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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Richtig versichert Wann Sie eine Bauherrenhaftpflicht benötigen
Auf einer Baustelle kann vieles schiefgehen. Zahlen muss in den meisten Fällen der Bauherr. Eine spezielle Haftpflichtversicherung kann hier helfen.
Ein Baugerüst stürzt auf das Auto des Nachbarn, ein Kind fällt in die Baugrube oder ein Ziegel löst sich im stürmischen Wind und verletzt eine Fußgängerin – die Gefahren auf Baustellen sind umfangreich.
Dafür haften muss am Ende der Bauherr. Daher tut er gut daran, eine Bauherrenhaftpflichtversicherung abzuschließen. Wir erklären, was damit versichert ist, worauf Sie beim Abschluss achten sollten und wie viel die Absicherung kostet.
Was deckt eine Bauherrenhaftpflicht ab?
Eine Bauherrenhaftpflichtversicherung sichert Bauherren und -frauen gegen sämtliche Schäden ab, die in der Bauphase von ihrer Baustelle und ihrem Grundstück ausgehen. Das betrifft beschädigte Gegenstände genauso wie verletzte Personen und Vermögensschäden, die sich daraus ergeben. Die Bauherrenhaftpflichtversicherung leistet dann Schadenersatz oder wehrt unberechtigte Ansprüche ab.
Wichtig: Bauherr sind Sie nicht nur, wenn Sie etwas neu bauen. Auch der Umbau oder die Renovierung von Bestandsimmobilien sind Baumaßnahmen, bei denen Sie für mögliche Schäden haften. Die Versicherung sollten Sie noch vor dem ersten Spatenstich abschließen.
Versicherungsschutz besteht grundsätzlich aber nur, wenn Sie Dritte damit beauftragen, den Bau zu planen, zu leiten und auszuführen, also zum Beispiel ein Bauunternehmen. Er gilt in der Regel für bis zu zwei Jahre und endet danach automatisch. Sie können die Laufzeit aber meist auf Anfrage verlängern. Die Versicherung läuft grundsätzlich aus, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind.
Bauen Sie in Eigenregie, müssen Sie das dem Versicherer mitteilen, bevor Sie den Vertrag abschließen. Nur wenn der Anbieter Kenntnis davon hat, greift der Schutz im Schadensfall. Meist erheben die Versicherer einen Aufpreis, weil im Schnitt mehr Unfälle passieren, wenn kein professionelles Bauunternehmen beteiligt ist.
Wann die Bauherrenhaftpflicht nicht zahlt
Die Bauherrenhaftpflichtversicherung zahlt grundsätzlich nicht, wenn ein Arbeiter einen Unfall auf der Baustelle hat. Denn das ist ein Arbeitsunfall und ein Fall für die gesetzliche Unfallversicherung. Die Bauherrenhaftpflicht ist aber trotzdem hilfreich: Denn sie wehrt den Anspruch des Arbeiters für Sie ab. Mehr zur Unfallversicherung lesen Sie hier.
Kommen Angehörige von Ihnen zu Schaden, gibt es ebenfalls kein Geld von der Bauherrenhaftpflicht. Wollen Sie sich gegen Schäden am Rohbau versichern, benötigen Sie eine Bauleistungsversicherung oder Feuerrohbauversicherung.
Wann brauche ich eine Bauherrenhaftpflicht?
Eine Bauherrenhaftpflichtversicherung ist für Bauherren unverzichtbar, weil sie Schäden abdeckt, von denen ein existenzielles Risiko ausgeht. Gute Privathaftpflichtversicherungen schließen das Bauherrenrisiko allerdings bis zu einer bestimmten Summe ein. Prüfen Sie deshalb, was Ihre Privathaftpflicht abdeckt. Lesen Sie hier, was eine gute Privathaftpflichtversicherung kostet.
Womöglich reicht es, die Versicherungssumme zu erhöhen oder den Anbieter zu wechseln. Das ist in der Regel der Fall, wenn Sie nicht komplett neu bauen, sondern nur aus- oder umbauen. Laut Stiftung Warentest ist der Bauherrenhaftpflichtschutz bis zu einer Bausumme von 50.000 Euro meist mit drin.
Sinnvoll kann eine separate Bauherrenhaftpflichtversicherung aber sein, wenn Sie Erdrutsch- und Senkungsschäden absichern wollen. Diese Risiken schließen Privathaftpflichtversicherungen häufig aus.
Heutzutage beauftragen viele auch einen Bauträger, der wiederum Aufträge an einzelne Gewerke vergibt. Wer hier für Schäden haftet, hängt davon ab, was in den Verträgen steht.
Tipp: Kaufen Sie Ihr Haus schlüsselfertig von einem Bauträger, benötigen Sie keine Bauherrenhaftpflicht.
Wie viel kostet eine Bauherrenhaftpflicht?
Die Kosten für eine Bauherrenhaftpflicht richten sich vor allem nach der Bau- und Versicherungssumme. Empfehlenswert ist eine Versicherungssumme von mindestens drei Millionen Euro pauschal für Personen-, Sach- und Vermögensschäden. Wer gut versichert sein will, sollte fünf Millionen Euro in Betracht ziehen. Auch eine mögliche Selbstbeteiligung hat Einfluss auf den Preis.
Sie können die Kosten drücken, wenn Sie einen Bauträger oder Fertighausanbieter beauftragen. Benötigen Sie eine längere Laufzeit als die in der Regel angebotenen zwei Jahre, zahlen Sie hingegen drauf.
Als Faustformel können Sie für die Versicherungskosten mit etwa einem Tausendstel der Bausumme rechnen. Für ein Bauvorhaben in Höhe von 250.000 Euro zahlen Sie also ungefähr einen Beitrag von 250 Euro – und zwar nicht Monat für Monat, sondern nur einmal. Ein durchaus fairer Deal, wenn man bedenkt, dass ein nicht versicherter Schadensfall den Ruin für Sie bedeuten könnte.
- Eigene Recherche
- Bund der Versicherten
- Bauherren-Schutzbund e.V.
- Finanztip: "Sicherheit ab dem ersten Spatenstich"
- Stiftung Warentest: "Gut und günstig versichert in der Bauphase"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa