Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Negativer Realzins Steigende Sparzinsen? Investieren Sie Ihr Geld lieber!
Die Zinsen für das Ersparte steigen. Das ist eine gute Nachricht. Die schlechte: Das reicht nicht, um die Inflation wettzumachen. So retten Sie Ihr Geld.
Endlich steigen die Zinsen für das Ersparte wieder. Ob Tagesgeld oder Festgeld – langsam, aber sicher geht es aufwärts. Fast täglich gibt es Meldungen, dass Bank A oder Sparkasse B wieder Zinsen auf das Ersparte zahlen, wenn auch in homöopathisch geringer Dosis.
Mit den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank sind nicht nur die Negativzinsen –umgangssprachlich Strafzinsen, im Bankendeutsch Verwahrentgelt – verschwunden. Es gibt sogar wieder ein paar Cent auf das Ersparte. Das ist natürlich grundsätzlich eine gute Nachricht. Aber Entwarnung kann ich leider nicht geben!
Es reicht einfach nicht, um Ihr Erspartes zu retten. Die Zinsen sind nach wie vor extrem gering. Und das ist vor allem mit Blick auf die Inflation ein großes Problem. Denn Ihr Realzins ist negativ, und zwar extrem negativ.
Sie verlieren immer noch Geld
Der Realzins ist die erwartete Rendite Ihrer Geldanlage, bei Sparanlagen also die Zinsen, abzüglich der Inflation. Bei einer Teuerungsrate von aktuell gut acht Prozent und bald noch mehr, wenn man den Prognosen der Bundesbank glaubt, muss ich Ihnen nicht vorrechnen, was dabei rauskommt. Sie verlieren Geld! Langfristig schrumpft die Kaufkraft Ihres Ersparten, und zwar kräftig.
Nun ist dieser Realzins schon seit vielen Jahren für die meisten Anlageklassen und vor allem für alle Sparformen negativ. Und eigentlich heißt es, dass Aktien ein gutes Mittel gegen diesen Kaufkraftverlust sind.
Das stimmt grundsätzlich, also in halbwegs "normalen" Zeiten auch. Denn langfristig bringen Aktien bei breiter Risikostreuung im Schnitt sechs bis acht Prozent Rendite. Die Betonung lieg auf langfristig; und auf Risikostreuung (am besten via börsengehandelte Indexfonds, also ETFs, oder Fonds).
Mit Aktien betreiben Sie Schadensbegrenzung
Auch der Zusatz "im Schnitt" ist sehr wichtig. Es gibt sehr gute und sehr schlechte Aktienjahre, durchschnittliche natürlich auch.
Die Finanzexpertin
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch "Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien" im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
Alle Gastbeiträge von Jessica Schwarzer lesen Sie hier.
Nun liegt die Inflation bald wahrscheinlich bei zehn Prozent. Selbst wenn Sie Ihr Vermögen also zu 100 Prozent in Aktien investieren würden, könnten Sie ihre Rendite nicht ins Positive hieven. Aber Sie könnten den Schaden begrenzen.
Das Problem: Niemand investiert zu 100 Prozent in Aktien. Niemand sollte zu 100 Prozent in Aktien investieren. Wenn Sie andere Anlageklassen beimischen – was Sie mit Blick auf die Risikostreuung unbedingt tun sollten – sinkt Ihre Rendite ein Stück weit. Sie ist mit Aktieninvestments aber deutlich höher als bei reinen Spareinlagen.
Schlagen Sie der Inflation ein Schnippchen
Und das ist immer noch besser als stures Sparen! Ein Aktieninvestment puffert die hohe Inflation zumindest ein Stück weit ab, auch wenn der Realzins nicht positiv ist. Doch irgendwann wird die Teuerungsrate hoffentlich wieder sinken. Die Notenbanken rechnen fest damit. Und dann katapultieren Sie Ihre Fonds und ETFs doch wieder über die magische Nulllinie. Zum Glück!
Nun sind die Deutschen aber leider ein Volk von Sparern und weniger ein Volk von Aktionären beziehungsweise Investoren. Aber warum kombinieren Sie das Sparen nicht mit dem Investieren? Das funktioniert mit einem Fonds- oder ETF-Sparplan.
Monat für Monat investieren Sie total automatisiert. Schon mit vergleichsweise geringen Summen können Sie ein kleines Vermögen aufbauen; und ganz nebenbei der Inflation ein Schnippchen schlagen!
So reich macht Sie langfristiges Investieren
Wie gut das funktioniert, zeigt die Statistik des Fondsverband BVI ziemlich eindrucksvoll. Wenn Sie zehn Jahre lang Monat für Monat 100 Euro, also insgesamt 12.000 Euro in einen weltweit investierenden Aktienfonds gespart hätten, dann wären daraus zum Stichtag 30. Juni 2022 immerhin 16.101 Euro geworden.
Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 5,7 Prozent. Hätten Sie den Sparplan 20 Jahre durchgehalten, wären aus 24.000 Euro stolze 46.419 Euro geworden; bei einer jährlichen Rendite von 6,2 Prozent.
Und wenn Sie den wirklich langen Atem von 30 Jahren gehabt hätten, wären aus 36.000 Euro bei einer Rendite von 6,4 Prozent pro Jahr sogar 105.595 Euro geworden. Das kann sich doch wirklich sehen lassen, oder?
Der MSCI World ist eine gute Wahl
In die Statistik fließt die Wertentwicklung aktiv gemanagter Aktienfonds und ETFs ein; dabei mehr Aktienfonds als ETFs. Letztere gibt es auch noch keine 30 Jahre. Statistisch schneiden viele Indexfonds aber besser ab als aktiv gemanagte Aktienfonds, auch weil die Kosten sehr viel geringer sind. Es gibt aber natürlich auch viele Fonds, die richtig gut laufen, besser als ETFs.
Ich persönlich bin ein großer Fan von ETFs und würde einen Sparplan auf den Weltaktienindex MSCI World wählen. Der MSCI World ist im Grunde aber gar kein Weltindex. Es sind etwa 1.600 Aktien aus 23 Industrienationen im Index.
- Aktuelle Kurs: Wo steht der MSCI World gerade?
Das ist ziemlich viel "Welt", aber die aufstrebenden Schwellenländern (Emerging Markets) fehlen. Außerdem sind die USA als größter Kapitalmarkt der Welt sehr hoch gewichtet. Aber das macht nichts.
Der Index beziehungsweise ETFs auf diesen Index sind ein sehr gutes Basisinvestment. ETFs auf den MSCI World bieten fast alle Emittenten an, darunter Deka (ISIN: DE000ETFL508), die UBS (LU0340285161), Lyxor (LU0392494562), Xtrackers (IE00BJ0KDQ92), iShares (IE00B4L5Y983) und HSBC (IE00B4X9L533).
Wenn Sie in Zeiten hoher Inflation also vielleicht mit Blick auf die Altersvorsorge Ihre Sparquote ein wenig erhöhen wollen, dann denken Sie nicht nur ans Sparen, sondern auch ans Investieren. Es lohnt sich, nicht nur in Zeiten hoher Inflation, aber vor allem dann.
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