Verkauf an russischen Investor Ehemaliger Lidl-Topmanager soll Real aus Misere führen
Der neue Eigentümer der Real-Märkte, ein russischer Investor, will das alte Führungsteam austauschen. Langfristig werden die neuen Chefs aber nicht arbeiten – schließlich soll die Supermarktkette zerschlagen werden.
Der russische Finanzinvestor und künftige Real-Eigentümer SCP will sofort nach Vollzug der Übernahme die Führung der Supermarktkette austauschen. Nach dem im Mai oder Juni erwarteten Abschluss des Kaufprozesses werde eine neue Geschäftsführung die Leitung übernehmen – an erster Stelle das ehemalige Lidl-Vorstandsmitglied Bojan Luncer, teilte SCP am Montag mit.
Luncer wird das Unternehmen SCP Retail Investments als Vorstandschef leiten. Diese Gesellschaft soll die Real-Geschäfte für eine Übergangszeit von etwa zwei Jahren führen. Ein Real-Sprecher wollte den Führungswechsel zunächst nicht kommentieren.
Neben Luncer sollen dem neuen Führungstrio der Experte für Unternehmens-Restrukturierung Michael Dorn und der ehemalige Rewe-Manager Oliver Mans angehören. Das neue Führungsteam vereine "langjährige Führungserfahrung mit profunder Expertise im Handel sowie für komplexe Transformationsprozesse", sagte der Vorsitzende des Verwaltungsrats von SCP Retail Investments, Patrick Kaudewitz. Kaudewitz selbst war bis 2019 Chef von Kaufland.
Real soll zerschlagen werden, 30 Märkte sollen bald schließen
Bis zum Abschluss der Transaktion wird die Führung des Unternehmens weiter bei der bisherigen Doppelspitze mit Patrick Müller-Sarmiento und Henning Gieseke liegen, wie SCP betonte. Sie hatten in den vergangenen Jahren versucht, der Supermarktkette mit einem neuen Marktplatzkonzept, das auf Erlebniseinkauf und zahlreiche Gastronomieangebote setzte, neuen Schwung zu geben. Doch spielen solche Zukunftskonzepte für Real nun wohl keine große Rolle mehr.
SCP will Real nach der Übernahme zerschlagen. Ein Großteil der 276 Real-Märkte soll an Wettbewerber wie Kaufland, Globus oder Edeka verkauft werden. Nur ein Kern von 50 Filialen soll noch 24 Monate unter dem Namen Real weitergeführt werden.
Rund 30 Filialen sollen mangels Zukunftsperspektiven geschlossen werden. Bereits in der vergangenen Woche waren die Schließungstermine für sieben Filialen angekündigt worden.
Die Gewerkschaft Verdi sieht nach früheren Angaben im Zuge der Übernahme bis zu 10.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Die Real-Mutter, die Metro-Gruppe, dementiert das bislang – und hält die Zahl für übertrieben.
- Nachrichtenagentur dpa
- Immobilien Zeitung
- Handelsblatt