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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Investieren nach Umweltkriterien Bringt ein nachhaltiger ETF mehr als nur ein gutes Gewissen?
Nachhaltige Geldanlagen wie nachhaltige ETFs liegen im Trend. Was Sie bei der Geldanlage beachten sollten, und wie hoch dabei die Rendite ist.
Spätestens seit Greta Thunberg und die Fridays-for-Future-Bewegung demonstrieren, ist das Bewusstsein für Umwelt und den Klimaschutz in vielen Köpfen präsent. Viele Anleger fragen sich deshalb, ob sie ihr Geld auch in klimafreundliche Unternehmen investieren können.
Die klare Antwort lautet Ja. Am einfachsten und günstigsten geht das mit sogenannten nachhaltigen ETFs. Damit sind börsengehandelte Indexfonds gemeint, die Aktien von Firmen ausschließen, deren Gewinne dem Klima potenziell schaden – zum Beispiel Ölunternehmen.
Mehr noch: Je nachdem, welche Kriterien der Index anlegt, investieren Sie Ihr Geld mit einem solchen ETF sogar nicht nur in den Klimaschutz, sondern zugleich in Firmen, die höhere Sozialstandards haben. Doch was ist ein nachhaltiger ETF überhaupt? Und wie grün und sozialverträglich sind diese ETFs wirklich? Ein Überblick.
Was ist ein nachhaltiger ETF?
Zunächst einmal sollten Sie dafür wissen, was ein ETF ist. Ein ETF oder Indexfonds ist ein spezieller Fonds, also eine Art Korb, in den Sie und andere Anleger Geld einzahlen, das der Fonds anschließend investiert. Bei einem aktiv gesteuerten Fonds macht das meist ein Manager: Er kauft dafür Aktien, Rohstoffe wie Gold oder Immobilien.
Bei einem ETF ist es anders, hier gibt es keinen Fondsmanager. Stattdessen übernimmt ein Computeralgorithmus die Geldanlage. Dieser bildet dafür meist einen Aktienindex wie den Dax nach: Wenn Sie in einen ETF investieren, investieren Sie Ihr Geld also praktisch in alle Aktien des Index. Mehr zu ETFs lesen Sie hier.
Jetzt wird die Geldanlage auch für Menschen interessant, die nicht allein auf die Rendite, sondern auch auf Verträglichkeit ihres Investments mit der Umwelt und der Gesellschaft wert legen. Denn: Es gibt auch nachhaltige ETFs.
Das sind ETFs, die einen Aktienindex nachbilden, der nachhaltig wirtschaftende Unternehmen enthält. Das können Firmen sein, die Windräder oder Solaranlagen herstellen. Ebenso können dies jedoch auch Unternehmen sein, die einfach etwas nachhaltiger arbeiten als die Konkurrenz (siehe unten).
Welche ETFs sind wirklich nachhaltig?
Das ist die entscheidende Frage. Denn eine einheitliche Definition gibt es hier bislang nicht. Grundsätzlich versuchen Investoren eine Geldanlage als "nachhaltig" zu identifizieren, wenn sie den sogenannten "ESG"-Kriterien folgt. Die Abkürzung "ESG" steht für "Environment, Social, Governance".
Gemeint ist damit: Umwelt- und Klimaschutz, soziale Verantwortung, also etwa Ächtung von Kinderarbeit, sowie eine nachhaltige, transparente Unternehmensführung. Diese kann sich zum Beispiel in der Mitbestimmung von Mitarbeitern ausdrücken. Allerdings gibt es bei der Umsetzung dieser Nachhaltigkeitskriterien einige Unterschiede, die am besten an den verschiedenen Aktienindizes deutlich werden.
Welche nachhaltigen Indizes gibt es?
Häufig bauen die nachhaltigen Indizes auf den herkömmlichen Aktienindizes auf.
So gibt es beispielsweise den MSCI World Socially Responsible Index (SRI): Er basiert auf dem MSCI World Index, der mehr als 1.600 Unternehmen weltweit enthält und deren Wertentwicklung abzeichnet.
Das Besondere am MSCI World SRI: Er schließt viele dieser Firmen von vornherein aus – und enthält nur noch knapp 400 Unternehmen. Konzerne, die ihr Geld mit Tabak, Alkohol oder Waffen verdienen, sind beispielsweise nicht enthalten. Denn diese Geschäfte verstoßen gegen die ESG-Kriterien, die der Herausgeber des Index anlegt. Firmen, die der Index abbildet, sind zum Beispiel Microsoft, Pepsi oder McDonald's.
Auf ähnliche Weise setzt sich der Dax 50 ESG zusammen: Er basiert auf den Indizes der Dax-Familie, also dem Dax, der die 30 größten börsennotierten Unternehmen auflistet, dem MDax der mittelgroßen Börsenkonzerne sowie dem SDax der kleineren Aktiengesellschaften.
TypISIN | Entwicklung (24h) | TER | Ausschüttend | Index |
---|---|---|---|---|
iShares MSCI World SRI UCITS ETF ETF ETFIE00BDZZTM54 | -0,39% | 0,20% | Ja | MSCI World SRI Select Reduced Fossil Fuel |
Amundi DAX 50 ESG II UCITS ETF ETF ETFDE000ETF9090 | +1,93% | 0,15% | Ja | DAX 50 ESG TR Index |
Das Problem: Sofern ein nachhaltiger Aktienindex auf einem bereits vorhandenen Index basiert, enthält er zwar bestimmte Unternehmen nicht mehr. Gleichzeitig bildet er jedoch speziell Firmen, die ihr Geld etwa mit erneuerbaren Energien verdienen, ebenfalls nicht ab – sofern sich diese nicht bereits im Basisindex finden.
Das weiß auch Andreas Görler, Fondsmanager und Experte für nachhaltige Investments. "Meist wird ein vorhandener Index um Unternehmen reduziert, die beispielsweise mit den Bereichen Waffenproduktion, Alkohol- und Tabakherstellung oder Glückspiel in Verbindung gebracht werden", sagt er t-online.
Dieser Index setzt sich anders zusammen
Eine andere Herangehensweise verfolgt deshalb der Natur-Aktien-Index: Er fußt nicht auf einem herkömmlichen Index, sondern listet 30 Unternehmen auf, die eigens entwickelte Kriterien erfüllen müssen.
Das sind häufig eher unbekannte oder neuartige Firmen, beispielsweise die Umweltbank, der US-Lebensmittelhersteller United Natural Foods oder der amerikanische E-Auto-Pionier Tesla. Mehr zu nachhaltigen Aktien lesen Sie hier.
Wenn Ihnen ein nachhaltiges Investment wichtig ist, sollten Sie auf zwei Dinge achten:
1. Überprüfen Sie, welche Aktien welcher Unternehmen der Index nachbildet – und ob Ihnen der Index nachhaltig genug ist.
2. Sie sollten auf jeden Fall darauf achten, dass der ETF Ihr Geld weiterhin breit genug streut. Denn eine breite Streuung bedeutet ein geringeres Risiko Verluste zu machen. Wenn ein ETF etwa ausschließlich in börsennotierte Solarfirmen investiert, ist das Risiko vergleichsweise hoch, dass Sie Ihr Geld verlieren könnten – da dies ein zu einseitiges Investment ist.
Wie heißen bekannte Nachhaltigkeits-ETFs?
In der folgenden Tabelle finden Sie eine Reihe nachhaltiger ETFs:
TypISIN | Entwicklung (24h) | TER | Ausschüttend | Index |
---|---|---|---|---|
iShares Dow Jones Global Sustainability Screened UCITS ETF ETF ETFIE00B57X3V84 | -0,38% | 0,60% | Nein | Dow Jones Sustainability World Enlarged ex Alc, Tob, Gambling, Armaments&Firearms, Adult Entertainm |
iShares Global Water UCITS ETF ETF ETFIE000CFH1JX2 | +0,61% | 0,65% | Nein | S&P Global Water Index |
Franklin Templeton ICAV - Franklin Global Equity SRI UCITS ETF ETF ETFIE00BF2B0N83 | -0,26% | 0,40% | Nein | LibertyQ Global Equity SRI Index |
Low Carbon 100 Europe PAB ETF ETFLU1377382368 | +0,28% | 0,30% | Nein | Low Carbon 100 Europe Index |
Gut zu wissen: Suchen Sie nachhaltige ETFs, achten Sie am besten auf Worte in den Produktnamen wie "ESG", "Low Carbon", "Sustainability" oder auch "Ex Alcohol".
Wie hoch ist meine Rendite bei einem nachhaltigen ETF?
Grundsätzlich gilt: Mit einem nachhaltigen ETF können Sie oft einen ebenso hohen Ertrag, genannt Rendite, erzielen wie mit einem Investment in einen herkömmlichen ETF. Mehr zur Rendite lesen Sie hier.
Womöglich könnte die Rendite mit nachhaltigen Investments sogar höher sein als bei herkömmlichen Anlagen, erklärt Vermögensverwalter Dyrk Vieten. "Mit Blick auf die Zukunft ergibt eine Nachhaltigkeitsstrategie durchaus Sinn, weil immer mehr Gelder in die nachhaltige Wirtschaft fließen und es auch politisch gewollt ist, dass nicht-nachhaltige Geschäftsmodelle mehr und mehr vom Markt verschwinden", sagt er t-online.
"Laut verschiedener Auswertungen wie der Nachhaltigkeitsstudie 2020 der Union Investment sind die Renditepotenziale nachhaltiger Unternehmen langfristig höher als die von konventionell wirtschaftenden Gesellschaften", so Vieten weiter.
