Börsen News Aktien Frankfurt: Inflationssorgen drücken Dax unter 16 000 Punkte
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Nervosität der Anleger ist am Dienstag größer geworden. Zu den seit Tagen schon hemmenden Pandemie-Sorgen kam nun abermals Ungewissheit in puncto Inflation und Zinsen. Der Dax sackte zeitweise deutlich unter die psychologisch wichtige Marke von 16 000 Punkten, zuletzt aber konnte er sich dieser wieder nähern. Gegen Mittag büßte der Dax noch 0,83 Prozent auf 15 982,54 Punkte ein. Der MDax verlor 1,10 Prozent auf 35 271,40 Zähler.
Bezüglich der hohen Inflation werden derzeit die Stimmen lauter, diese werde vielleicht nicht so schnell zurückkommen. Am Vorabend hatte es schon entsprechende Signale von der US-Finanzministerin Janet Yellen gegeben. Am Dienstag folgte nun die deutsche Direktorin bei der Europäischen Zentralbank (EZB), Isabel Schnabel, die in einem Medieninterview höhere Inflationsrisiken betonte. "Die Unsicherheit über Tempo und Ausmaß des Rückgangs hat zugenommen", so Schnabel.
Die Zinssorgen der Anleger stiegen auch infolge der Nominierung des amtierenden US-Notenbankchefs Jerome Powell für eine zweite Amtszeit. Laut dem Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners wird daraufhin für das kommende Jahr jetzt mit drei US-Zinserhöhungen gerechnet statt bislang zwei. "Steigende Zinsen werden jetzt einmal mehr zur Gefahr für die Aktienmärkte", betonte der Experte.
"Der Deutsche Aktienindex zeigt die bislang stärkste Konsolidierung seit Beginn der laufenden Aufwärtswelle im Oktober", stellte Andreas Büchler vom Charttechnik-Magazin Index-Radar fest. Der Dax steuert auf den vierten Verlusttag in Folge zu, von seinem Rekord bei 16 290 Punkten hat er aktuell fast zwei Prozent verloren. Büchlers Prognose für den Dax bleibt aber davon ungetrübt - insbesondere im übergeordneten Zeitfenster.
Mit Blick auf Einzelwerte sorgten einige Aktienplatzierungen von Großaktionären für Gesprächsstoff. Nach einem Vortagshoch seit Mai sackten die Papiere von Thyssenkrupp um 7,7 Prozent ab. Hier halbierte Großaktionär Cevian seinen Anteil an dem Konzern fast auf knapp acht Prozent. Für den Jefferies-Analysten Alan Spence stellt sich nun die Frage, was aus den restlichen Anteilen wird.
Beim Laborspezialisten Synlab rutschten die Aktien sogar um 11,4 Prozent ab, nachdem sie zuletzt von Rekord zu Rekord geeilt waren. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg wurden hier zehn Millionen Anteile von mehreren Großaktionären zu einem Kurs von 22,15 Euro veräußert. Das ist ein Abschlag von etwa zehn Prozent auf den Vortagesschlusskurs von 24,60 Euro.
Delivery Hero gab rund 600 000 neue Aktien für ein Belegschaftsaktienprogramm aus. Das entspricht nur einem kleinen Teil von 0,24 Prozent des Grundkapitals. Der Kursverlust von 2,2 Prozent ging denn auch vor allem auf Anleger zurück, die nach dem zuletzt - von Corona-Lockdown-Sorgen getriebenen - starken Lauf der Papiere erst einmal Kasse machten.
Zum größten Dax-Verlierer wurden die Eon -Aktien im Zuge eines Kapitalmarkttags mit minus 3,4 Prozent. Der Energiekonzern vermochte mit den Mittelfristzielen nicht zu begeistern. Am Markt wurden sie zwar in ersten Reaktionen im Rahmen der Erwartungen gesehen. Der UBS-Experte Sam Arie kritisierte aber, dass der Konzern mehr investieren müsse, um ein Ergebnisniveau zu erreichen, mit dem am Markt bereits gerechnet worden sei.
Ganz anders war das Bild bei der Aareal Bank. Mit einem Kurssprung um 3,3 Prozent waren sie Klassenbester im SDax . Die Finanzinvestoren Advent und Centerbridge machen nach den Sondierungsgesprächen ernst mit einem Übernahmeangebot. Sie wollen für den Immobilienfinanzierer 29 Euro je Aktie in bar zahlen. Diesen Preis holte der Kurs nun in etwa ein.
Im MDax waren die Papiere von Aroundtown eine positive Ausnahme. Nach einer Kaufempfehlung durch die Societe Generale zogen sie an der MDax-Spitze um 2,4 Prozent an. Analyst Ben Richford blickt in der Studie optimistischer auf die Aktivitäten im Bereich Büroimmobilien. Für Grand City Properties gab er derweil seine Kaufempfehlung auf, hier verloren die Papiere 0,7 Prozent an Wert./tih/mis
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---