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Kredite mit Negativzins: Der große Haken an den Angeboten


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Ärger über Angebote
Kredite für Minuszinsen – das wird teuer für Verbraucher


Aktualisiert am 16.12.2022Lesedauer: 4 Min.
Ein Paar grübelt über den Ausgaben: Ein Kredit, bei dem man am Ende bis zu 20 Prozent mehr erhält, hört sich gut an. Verbraucherschützer warnen.Vergrößern des Bildes
Ein Paar grübelt über den Ausgaben: Ein Kredit, bei dem man am Ende bis zu 20 Prozent mehr erhält, hört sich gut an. Verbraucherschützer warnen. (Quelle: fstop123/getty-images-bilder)

Im Internet finden sich viele Kredit-Angebote, bei denen man weniger Geld zurückzahlen muss, als man aufnimmt. Was verlockend aussieht, hat einen großen Haken.

Es klingt wie ein Traum: Sie leihen sich 1.000 Euro, müssen aber nur 950 Euro zurückzahlen. Sie bekommen also 50 Euro geschenkt.

Im Internet finden sich einige Webseiten, die genau solche Kredite anbieten. Sie locken damit, dass Sie weniger Geld zurückzahlen müssen, als Sie vorher als Kredit aufgenommen haben, werben mit Minuszinsen von mittlerweile bis zu 20 Prozent.

Was steckt dahinter? Kann sich das für Verbraucher wirklich lohnen? t-online klärt Sie über solche Angebote und mögliche Risiken für Sie auf.

Minuszinsen auf Kredite: Wie kann das funktionieren?

Seit Jahren sind die Zinsen sehr niedrig. Denn der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB), an dem sich die Kreditzinssätze der Banken orientieren, liegt bei null Prozent. Einige Anbieter im Internet locken sogar mit Negativzinsen auf Kredite.

Doch Achtung, bei solchen Angeboten sollten Sie wissen: Dass ein Zins negativ ist, kommt in diesem Fall nicht von der Bank. Zwischen Ihnen und die Bank schaltet sich das Onlineportal, das Ihnen die Minuszinsen verspricht. Es zahlt der Bank auch die Differenz zu dem eigentlichen Zinssatz.

  • Beispiel: Bei einem angeworbenen Negativzins von 4 Prozent müssten Sie bei einer Summe von 1.000 Euro nur 960 Euro an die zurückzahlen. Der Vermittler bezahlt der Bank die Differenz von 40 Euro.

Bei diesen Angeboten gilt jedoch: Vorsicht ist angesagt. Denn die Vermittler verschenken nicht aus Nächstenliebe Geld. Vielmehr geht es ihnen um Daten von Ihnen als Kreditnehmer (siehe unten).

Generell gilt: Günstige Kredite bekommen Sie nur, wenn Sie eine ausreichend hohe Bonität vorweisen, also allgemein als kreditwürdig angesehen werden. Das gilt auch für Minuszins-Kredite.

Ihre Bonität fragt der Anbieter bei einer Auskunftei wie der Schufa ab. Ist Ihr Schufa-Score schlecht, haben Sie keine Chance auf einen Kredit mit Minuszinsen. Manche Anbieter vermitteln solche Kredite auch nur an Neukunden.

Gut zu wissen: Kredite mit Minuszinsen gibt es meist nur bis 1.000 Euro. Viel größer sind die Summen oftmals nicht.

Was ist der Haken daran?

Die Anbieter leihen Ihnen nicht einfach so Geld zum Minuszins. Aus Sicht von Verbraucherschützern handelt es sich bei solchen Angeboten in erster Linie um Marketingmaßnahmen, die vor allem sensible und lukrative Kundendaten einbringen sollen.

"Solche Daten sind Gold wert – und deshalb ein ziemlich hoher Preis für den Verbraucher, sei das Minuszins-Angebot noch so verlockend", argumentiert Kerstin Schultz, Finanzmarktwächterin bei der Verbraucherzentrale Sachsen. Verbraucher müssten sich bewusst sein, dass sie mit ihren sensiblen Daten schon bei der Kreditanfrage bezahlten.

Verbraucherschützer kritisieren, dass diese Daten nicht nur an die Bank gehen, von der Sie den Kredit bekommen. Auch andere Geldhäuser und weitere Kreditvermittler, die mit den Portalen zusammenarbeiten, würden die Daten erhalten.

Bei Kreditanträgen bekommen Sie einen Schufa-Eintrag

Das ist möglich, weil die Onlineportale eine Einwilligungserklärung zur Nutzung der Daten abfragen – die Kunden dann absegnen müssten. Diese gelte auch, wenn der Prozess abgebrochen werde. "Dies scheint vielen Verbrauchern aber nicht bewusst zu sein", sagte Verbraucherschützerin Schultz.

Tipp: Wenn Ihnen von Portalen Kredite per SMS, Telefon oder E-Mail angedreht werden und Sie sich belästigt fühlen, beantragen Sie bei dem Unternehmen die Löschung Ihrer Daten. Schicken Sie dazu einen formlosen Brief oder eine E-Mail an die Firma. Auf den Webseiten der Verbraucherzentralen finden Sie aber auch einen Musterbrief. Sollte das immer noch nicht fruchten, sollten Sie sich an die zuständigen Datenschutzbehörden wenden.

Ein weiterer Haken bei Kreditangeboten mit Negativzinsen: Sie bekommen einen Eintrag bei der Schufa. Das gilt bereits, wenn Sie einen Kreditantrag stellen – ohne, dass Ihr Kredit genehmigt wird. Schufa-Einträge können die Chance auf künftige Kredite schmälern.

Welche andere Möglichkeit für günstige Kredite habe ich?

Um an günstige Kredite zu kommen, sollten Sie vor allem mehrere Angebote miteinander vergleichen. Haben Sie einen günstigeren Kredit gefunden, zögern Sie nicht zu wechseln. Das gilt besonders, wenn der neue Kredit deutlich bessere Konditionen bietet. So schaffen Sie es, zumindest Kredite zu erhalten, die einen Prozentsatz nahe Null bieten.

Achten Sie jedoch auf mögliche Kosten Ihrer Bank: Manche Kreditinstitute fordern hohe Gebühren, wenn Sie einen Kredit vor Laufzeitende beenden und zu einem anderen Geldhaus wechseln möchten.

Generell gilt jedoch ohnehin: Einen Kredit sollten Sie nur in Anspruch nehmen, wenn dies unbedingt nötig ist. Möchten Sie etwa einen neuen Fernseher kaufen, sollten Sie dafür keinen Kredit aufnehmen. Denn Kredite fließen auch immer in Ihren Schufa-Score mit ein (siehe oben).

Legen Sie Ihr Geld stattdessen auf die hohe Kante – oder noch besser: Investieren Sie es. Dann können Sie sich bei einem klugen Investment, etwa in passive Fonds, in ein paar Jahren nicht nur einen Fernseher auf Kredit leisten, sondern fünf Fernseher ganz ohne Kredit.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • vergleich.de
  • Finanztip
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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