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Deutsches Unternehmen Your Family Entertaiment will Disney den Rang ablaufen


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Medienunternehmer Stefan Piëch
"Wir sind das, was Disney früher einmal war"


23.12.2021Lesedauer: 4 Min.
Stefan Piëch mit Fix und Foxi (Archivbild): Die Kinderserie ist eines der Aushängeschilder seines Unternehmens Your Family Entertainment.Vergrößern des Bildes
Stefan Piëch mit Fix und Foxi (Archivbild): Die Kinderserie ist eines der Aushängeschilder seines Unternehmens Your Family Entertainment. (Quelle: imago-images-bilder)

Bei Kinderunterhaltung ist Disney die Nummer eins. Das deutsche Unternehmen Your Family Entertainment jedoch will den Markt ebenfalls aufmischen.

Es sind Namen, die in Deutschland jeder kennt: Fix und Foxi, Chip und Charly, Urmel aus dem Eis. Millionen Kinder sind mit ihnen aufgewachsen, haben Stunden, Wochen, Monate mit ihren Abenteuern verbracht, mitgefiebert vor dem Fernseher der Eltern.

Weniger bekannt ist das Unternehmen, das hinter diesen und vielen weiteren Zeichentrickserien für Kinder steckt – und das, obwohl sein Chef einen klangvollen Namen hat: die Your Family Entertainment AG , geführt von Stefan Piëch, Sohn von Hans Michel Piëch, seinerseits neben Wolfgang Porsche Sprecher des VW-Familienclans und Mitglied im Aufsichtsrat von Deutschlands größtem Autobauer.

Stefan Piëch steht seit 2005 an der Spitze von Your Family Entertainment und hat sich einem hehren Ziel verschrieben: Kinderunterhaltung mit Anspruch oder, um in die Sprache der Branche zu wechseln, "Content with a purpose", zu Deutsch "Inhalte mit Sinn". Der Markt dafür ist groß: Im Schnitt schauen Kinder in Deutschland rund 60 Minuten pro Tag fern – trotz der wachsenden Konkurrenz für die Flimmerkiste im Netz, etwa bei YouTube oder TikTok.

"Ich bin ein Familienmensch"

So ungern Piëch öffentlich über die eigene Familie und die Volkswagen-Dynastie spricht, so sehr treibt sie ihn indirekt doch an: "Ich bin ein Familienmensch", sagt er. "Ich habe vier Kinder. Deshalb liegt es mir persönlich am Herzen, dass Kinder sinnvolle, wertbildende Sendungen sehen können. Das ist mein Ziel als Vater und als Unternehmer."

Your Family Entertainment betreibt dafür auch einen eigenen TV-Sender. Hauptsächlich aber ist die Firma das, was man im Film- und Fernsehbusiness einen Lizenzgeber nennt. Das heißt: Das Unternehmen verwaltet die Rechte an zahlreichen Marken, Filmen und Serien. Manche der Figuren sind mehr als 70 Jahre alt, aber bis heute bei Kindern beliebt. Insgesamt verfügt Piëchs Bibliothek über rund 3.500 halbstündige Folgen verschiedener Serien.

Anders als manche TV-Serie im Privatfernsehen, in denen die Fantasie-Protagonisten miteinander kämpfen, sind die Hauptfiguren in den Your-Family-Entertainment-Formaten dabei stets moralische Instanzen. "Einige unserer Titel basieren auch auf bekannten Kinderbüchern, zum Beispiel auf den Klassikern von Enid Blyton", sagt Bernd Wendeln, Chief Operating Officer im Unternehmensvorstand. "Die Helden in unseren Erzählungen stellen verlässliche Vorbilder dar. Sie vermitteln gute, gesellschaftlich akzeptable Werte und ein positives Weltbild."

