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Deutsche Solartechnik wohl nach China verramscht


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Deutsche Solartechnik wohl nach China verramscht

Von t-online, dapd
02.08.2012Lesedauer: 3 Min.
Deutsche Technik bald zu billigen Preisen aus China?Vergrößern des Bildes
Deutsche Technik bald zu billigen Preisen aus China? (Quelle: dapd)

Ungläubiges Entsetzen bei den Mitarbeitern - führende deutsche Solartechnik wird nach Jahren teurer Förderung offenbar nach China verramscht. Nach Informationen der "Berliner Zeitung" (BZ) sichert sich derzeit der chinesische Konzern Hanergy systematisch den Zugriff auf die CIGS-Solartechnik, die maßgeblich in Deutschland entwickelt wurde. Damit könnten besonders dünne und flexible Solarmodule hergestellt werden. Im Visier haben die Käufer aus Fernost hauptsächlich insolvente Unternehmen.

Forschung für China

"Wir haben in Technologie investiert und eine Spitzenstellung erreicht. Und jetzt werden wir nach China verramscht“, sagt ein Insider der "BZ". Der Fall sei ein Lehrstück über die desaströse deutsche Industriepolitik im Bereich Solar, so der Gesprächspartner weiter.

Hanergy übernahm bereits des Bitterfelder Unternehmen Solibro. Nun wollen die Chinesen auch durch den Kauf der beiden insolventen Berliner Firmen Soltecture und Global Solar Energy Deutschland günstig Technik erwerben. Dies hätten Firmen-Insider der Zeitung berichtet. Wie der Sprecher des Insolvenzverwalters von Soltecture weiter mitteilte, laufen Verhandlungen mit verschiedenen Investoren, Details wurden nicht kommentiert. Nächste Woche läuft das Insolvenzgeld aus, womit der Insolvenzverwalter unter Zugzwang gerät.

Der Sprecher befürchtet nun das Schlimmste: Das Unternehmen werde abgewickelt - und Maschinenpark und eine der am meisten versprechenden Technologien der Solarbranche verschwände nach China.

Vorteil CIGS

Hanergys Hauptgeschäft war bislang der Betrieb von Wasserkraftwerken. Doch das Unternehmen aus Peking, das eng mit dem Staat verbandelt sei, treibe eine neue Sparte voran: Dünnschicht-Solarmodule, genauer die CIGS-Technologie.

CIGS steht als Abkürzung für die verwendeten Elemente Kupfer, Indium, Gallium, Schwefel und Selen. Das Prinzip beruht darauf, nur eine sehr dünne, aufgedampfte Schicht eines Halbleitermaterials zu verwenden, um die Kosten sowie den Rohstoff- und Energieeinsatz für Wafer aus hochreinem Silizium zu vermeiden.

Zudem werden nur etwa ein Zehntel des sonst eingesetzten Halbleitermaterials benutzt und dadurch der Verbrauch von Energie reduziert.

Chinesen profitieren von deutschen Problemen

Zwar sie die die Stromausbeute aktuell noch gering, doch in Zukunft könnte sich ein großer Markt für CIGS entwickeln. Auf Anfrage der "Frankfurter Rundschau" zu den Plänen in Deutschland habe es zwar keine Antwort gegeben, doch es zeichne sich eine klare Strategie ab: Die Chinesen kaufen in Deutschland zum Ramschpreis quasi alle Firmen auf, die bei CIGS über Spitzentechnik verfügen.

Auch die Übernahme der angeschlagenen Firma Sunways durch den Solarriesen LDK stehe Sinnbildlich für eine Unterwanderung der chinesischen Solarindustrie in Deutschland. "Die Chinesen nutzen die Lage geschickt aus", sagte Analyst Erkan Aycicek von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zur "BZ". Die Insolvenzwelle werde weitergehen und damit würden auch andere ausländische Investoren stärker zum Zug kommen: Der pleite gegangene Berliner Modulhersteller Solon wurde mittlerweile an arabische Investoren verkauft. Und vermutlich werden weitere in Deutschland milliardenschwer geförderte Hochtechnologie abfließen.

Der Grund für die vielen Pleiten in Deutschland ist zum einen die herrschende Überkapazität in der Branche, zum anderen überschwemmen die chinesischen Unternehmen den Markt mit Billigangeboten. Leisten können sich bei weilen nicht alle fernöstlichen Firmen diesen Preiskampf, doch die Regierung erhält viele Solaranbieter mit Förderungen und Krediten in Milliardenhöhe am Leben. Mittlerweile ist der Anteil chinesischer Modultechnik auf deutschen Dächern auf rund 80 Prozent gestiegen, so die "BZ".

Masterplan soll Welterfolg bringen

Nach Informationen der Zeitung wurde in China ein Masterplan zur weltweiten Expansion entwickelt: In der ersten Phase hätten sich die chinesischen Unternehmen ihre Expansion von den deutschen Stromverbrauchern finanzieren lassen, per Öko-Strom-Umlage. Die zweite Phase laufe im Moment mit dem Aufkauf von Insolvenzmasse und der gleichzeitigen Installation eigener preiswerter Solaranlagen.

In einer dritten Phase wollten die Unternehmen laut der "BZ" mit günstiger Solartechnik - zum großen Teil in Deutschland entwickelt und finanziert - den Weltmarkt letztendlich dominieren.

Bündnis klagt vor EU

Um diesem Plan und dem Preisdumping entgegenzutreten, haben sich zuletzt einige europäische Solarunternehmen zusammengetan und eine Klage vor der Europäischen Kommission eingereicht. "Die Klage wird von der Mehrheit der europäischen Industrie unterstützt", sagte der Sprecher der Initiative EU ProSun, Milan Nitzschke.

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