Wertloses Nebenprodukt? So wenig erhalten deutsche Bauern für ein Kalb
Wie viel ist ein Tierleben wert? Recht wenig, gehen wir nach den aktuellen Preisen für Kuh- und Bullenkälber. Das große Angebot führt zu einem starken Preiseinbruch. Die Ursachen sind vielfältig.
Der Preis für Kälber ist in Deutschland in den vergangenen Monaten stark eingebrochen. Im Oktober 2019 hätten Landwirte im Schnitt 8,49 Euro für ein Kuhkalb bekommen. Im Mai habe der Preis noch bei 25 Euro gelegen, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium auf Anfrage der Grünen mit, wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet.
Überangebot an Bullenkälber
Das Ministerium bezieht sich dem Bericht zufolge auf Zahlen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft. Demzufolge bekamen Bauern auch für Bullenkälber deutlich weniger Geld: Im Oktober 2019 habe der durchschnittliche Preis bei unter 50 Euro gelegen, im Mai seien es noch fast 105 Euro gewesen. Die Bundesregierung begründet den Preiseinbruch mit einem Überangebot an Kälbern.
Nebenprodukte der Viehzucht
Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der Grünen, kritisierte in der "NOZ": "In der industriellen Milchproduktion verkommen die nicht benötigten Kälber zu wertlosen Nebenprodukten." Vor allem männliche Kälber werden auf Milchviehbetrieben nicht benötigt. Sie werden häufig an spezialisierte Betriebe verkauft, die die Tiere bis zur Schlachtreife mästen. Die weiblichen Tiere werden überwiegend in der Milchproduktion eingesetzt, überzählige oder unfruchtbare Kuhkälber werden verkauft.
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Kälbermast im Ausland
Viele dieser Mastbetriebe befinden sich laut "NOZ" im Ausland. Der Export sei aber ins Stocken geraten, wie Transportzahlen der Bundesregierung zeigten. Der Bauernverband kritisierte, dass einzelne Veterinärämter keine Genehmigungen mehr für Kälbertransporte in andere EU-Länder erteilten. "Das führt direkt und unmittelbar zu einem starken regionalen Angebotsüberhang und zu einem Preisverfall. Dieses Verhalten der Behörden halten wir für untragbar", erklärte der Verband gegenüber der Zeitung.
- Nachrichtenagentur AFP