Ärger nicht aufstauen In drei Schritten zum harmonischen Miteinander mit Nachbarn
Berlin (dpa/tmn) - Frau Maier spielt spätabends Klavier, Herr Färber stopft grundsätzlich die Mülltonnen zu voll und bei Familie Kruse wächst der Kirschbaum langsam über die Grundstücksgrenze.
Nachbarn verhalten sich nicht immer so, wie man es sich wünschen würde. Doch wann spricht man das an? Möglichst früh, rät Katharina Roth. Sie ist Geschäftsführerin der "nebenan.de"-Stiftung und kennt die großen und kleinen Probleme des Zusammenlebens. Wie sich diese friedlich aus der Welt schaffen lassen, erklärt sie im Interview.
Was ist aus Ihrer Sicht die richtige Reaktion, wenn sich jemand über das Verhalten des Nachbarn ärgert?
Katharina Roth:Ich rate dazu, im ersten Schritt das negative Denken abzuschalten und sich selbst zu fragen: Warum stört mich das in dem Moment? Und warum verhält sich der Nachbar so? Auf diese Weise beschäftigt man sich mit den Motiven des anderen und hinterfragt die Beweggründe. Nachbarn können dann auf einer ganz anderen Ebene miteinander sprechen, ohne sich persönlich anzugreifen.
Letztlich hat jeder seine Bedürfnisse und anders als bei Freunden und Arbeitskollegen unterscheidet sich womöglich der Lebensalltag. Das kann die Familie mit Kindern sein, die feiernde Studenten-WG oder der Nachbar, der im Schichtdienst arbeitet. Da kann es schnell passieren, dass Nachbarn aneinandergeraten.
Grundsätzlich sollte jeder seinen Alltag so leben können, wie er das möchte. Gibt es also Verhaltensweisen des Nachbarn, die stören, rate ich Betroffenen, allen Mut zu sammeln und das Problem früh anzusprechen. Viele zögern aus Unsicherheit, wie derjenige reagieren könnte. Dadurch stauen sich negative Gefühle aber an und lösen sich nicht von selbst in Luft auf.
Wie sollten Gespräche ablaufen, ohne im Streit zu eskalieren?
Roth:Wer Probleme anspricht, sollte sachlich argumentieren und Ich-Botschaften senden. Nervt es, dass der Nachbar spätabends noch Klavier spielt, sollten Betroffene erklären, weshalb sie sich gestört fühlen - weil sie beispielsweise früh aufstehen müssen. Ich rate davon ab, ein Gespräch mit Vorwürfen zu beginnen.
Auf jeden Fall sollte es persönlich sein. Es kann hilfreich sein, den Nachbarn im Flur oder an der Haustür abzupassen und ihn vorzuwarnen, indem man sagt: "Ich würde gerne etwas mit Ihnen besprechen. Haben Sie einen Moment Zeit?" Falls das nicht möglich ist, notfalls einen Zettel in den Briefkasten werfen und um ein Gespräch bitten.
Und wenn alle gut gemeinten Gespräche an der Konfliktsituation nichts ändern?
Roth:Am besten wenden sich Betroffene an andere Nachbarn und tauschen sich aus, ob auch sie das Verhalten als störend empfinden. Genauso können Nachbarn die Hausverwaltung informieren, wenn das persönliche Gespräch im Nichts verlaufen ist, oder sich einen Mediator suchen. Oft kann es helfen, mit einer dritten Partei nach Lösungen im Konflikt zu suchen.