach Angaben der dortigen Zentralbank, ob die Weiterführung der Geschäfte in dem Land möglich ist. Kreditkartenzahlungen bei Händlern, die die Dienstleistungen von Wirecard in Anspruch genommen hätten, sowie die Nutzung von Prepaid-Karten, die von Wirecard herausgegeben werden, seien betroffen, wenn das Unternehmen den Betrieb in Singapur einstelle, erklärte die Zentralbank. Die Einheiten des Konzerns hätten jedoch sichergestellt, dass Kundengelder auf getrennten Konten bei Banken in Singapur seien.
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters