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Aktien und Zinsen 2024: So steht es um die Wirtschaftslage


Meinung
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Schwache Wirtschaftsaussichten
Aktien und Zinsen 2024: Wunsch und Wirklichkeit

MeinungEin Gastbeitrag von Daniel Saurenz

03.01.2024Lesedauer: 3 Min.
InflationVergrößern des Bildes
Inflation (Symbolbild): Noch sind die Würfel nicht gefallen, ob die Volkswirtschaften in den USA und Europa in eine lang anhaltende Rezession münden. (Quelle: Douglas Rissing)
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Mit Immobilien ließ sich 2023 kein Geld verdienen. Dafür konnten sich Anleger über hohe Zinsen freuen. 2024 wird sich finanziell vieles neu ordnen.

Wer eine bestimmte Erwartung für den Aktienmarkt im Jahr 2024 hat, findet bei Bedarf viele Meinungen, die die eigene These stützen. Derzeit sind die meisten Analysten großer Investmentbanken gut gelaunt. Es gibt einen Fahrplan, dem viele zustimmen: "Die Zinsen sollen 2024 im geordneten Maß zurückgehen, die Unternehmensgewinne stabil bleiben und eine Rezession in den USA ausbleiben", fasst Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets die Wunschvorstellung vieler Experten zusammen.

Die Krux daran ist, dass es in Sachen Zinssenkung ein riesengroßes "Aber" gibt, dessen man sich klar sein sollte. "Zinssenkungen sind nur dann gut, wenn sie aus einer Position der Stärke resultieren. Senken die Notenbanken die Zinsen, weil die Inflation nach Plan sinkt, ist es gut. Müssen die Zinsen wegen wirtschaftlicher Schwäche runter, ist es schlecht", so der RoboMarkets-Experte.

Sieg über die Inflation?

Die Investmentbank JPMorgan Chase geht noch einen Schritt weiter und veröffentlicht jährlich zum Jahresstart zehn Thesen zu Börse und Wirtschaft. Hinhören sollte man schon deshalb, weil JP als größte Bank der Welt entsprechendes Gewicht hat. Los geht es mit kleineren Bedenken.

Denn auch wenn der Marktkonsens für das neue Jahr zu einer "weichen Landung" der Wirtschaft tendiert, ist Kapitalmarktstratege Tilmann Galler von J.P. Morgan Asset Management weniger optimistisch: "Wir sind der Meinung, dass es für die Zentralbanken zu früh ist, einen nachhaltigen Sieg über die Inflation zu verkünden. Trotz Zinssenkungen wird es im Jahr 2024 wahrscheinlich nicht gelingen, eine wirtschaftliche Schwächephase zu verhindern", so sein Ausblick für das kommende Jahr.

Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen.
Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen. (Quelle: Goldlicht Fotografie)

Zur Person

Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.

Alle Gastbeiträge von Daniel Saurenz lesen Sie hier.

Obwohl für Ende 2023 ein schwieriges konjunkturelles Umfeld erwartet wurde, wuchs die US-Wirtschaft sogar über Trend. Eine fortlaufende Bilanzreduktion der Zentralbanken sowie geringeres Wachstum könnten 2024 aber sogar zu einer Rezession führen. Auch bei den Zinsen ist JP eher auf der Seite derer, die Richtung Schwäche blicken.

"Dass in den USA mehr als fünf Zinssenkungen eingepreist sind", zeugt nicht unbedingt von Vertrauen in die Konjunktur so Experte Molnar. "Üblicherweise gehen geldpolitische Straffungen mit einer Rezession einher", findet Stefan Riße von der Fondsgesellschaft Acatis.

Cash hat wenig Mehrwert

Spannend ist für Anleger stets auch die Frage, ob man Cash halten sollte. Dazu rechnet JP nüchtern vor, dass Cash gerade für die langfristige Anlage wenig Mehrwert bietet: Seit 1900 wäre ein US-Dollar mit einem Geldmarktinvestment nach Inflation gerade einmal auf 1,70 US-Dollar angewachsen. Bei US-Anleihen wären es über den gleichen Zeitraum immerhin neun US-Dollar. Die mit Abstand beste Wertentwicklung auf realer Basis gehört der Aktie. Aus einem US-Dollar als Investment im Jahre 1900 wären heute real 2.600 US-Dollar geworden.

Ein Problem könnte sich für 2024 aus Sicht der Unternehmen ergeben. Denn 2023 waren die nach oben korrigierten Gewinnerwartungen einer der Performancetreiber für den Aktienmarkt. "Wenn sich der zyklische Rückenwind 2024 aber zumindest teilweise umkehrt, können die Unternehmen die steigenden Kosten für Energie, Vorleistungsgüter und Arbeitskräfte nicht mehr wie bisher weitergeben", dämpft der Experte die Erwartung und geht davon aus, dass die Gewinnerwartungen für das nächste Jahr gesenkt werden sollten.

Es gibt keinen risikolosen Aktienmarkt

Deshalb klingt auch logisch, was Experte Risse bestätigt: "Zu Jahresbeginn liegen die Bewertungskennzahlen der großen Aktienmärkte in den USA leicht über dem Durchschnitt. In den Bewertungen sind aber optimistische Annahmen über das Gewinnwachstum der nächsten 12 Monate drin." Das Problem – gerade verschuldete Firmen aus dem Tech-Bereich sind nicht mehr günstig, im Gegenteil.

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Bleibt zuletzt das größte weltpolitische Ereignis 2024 – die US-Wahl. Aber auch aufgrund des "Superwahljahres" 2024, in dem in zahlreichen Ländern rund um den Globus gewählt wird, erwartet JPMorgan Chase Marktschwankungen. Gerade im Zusammenhang mit den aktuellen geopolitischen Unsicherheiten wird die Volatilität hoch sein. Dazu ist anzumerken: "2023 war auch extrem volatilitätsarm", sagt Jürgen Molnar, dessen RoboMarkets-Kunden hohe Volatilitäten insbesondere am Devisenmarkt schätzen.

Für Anleger heißt es somit anders als zu Beginn 2023, dass Risiken am Markt immer vorhanden sind. Es gibt keinen risikolosen Aktienmarkt. Vor 12 Monaten waren die Risiken zweifellos besser eingepreist. Dies sollte man für 2024 im Hinterkopf haben.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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