Empfehlungen mit Herz Wie werde ich Buchhändler/Buchhändlerin?
Berlin/Frankfurt (dpa/tmn) - Der Tod wurde ihm oft genug vorhergesagt. Doch so einfach lässt sich der Buchhandel nicht unterkriegen: "Noch vor fünf Jahren hieß es, unsere Branche sei tot. Aber davon kann keine Rede sein, sie ist quicklebendig und wir benötigen dringend Nachwuchs", sagt Christiane Schulz-Rother.
Die 52-Jährige Inhaberin von vier Buchhandlungen führt deswegen auch regelmäßig Nachwuchskräfte an ihren Beruf heran: "Ich bilde gerne aus, es macht mir Spaß, jungen Leuten Entwicklungsraum zu geben und meine Erfahrung weitergeben zu können."
Mit Sherlock Holmes fing alles an
Sophie Schmale ist eine der angehenden Buchhändlerinnen im Team von Christiane Schulz-Rother. Sie arbeitet entweder in der Tegeler Bücherstube im Norden Berlins oder in einer Filiale im Bezirk Tempelhof.
Als Kind sei sie keine Leseratte gewesen, erzählt sie. Erst mit zwölf, dreizehn Jahren habe sie ihre Liebe zu Büchern entdeckt. Arthur Conan Doyle war es, der sie mit seiner Detektivfigur Sherlock Holmes entfachte. Jane Austen, die große Dame der britischen Literatur, gab der Flamme weitere Nahrung.
Fachwissen von Krimi bis Ratgeber
Heute begeistern sie Neuerscheinungen, die sich mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen. "Bücher sind etwas Besonderes und für mich ist es toll, sie zu empfehlen und zu verkaufen", sagt Schmale. Während ihrer Ausbildung ist sie im gesamten Sortimenten und allen Literaturgattungen fit geworden.
Längst kennt sie sich nicht nur mit Romanen, sondern auch mit Sachbüchern, Kinder- und Jugendliteratur, Krimis, Reiseführern oder Ratgebern aus. Gut gefällt ihr an der Ausbildung, dass sie vom ersten Tag an im Geschäft mitarbeiten konnte.
Die Eigenarten der Kunden verstehen
Zweimal wöchentlich besucht sie die Berufsschule. Neben den kaufmännischen Fächern dreht sich der Unterricht um den Umgang mit unterschiedlichen Kundentypen. Schmale begreift es als theoretisches Gerüst: Aus der Praxis weiß sie, dass viele Menschen aus diesem Schema herausfallen und sie sich immer wieder neu auf Eigenarten und Vorlieben einzustellen hat.
"Während der Coronazeit kamen mehr Leute als früher, die ausdrücklich von uns Empfehlungen von Büchern wünschten", erzählt sie. "Sie meinten, sie säßen sowieso so viel vor dem Computer und wollten sich nicht von Algorithmen, sondern von uns inspirieren lassen."
Neben der Beratung der Kunden und dem Verkauf beschäftigen sich Buchhändlerinnen und Buchhändler mit Verlagsangeboten, einer marktorientierten Kalkulation und der Lagerhaltung. Die Dekoration der Schaufenster gehört ebenso dazu. Eine Aufgabe, die Sophie Schmale sehr gerne übernimmt, weil dabei ihre Kreativität ausleben kann.
Die Ausbildungsvergütung unterscheidet sich je nach Bundesland. Die Bundesagentur für Arbeit gibt als Orientierungswert ein monatliches Bruttogehalt von etwa 630 bis 900 Euro im ersten Ausbildungsjahr an. Später bekommen Azubis eine Vergütung, die etwa zwischen 730 und 1150 Euro liegt brutto im Monat liegt.
Eventmanagement und Website-Gestaltung
Die Vielfalt ist es, die auch Schulz-Rother an dem Beruf so mag: Sie ist nicht nur Expertin für Bücher und behält das Kaufmännische im Blick. Sie weiß, dass neben der analogen Bücherwelt auch die digitale gestaltet werden will.
Sie hält etwa ihre Internetpräsenz und den Online-Shop aktuell, agiert als Eventmanagerin, wenn sie Lesungen organisiert und zeigt sich offen für Formate, um die Kundenbindung zu stärken. Nach dem Motto "Buchgenuss nach Ladenschluss" können etwa kleine Gruppen einen Abend privat in der Buchhandlung verbringen, dabei lesen, blättern und Neues entdecken.