Der Natur-Aktien-Index erzielte beispielsweise von 1997 bis 2020 eine durchschnittliche Wertsteigerung von 9,9 Prozent pro Jahr. Mit einem ETF auf diesen Index hätten Sie folglich eine ähnlich hohe Rendite eingefangen – auch wenn Sie noch Steuern und Gebühren abziehen müssten.
Wie bei herkömmlichen ETFs gilt auch bei nachhaltigen ETFs: Je höher eine mögliche Rendite, desto höher ist potenziell Ihr Risiko.
Welche nachhaltigen Investments gibt es noch?
Neben nachhaltigen ETFs können Sie ebenso in nachhaltige Aktienfonds investieren, die aktiv gemanagt werden. Dann sucht ein Fondsmanager aus, in welche Firmen er Ihr Geld anlegt.
Ein mögliches Problem: Ein Fondsmanager hat tendenziell eher Ihre Rendite als die Nachhaltigkeit im Blick – und entscheidet sich bei einer Abwägung zwischen Nachhaltigkeit und Rendite eher für ersteres. Das sollten Sie wissen, wenn Sie in einen aktiven Fonds investieren möchten.
Außerdem sind aktive Fonds meist nicht so transparent, da die Zusammensetzung des Fonds nur zu einem bestimmten Stichtag oder verzögert veröffentlicht wird. Zudem kostet ein Investment in aktive Fonds meist deutlich mehr als in ETFs. Das gilt auch bei den nachhaltigen Varianten (siehe unten).
Was kostet ein nachhaltiger ETF?
Vor einigen Jahren galten nachhaltige ETFs noch als teurer verglichen mit herkömmlichen ETFs, mittlerweile hat sich das jedoch geändert. Es gelten dieselben Kosten, auf die Sie auch bei einem Investment in herkömmliche ETFs achten sollten. Ein Überblick:
- Depotkosten: Da Sie für das Investment in nachhaltige ETFs ebenfalls zunächst ein Depot eröffnen müssen, sollten Sie diese Gebühren im Blick haben. Bei vielen Onlineanbietern und Direktbanken fallen – im Gegensatz zu Filialbanken – für ein Depot keine Kosten an.
- Verwaltungsgebühren: Das sind die Kosten, die eine Fondsgesellschaft dafür erhebt, dass sie einen Fonds anbietet. Diese Kosten werden häufig in der Gesamtkostenquote ("Total Expense Ratio", kurz TER) zusammengefasst. Nachhaltige ETFs kosten im Gegensatz zu aktiven Fonds dabei viel weniger, da kein Manager bezahlt werden muss, der den Aktienhandel steuert. Die TER beläuft sich hier auf etwa 0,1 bis 0,5 Prozent der Anlagesumme.
Bringt ein nachhaltiger ETF wirklich etwas?
Viele Anleger gehen davon aus, dass man durch einen nachhaltigen ETF auch direkt in das Unternehmen investiert, hier also frische Gelder hineinfließen. Das ist freilich nur dann der Fall, wenn die Aktien von einem Unternehmen ausgegeben – und gleich gekauft werden.
Ansonsten werden die Aktien und ETFs an der Börse gehandelt – sprich Sie kaufen sie gar nicht direkt dem Unternehmen ab. "Dadurch entsteht zunächst keine Wirkung, weil Aktien oder Anleihen ja nur den Besitzer wechseln", erklärt Fondsmanager Andreas Görler. "Wenn einzelne Unternehmen oder ganze Branchen aber permanent aus großen Depots aus selektiert werden, entsteht letztlich schon ein überproportionaler Verkaufsdruck."
Der Druck auf nicht-nachhaltige Firmen steige weiter, wenn große Fondsgesellschaften sich abwenden – weil ihre Anleger die Produkte nicht mehr nachfragen. Das heißt: Auf langfristige Sicht kann ein nachhaltiges Investment also doch etwas bringen.
Experte: Aufmerksamkeit für nachhaltige Unternehmen erhöht sich
Das weiß auch Vermögensverwalter Dyrk Vieten. "Richtig ist, dass Unternehmen kein neues Kapital durch Fonds oder ETFs zufließt", sagt er.
"Richtig ist aber auch, dass die Börsenwerte dieser Unternehmen durch die Investments steigen und so die Aufmerksamkeit und Attraktivität am Kapitalmarkt für diese Unternehmen und deren nachhaltige Geschäftsmodelle erhöht wird", so Vieten.
- Eigene Recherche
- Statements von Dyrk Vieten und Andreas Görler
- finanztip.de
- msci.com
- nai-index.de
- solactive.com
- sparplan-vergleich.com
- hermoney.de
- justetf.com
- gruenesgeld24.de
- Handelsblatt