"SustainLab" Kunsthochschule in Halle bietet Experimente im Labor
Halle (dpa) - In einem länglichen geschlossenen Glaskolben rotiert eine orangensaftähnliche Flüssigkeit. Das Gefäß ist ein geschlossenes System. Neben der Drehzahl des Quirls wird auch die Sauerstoffzufuhr im Kolben geregelt.
"Die Flüssigkeit ist ein Nährmedium, das ein selbstleuchtendes Bakterium enthält, welches aus einem Organ des hawaiianischen Bobtail-Tintenfisches Euprymna scolopes gewonnen wurde", sagt der Laborleiter des Labors BioLab derKunsthochschule Burg Giebichenstein, Falko Matthes.
Bakterien verwandeln sich in 3D-Kunst
"Ein Reagenzglas wurde in die Bakterienflüssigkeit getaucht und das Glas, als Trägermaterial, leuchtete für kurze Zeit. Von dem Experiment wurden Bilder angefertigt", sagt Matthes. "Eine andere Möglichkeit: In einem 3D-Drucker kann sich die eingedickte Bakterienflüssigkeit in faszinierende, kurzzeitig leuchtende dreidimensionale Formen verwandeln."
Insgesamt gibt es seit dem Vorjahr drei neue Labore. Die Europäische Union und das Land Sachsen-Anhalt unterstützen die so genannten "BurgLabs" mit rund 1,25 Millionen Euro. In der Ausbildung der Studenten geht es um Themen wie Nachhaltigkeit, Biotechnologie, künstliche Intelligenz und Robotik. Erforscht werden die Möglichkeiten Kunst und Design mit naturwissenschaftlicher Materialforschung und Geisteswissenschaft zu verbinden.
Mit Lehm, Sand und Humus Neues lernen
Dazu gehört auch das "SustainLab" (Nachhaltigkeits-Labor). "Im Projekt SOLUM erforschen Studenten den Boden in Halle und Umgebung", sagt die künstlerische Mitarbeiterin Ina Turinsky. "Es geht um das Arbeiten mit den vorkommenden Materialien wie Lehm, Sand, Humus, Braunkohle und Haldenmaterial, aber auch mit den Menschen und der Geschichte der Region."
Die Ergebnisse werden in einer Ausstellung zum Jahresthema SOLUM ab 20. September in der Kunsthochschule präsentiert.
Das Labor "XLab" beschäftigt sich neben Robotik mit dem Thema Bildsprache und künstliche Intelligenz (KI). "Bildsprache für KI steckt in einer Krise. Elektrifizierte Gehirne oder humanoide Roboter haben nichts mit der Realität zeitgenössischer KI und KI-Forschung zu tun", sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin des XLab Alexa Steinbrück. "Beispielsweise wird sich häufig bei Artikeln zum Thema KI Bilder aus dem Film Terminator bedient. Solche absurd-skurrilen Bilder verhindern eine kritische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen von KI."
Forschungsprojekt fördert Diskurs über KI
Im XLab-Forschungsprojekt sollen die Studenten neue Bilder schaffen, um die Berichterstattung über KI zu verbessern und den Diskurs darüber zu fördern, was KI kann und nicht kann, können und nicht können sollte.
Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule verfügt neben den drei neu gegründeten Laboren über zahlreiche Ateliers und Werkstätten. An der Kunsthochschule studieren derzeit rund 1000 Menschen in den beiden Fachbereichen Kunst und Design. Die Einrichtung gehört nach eigenen Angaben zu den deutschlandweit größten Kunsthochschulen.