Hacker, Attentat und hohe Kosten belasten UnitedHealth - Aktie sackt ab

16.01.2025, 18:27

MINNETONKA (dpa-AFX) - Der größte US-Krankenversicherer UnitedHealth hat die Tiefschläge des vergangenen Jahres finanziell besser verkraftet als gedacht. Nach einem verlustreichen Spartenverkauf und einer Hackerattacke war Ende 2024 der Chef des größten Geschäftsbereichs UnitedHealthcare erschossen worden. Außerdem machten dem Konzern hohe Behandlungskosten zu schaffen.

t-online aktuell 16.01.2025

Die UnitedHealth-Aktie verlor am Donnerstag in den ersten drei Handelsstunden in New York 4,6 Prozent und war damit größter Verlierer im US-Leitindex Dow Jones Industrial.

Im abgelaufenen Jahr verdiente der Konzern 14,4 Milliarden US-Dollar und damit 36 Prozent weniger als im Vorjahr, wie er in Minnetonka im US-Bundesstaat Minnesota mitteilte. Dies lag vor allem an einem Hackerangriff und am verlustreichen Verkauf seiner Brasilien-Sparte im vergangenen Februar. Analysten hatten für das Gesamtjahr im Schnitt aber mit noch weniger Gewinn gerechnet.

Im Tagesgeschäft verdiente der Konzern in etwa so viel wie 2023, obwohl die Cyberattacke auf die Sparte UnitedHealthcare im Februar wichtige Zahlungs- und Datennetze lahmgelegt hatte. Dies hatte weitreichende Folgen für das US-Gesundheitssystem. Zahlreiche Gesundheitsdienstleister gerieten in Not.

Trotz der Turbulenzen steigerte UnitedHealth den Umsatz im vergangenen Jahr um acht Prozent auf 400 Milliarden Dollar. Analysten hatten jedoch mit noch mehr gerechnet. Der operative Gewinn stagnierte praktisch bei rund 32 Milliarden Dollar.

Im vierten Quartal stieg die Schadenquote auf 87,6 Prozent und damit höher als von Analysten erwartet. Dieser Anteil der Prämieneinnahmen des Versicherers geht für Gesundheitsleistungen an die Patienten drauf. Im Gesamtjahr lag die Quote bei 85,5 Prozent, und für 2025 rechnet das Management um UnitedHealth-Chef Andrew Witty mit 86 bis 87 Prozent.

Für den Umsatz peilt der Manager in diesem Jahr weiterhin 450 bis 455 Milliarden Dollar an. Der Gewinn je Aktie soll auf 28,15 bis 28,65 Dollar je Aktie steigen. Im vergangenen Jahr lag er vor allem wegen des verlustreichen Verkaufs der Brasilien-Sparte bei lediglich 15,51 Dollar.

UnitedHealth ist der größte private Krankenversicherer in den Vereinigten Staaten. Er bietet nicht nur Versicherungsleistungen an, sondern über seine Tochter Optum auch Datenanalysen im Gesundheitswesen und verschiedene Programme für Rentner. Außerdem unterstützt UnitedHealth Unternehmen mit Gesundheitsprogrammen für Mitarbeiter.

Allerdings steht der Konzern auch in der Kritik. Am 4. Dezember wurde der Chef der Versicherungssparte UnitedHealthcare, Brian Thompson, in New York aus nächster Nähe niedergeschossen. Im Krankenhaus erlag er seinen Verletzungen. Die von Überwachungskameras gefilmte Tat und die öffentliche Fahndung nach dem Täter schrieben weltweit Schlagzeilen. Der mutmaßliche Täter Luigi M. wurde inzwischen wegen Mordes angeklagt.

Nach der Tat hatte es in den USA ungewöhnlich viele Sympathiebekundungen für den Täter gegeben. Millionen US-Amerikaner verzweifeln an dem teuren Gesundheitssystem ihres Landes. UnitedHealthcare hat den Ruf, von Ärzten verschriebene Behandlungen besonders häufig abzulehnen. Ermittler hatten allerdings bekannt gegeben, dass M. wohl kein Kunde der Versicherung war. Jährlich melden rund 500.000 Menschen in den USA wegen erdrückender Schulden für Behandlungen und Medikamente Privatinsolvenz an./stw/cfa/zb/ajx

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