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Shoppen ohne Warteschlange: Wenn das Handy die Ladenkasse ersetzt


Shoppen ohne Warteschlange
Wenn das Handy die Ladenkasse ersetzt

Von dpa
21.07.2020Lesedauer: 4 Min.
Mit der Scan&Go App der Rewe-Gruppe können Nutzer ihre Einkäufe bereits während des Einkaufens scannen und am Ende bargeldlos bezahlen.Vergrößern des Bildes
Mit der Scan&Go App der Rewe-Gruppe können Nutzer ihre Einkäufe bereits während des Einkaufens scannen und am Ende bargeldlos bezahlen. Die App funktioniert auf dem iPhone und Handys mit Android. (Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa./dpa)

Düsseldorf (dpa) - Nichts ärgert die Verbraucher in Deutschland beim Einkaufen so sehr wie lange Schlangen an der Ladenkassen. Das zeigten Umfragen schon vor Corona.

Und in Zeiten der Pandemie und der Maskenpflicht dürfte sich die Abneigung eher noch verstärkt haben. Immer mehr Händler suchen deshalb nach neuen Wegen, das verhasste Anstehen zu vermeiden. Eine Schlüsselrolle spielt dabei immer öfter das Smartphone der Kunden.

Scan&Go-App der Rewe-Gruppe

Beispiel Penny: Der zur Rewe-Gruppe gehörende Discounter bietet neuerdings den Kunden in 111 seiner rund 2150 Märkte unter dem Motto "Werde Schnellzahler" die Möglichkeit, die Ware schon beim Gang durch den Laden mit dem eigenen Handy zu erfassen - vorausgesetzt sie haben sich zuvor die Scan&Go-App der Handelskette heruntergeladen.

"Scanne deine Produkte mit deinem Handy, anschließend kannst du sie sofort einpacken", beschreibt der Händler den Vorteil. Am Ende des Einkaufs drückt der Kunde dann den "Jetzt zahlen"-Button in der App, präsentiert den daraufhin auf dem Handy-Screen erscheinenden QR-Code an der Selbstbedienungskasse und muss dann nur noch per Karte bezahlen.

"Für den Kunden ist es leichter, das eigene Handy zu nutzen. Er muss sich nicht an ein neues Gerät gewöhnen", beschreibt der Penny-Projektleiter Lukas Fischer in einem der Testmärkte in Erkrath bei Düsseldorf den Vorteil des Systems gegenüber anderen Lösungen, bei denen der Kunde etwa die Ware erst an der Kasse selber scannt.

Auch bei Edeka und Netto wird das Self-Scanning getestet

Penny ist mit dem Vorstoß nicht allein. Der Mutterkonzern Rewe bietet nach Angaben eines Firmensprechers inzwischen in 50 Märkten ebenfalls die Möglichkeit, die Waren beim Einkaufen gleich selbst per Handy zu scannen. Und auch Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka und dessen Discount-Tochter Netto sind dabei, auf den Zug aufzuspringen. "Wir testen diese innovative Lösung bereits intensiv in mehreren Edeka-Märkten", betonte ein Edeka-Sprecher. Auch bei Netto gibt es seit diesem Monat erste Testfilialen.

Der Discounter Lidl hält sich in Deutschland zwar noch zurück, testet Self-Scanning aber in ausgewählten Filialen in Portugal und Frankreich. Konkurrent Aldi hat nach eigenen Angaben bislang keine Pläne, Self-Scanning-Angebote in Deutschland einzuführen. Der Kassiervorgang bei Aldi habe bereits "den Ruf, sehr schnell zu sein", heißt es dazu bei Aldi Süd.

"Die Corona-Krise hat dem Thema Self-Scanning noch einmal einen Schub gegeben. Das wird künftig wohl deutlich häufiger angeboten werden. Denn das kontaktlose Bezahlen trägt dem Schutzbedürfnis vieler Mitarbeiter und Konsumenten Rechnung", ist der Handelsexperte Cetin Acar vom Kölner Handelsforschungsinstitut EHI überzeugt.

Kunden müssen sich erst an das neue Angebot gewöhnen

Ein Selbstläufer ist die neue Art zu bezahlen aber nicht, wie erste Erfahrungen zeigen. In einem Kölner Rewe-Markt, wo die Kunden bereits seit einem Jahr die Möglichkeit haben, die Produkte beim Einkauf selbst mit dem Handy oder einem vom Geschäft zur Verfügung gestellten Scanner zu erfassen, wird das Angebot gerade einmal von 40 bis 50 Leuten am Tag genutzt. "Da ist sicher noch Luft nach oben drin. Aber man muss den Leuten Zeit lassen, dann werden sie schon kommen", ist ein Unternehmenssprecher überzeugt.

Auch Penny-Projektleiter Fischer meint: "Am Anfang ist es für manche Kunden wahrscheinlich etwas gewöhnungsbedürftig, aber wenn man es einmal verstanden hat, ist es kein Hexenwerk mehr." Er hofft, dass auf Dauer etwa jeder zehnte Kunde in den Penny-Märkten von der Möglichkeit Gebrauch macht. Wie gut das Angebot angenommen werde, hänge nicht zuletzt vom Standort des Geschäfts ab, verrät er. Bei einem Testmarkt in der Nähe der Marburger Uni etwa sei die Nutzungsquote dank der technikaffinen Studenten von Anfang an sehr hoch gewesen. In "normaleren" Lagen könne es länger dauern.

Um die Kunden für einen Test zu motivieren, lockt Penny in den ersten Wochen bei der Nutzung des Self-Scannnigs mit einem 5-Prozent-Rabatt auf den gesamten Einkauf. Gleichzeitig betont das Unternehmen, niemand müsse Angst haben, mit dem Self-Scanning die Jobs der Penny-Mitarbeiter zu gefährden. "Wir wollen dadurch keine Arbeitsplätze abbauen. Wir wollen hiermit unsere Mitarbeiter entlasten und mehr Freiraum für andere, zeitaufwendige Tätigkeiten schaffen" - etwa für die Kontrolle der Haltbarkeitsdaten bei verderblicher Ware.

Stichprobenartige Kontrollen an der Kasse

Doch hat das Unternehmen nicht Angst vor einer Zunahme der Ladendiebstähle? Fischer schüttelt den Kopf. "Es wird natürlich an der Kasse stichprobenartige Kontrollen geben. Aber wir können schon jetzt sagen, die Inventurdifferenzen in den Märkten, wo wir das Angebot schon länger getestet haben, haben sich nicht auffällig verändert."

International ist Deutschland bisher beim ThemaSelf-Checkout- also dem eigenhändigen Erfassen der Ware durch den Kunden - eher ein Nachzügler. Mitte vergangenen Jahres gab es laut EHI gerade einmal 4760 SB-Kassen, an denen der Kunde die Ware selbst scannen und bezahlen konnte. Doch glaubt der EHI-Experte Acar, dass der Rückstand auf die anderen Ländern kein Dauerzustand sein muss. "Mit der Smartphone-Lösung könnte sich das jetzt ändern."

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