Nach über hundert Jahren Industriekonzern General Electric fliegt aus Dow Jones
Seit 1907 war der Industrie-Mischkonzern General Electric ununterbrochen im Börsenindex Dow Jones vertreten. Nun muss er einer Drogeriekette weichen.
Der angeschlagene US-Industriekonzern General Electric (GE) fliegt nach über hundert Jahren aus dem Leitindex Dow Jones und wird durch eine Drogeriekette ersetzt. Die US-Wirtschaft habe sich verändert und die Bedeutung von Firmen des Industriesektors habe abgenommen, erklärte das Unternehmen S&P Dow Jones Indices. GE gehörte Ende des 19. Jahrhunderts zu den ersten Firmen im neu geschaffenen Dow Jones und war seit 1907 ununterbrochen in dem Index vertreten.
Am kommenden Dienstag rückt nun die Drogerie- und Apothekenkette Walgreens Boots Alliance in den Dow Jones auf. Seit der Aufnahme von GE in den Index habe sich die Wirtschaft des Landes verändert, erklärte David Blitzer, Präsident des Komitees, das über die Zusammensetzung des Index entscheidet. Firmen aus dem Konsum- und Finanzsektor sowie den Bereichen Gesundheit und Technologie hätten an Bedeutung gewonnen – zu Lasten von Unternehmen des klassischen Industriesektors.
Konsum und Gesundheit sind nun stärker im Dow Jones vertreten
Der Dow Jones ist das wichtigste Börsenbarometer der Vereinigten Staaten und gruppiert 30 Unternehmen, die die US-Wirtschaft repräsentieren sollen. Der Ausschluss von GE markiert das Ende einer Ära für den Mischkonzern und Siemens-Konkurrenten, der unter anderem Kraftwerke und Flugzeugmotoren herstellt. Der Index werde künftig die Wirtschaftsbereiche Konsum und Gesundheit besser abbilden, versicherte Blitzer. Bei der vergangenen Neuordnung des Dow Jones 2015 hatte Apple den Telekommunikationskonzern AT&T ersetzt.
GE steckt in einer Krise. In den vergangenen Jahren brach der Umsatz ein, 2017 verbuchte GE einen Nettoverlust von über sechs Milliarden Dollar (rund 5,2 Milliarden Euro). Zur Blütezeit des Konzerns lag die GE-Aktie bei 60 Dollar, Mitte 2016 waren es noch 30 Dollar. Nach der Ankündigung vom Dienstag schloss sie bei 12,95 Dollar und verlor im nachbörslichen Handel noch einmal 1,47 Prozent.
Erst letztes Jahr musste der Konzernchef gehen
Der Einbruch des Aktienkurses trug zur Entscheidung zum Ausschluss von GE bei. Der Konzern hatte sich erst im Sommer vergangenen Jahres von seinem langjährigen Chef Jeff Immelt getrennt, unter dem eine Neuausrichtung stattgefunden hatte. GE konzentrierte sich stärker auf industrielle Sparten mit großem Wachstumspotenzial und zog sich gleichzeitig von den Finanzmärkten zurück.
Immelts Nachfolger John Flannery verordnete GE Ende 2017 einen Umstrukturierungsplan, der unter anderem den Abbau tausender Jobs vorsieht. Auf diesen Plan zur Verbesserung der Unternehmenssituation werde sich GE weiterhin konzentrieren, sagte eine Sprecherin. Der Ausschluss vom Dow Jones "ändert nichts an unseren Zusagen".
Walgreens Boots vertreibt Medikamente und diverse Konsumgüter und bietet Gesundheitsdienstleistungen an. Die Aktie der Firma legte wegen der Aussicht auf einen Dow-Jones-Platz um 3,1 Prozent auf 66,60 Dollar zu.
- AFP