Sportartikelriese Ehemaliger Ebay-Chef übernimmt Spitzenjob bei Nike
Der bisherige Vorstandschef des Sportartikelherstellers Nike hat seinen Rücktritt angekündigt. Mark Parker hatte finanzielle Erfolge erzielt – aber auch immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt.
Bei Nike naht das Ende einer Ära: Der langjährige Vorstandschef Mark Parker hat seinen Rücktritt angekündigt. Am 13. Januar 2020 wird der 64-Jährige den Spitzenposten räumen, wie das mit Adidas rivalisierende Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte.
Zum Nachfolger wurde John Donahoe auserkoren, der derzeit das Software-Unternehmen ServiceNow führt und früher unter anderem jahrelang Chef der Online-Handelsplattform Ebay war. Donahoe sitzt bereits seit 2014 in Nikes Verwaltungsrat.
Parker für Nikes finanzielle Erfolge mitverantwortlich
Parker, der seit 2006 Vorstandschef ist, wird Nike als geschäftsführender Verwaltungsratsvorsitzender erhalten bleiben. In seiner Zeit als Nike-Chef hat er finanzielle Meilensteine erreicht – Verkaufszahlen und Aktienkurs des US-Sportartikelriesen stiegen über die Jahre kontinuierlich an. Mit einem Börsenwert von zuletzt knapp 150 Milliarden Dollar lässt Nike den deutschen Erzrivalen Adidas klein aussehen, auch beim Umsatz liegt der US-Konzern weit vorne.
Sexismus-Vorwürfe überschatten Einsatz gegen Rassismus
Allerdings standen den geschäftlichen Erfolgen gerade zuletzt auch etliche negative Schlagzeilen gegenüber, die Parker unter Druck setzten. Berichte über Sexismus-Vorwürfe und angebliche Diskriminierung im Unternehmen machten die Runde. Ausgerechnet bei Nike, wo Parker sich um ein progressives Image bemühte – etwa mit NFL-Rebell Colin Kaepernick als Werbeträger, der aus Protest gegen die Unterdrückung Schwarzer vor American-Football-Spielen demonstrativ während der US-Nationalhymne kniete.
Wegen Doping-Skandal im Oregon Project in der Kritik
Zuletzt kam der Skandal um Nikes umstrittenes Trainingszentrum namens Oregon Project hinzu, dessen Chef Alberto Salazar wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Regeln gesperrt wurde. Laut E-Mails und Akten, aus denen US-Medien zitierte, soll Leichtathletiktrainer Salazar Parker angeblich mehrmals über Testosteronexperimente informiert haben. Die Affäre brachte auch dem Nike-Chef Kritik ein, der Oregon Projectt zwar beendete, Salazar aber seine Unterstützung aussprach.
Nachfolger Donahoes Vergangenheit bei Ebay
Parkers Nachfolger Donahoe dürfte indes vor allem aus seiner Zeit bei Ebay in Erinnerung sein, wo er von 2008 bis zur Abspaltung der Bezahltochter Paypal Mitte 2015 Vorstandschef war. Zum Verhängnis wurde dem 59-Jährigen in seiner Zeit bei der Online-Handelsplattform vor allem der milliardenschwere und für seine aggressive Einmischung ins Management bekannte Finanzinvestor Carl Icahn, der mit seinem Hedgefonds auf die Trennung von Ebay und Paypal drang. Anfangs bemühte sich Donahoe noch, die Attacke abzuwehren, doch am Ende wurde Paypal selbstständig – und für ihn war kein Platz mehr im Konzern.
Ehemaliger SAP-Chef wird Vorstandschef bei ServiceNow
Während Anleger den angekündigten Spitzenwechsel gelassen aufnahmen und Nikes Aktien nachbörslich kaum reagierten, sorgte die Nachricht andernorts für heftige Kursausschläge. Denn durch Donahoes Abgang beim US-Software-Konzern ServiceNow kam eine Personalrochade in Gang, die auch einen guten Bekannten aus der deutschen Unternehmenswelt betrifft. Donahoes Nachfolge soll der erst kürzlich überraschend als Chef beim Dax-Konzern SAP zurückgetretene Top-Manager Bill McDermott antreten. ServiceNow stellte ihn nach Börsenschluss als neuen Vorstandschef und Verwaltungsratsmitglied vor.
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McDermott war seit 2002 bei SAP, ab 2014 als alleiniger Vorstandschef. Sein Vertrag beim Walldorfer Software-Konzern lief eigentlich noch bis 2021, die Gründe für seinen Rücktritt waren bislang unklar. McDermott hatte SAP stark auf das lukrative Cloud-Geschäft mit IT-Diensten und Speicherplatz im Internet ausgerichtet, auf das auch ServiceNow setzt. Anleger bereiteten dem Neuzugang keinen warmen Empfang – die Aktie von ServiceNow geriet nachbörslich zunächst mit knapp zwölf Prozent ins Minus.
- Nachrichtenagentur dpa