Amerikaner steigen bei Piëch ein

Bislang war Your Family Entertainment stark auf dem europäischen Markt aktiv, belieferte mit seinem Serienangebot etwa den öffentlich-rechtlichen Kinderkanal (Kika), Cartoonsender wie Nickelodeon, die Plattform Joyn oder den österreichischen ORF. Neben ihrem deutschsprachigen Kanal betreibt das Unternehmen auch Kindersender unter anderem in Asien, Südamerika, Australien und Afrika.

Als nächstes will Piëch jetzt auch in den USA angreifen: Anfang Dezember machte seine Firma von sich reden, weil mit Genius Brands eine Familienunterhaltungsfirma aus Hollywood bei dem Unternehmen eingestiegen ist. Rund 29 Prozent der Firmenanteile halten die Amerikaner jetzt.

"Durch diese strategische Partnerschaft vergrößern wir unsere Ausspielkanäle um ein Vielfaches", sagt Piech. "Gemeinsam mit Genius Brands erreichen wir mit unseren Serien Millionen zusätzliche Kinder." Was er damit konkret meint: Fix und Foxi sowie Urmel werden künftig nicht nur in Europa, sondern auch in Cartoon-Kanälen in mehr als 100 Millionen US-Haushalten mit einem Fernsehgerät zu sehen sein.

Ob Piëch und Co. durch diesen Schritt auch Branchenprimus Disney wird Konkurrenz machen können? Wohl kaum. Der Disney-Konzern setzte 2020 rund 65 Milliarden US-Dollar um, bis zum coronabedingten Verlusten machte das Unternehmen zuletzt mehr als 10 Milliarden Dollar Jahresgewinn.

Von solchen Summen kann Piëch bislang nur träumen. Die rund 3 Millionen Euro, die Your Family Entertainment im vergangenen Jahr umsetzte, wirken dagegen fast mickerig. Immerhin: Anders als Disney schrieb das deutsche Unternehmen 2020 trotz Corona keine Verluste, sondern erwirtschaftete sogar noch einen kleinen Nettogewinn.

Aktienkurs stark angezogen

Dennoch wagt Piëch den Vergleich mit dem größten aller Kinder-Entertainment-Konzerne – zumindest, was die Ideale angeht. "Disney hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert", sagt der Firmenchef. "Längst nimmt Disney nicht mehr allein Kinder in den Blick, sondern immer stärker auch nur Erwachsene."

Das würde Your Family Entertainment nie tun, so Piëch. Seinem Unternehmen gehe es – wie es der Firmenname bereits ausdrücke – ausschließlich darum, Familien anzusprechen, mit hochwertigen Serien, so wie einst Micky-Maus-Erfinder Walt Disney. "Man könnte auch sagen: Wir sind das, was Disney früher einmal war", sagt Piëch. "Wir erzählen Geschichten mit Anspruch und ohne Gewalt. Wir vermitteln bleibende Werte, die auf der Erzähltradition der europäischen Kulturgeschichte, wie etwa den Märchen der Gebrüder Grimm, basieren." Von dieser Tradition habe sich Disney inzwischen entfernt.

Inwieweit diese Story auch an der Börse verfängt, muss sich noch zeigen. Genius Brands jedenfalls hat dem früheren Großaktionär von Your Family Entertainment, der Wiener F&M Film- und Medien Beteiligungsgesellschaft, ein vergleichsweise großzügiges Angebot gemacht. Dümpelte die Aktie noch im November bei knapp 1,20 Euro je Stück herum, gaben die Amerikaner für ihre Anteile 2 Euro aus.

Seit dem Einstieg der Amerikaner hat sich der Kurs der Aktie auf dem entsprechenden Level gehalten. Dass Piëchs Firma auch künftig im Fokus von Anlegern und Investoren stehen könnte, ist nicht ausgeschlossen. Passen dazu dürfte jedenfalls, dass seit diesem Jahr auch die Analysten der renommierten Warburg-Bank die Aktie covern.

Verwendete Quellen
  • Videotelefonat mit Stefan Piëch und Bernd Wendeln
  • Warburg-Research-Analysen
  • Destatis: Mediennutzung von Kindern
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