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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.In Lauerstellung Darum könnte der Goldpreis bald wieder steigen
Die gestiegenen Zinsen haben Gold einen Dämpfer verpasst. Doch die Nachfrage bleibt hoch. Für eine Erholung fehlt jetzt nur noch ein positives Signal.
Die führenden Notenbanker der Welt werden nicht ohne Grund als Magier der Märkte bezeichnet. Besonders im Fokus: Jerome Powell. Der Chef der US-Notenbank spricht im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht nur eine klare und verständliche Sprache, sondern ist sehr präzise in seinen Aussagen.
So betonte er mehrfach, dass die Kerninflation im wichtigen Dienstleistungssektor bislang keine Fortschritte gemacht habe. Vor allem der nach wie vor angespannte Arbeitsmarkt lässt kaum darauf hoffen, dass die Kerninflation bald wieder unter die Zielmarke von maximal zwei Prozent fällt. "Somit dürfte die Fed noch keinen ausreichend straffen Leitzins erreicht haben und ähnlich wie der Markt die anstehenden Konjunkturdaten genau verfolgen", meint Funda Sertkaya, Rohstoffexpertin und Geschäftsführerin des Edelmetallhändlers Ophirum.
Am Terminmarkt sind die Erwartungen an den künftigen Leitzins wieder gestiegen: Für die Sitzungen im März und Mai wird jeweils mit einer weiteren Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte auf 5 bis 5,25 Prozent gerechnet. Noch mehr Arbeit wartet auf die EZB. So haben die Kerninflationsraten in Frankreich und Deutschland ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Für die nächste EZB-Sitzung im März ist eine weitere Erhöhung um 0,5 Prozentpunkte fast eingepreist.
Zur Person
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.
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Währungsentwicklung stützt den Goldpreis
Notenbankchefin Christine Lagarde betonte jedoch, dass im Laufe des Jahres weitere Schritte folgen werden, um den Inflationsdruck zu dämpfen. Am Terminmarkt werden weitere deutliche Zinserhöhungen eingepreist. An den Devisenmärkten profitierte der Euro in den vergangenen Monaten von der Aussicht auf einen strafferen Kurs der Europäer im Vergleich zur Fed. Zuletzt erholte sich die Gemeinschaftswährung wieder und belastete auch Gold. Sollte der Euro jedoch wieder im Wert steigen, begünstigt durch stärkere Zinserhöhungsfantasien, dürfte auch das Edelmetall wieder profitieren.
Zumindest die Goldnachfrage entwickelte sich im vergangenen Jahr sehr robust und kletterte mit plus 18 Prozent auf ein 11-Jahres-Hoch von 4.740 Tonnen, wie der World Gold Council kürzlich berichtete. Vor allem die Zentralbanken waren dafür verantwortlich und kauften so kräftig wie seit 55 Jahren nicht mehr.
"Auch die Nachfrage nach Barren und Münzen erreichte im Westen ein Rekordniveau", erklärt Sertkaya. Der chinesische Markt hat sich dagegen abgeschwächt. Dies könnte sich jedoch 2023 umkehren, wenn die Wirtschaft nach dem Corona-Rückschlag wieder an Dynamik gewinnt.
Zinserwartung entscheidend
Unter dem Strich bleiben die Leitzinserwartungen des Marktes das Zünglein an der Waage für Gold. Sollte die jüngste Welle erwarteter Leitzinserhöhungen am Markt wieder eingepreist werden, dürfte sich der Preis für die Feinunze wieder erholen. Im positiven Fall liegen die nächsten Hürden perspektivisch bei 1.900 und 1.960 US-Dollar. Nach unten unterstützt die 200-Tage-Linie bei rund 1.780 Dollar. Was die 200-Tage-Linie ist, lesen Sie hier.
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