Studie Viele Aufstocker arbeiten im Minijob und zu Niedriglöhnen
Gütersloh (dpa) - Menschen, die trotz Arbeit Hartz-IV beziehen, sind laut einer Studie meist zu Niedriglöhnen und sehr häufig in einem Minijob tätig. Zuletzt (Juni 2021) stockten rund 860.000 Menschen ihre Einkünfte mit Sozialleistungen auf - mehr als jeder fünfte Hartz-IV-Bezieher, wie die Bertelsmann Stiftung mitteilte.
Ausschlaggebend dafür ist neben der Erwerbssituation auch der familiäre Hintergrund, wie eine am Mittwoch vorgestellte Langzeitanalyse für die Jahre 2010 bis 2018 des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) im Auftrag der Stiftung zeigt.
Besonders entscheidend sind demnach Arbeitszeit und Stundenlohn: Mehr als dreiviertel der erwerbstätigen Grundsicherungsempfänger arbeiten zu einem Niedriglohn von weniger als zwei Dritteln des jährlichen mittleren Stundenlohns. 46 Prozent aller Aufstocker haben einen Minijob.
Laut Studie weisen Alleinerziehende unter allen Haushaltsformen das höchste Risiko auf, zum Aufstocker zu werden: Mehr als jedes sechste erwerbstätige alleinerziehende Elternteil bezog zusätzlich Sozialleistungen. Dabei sei das Risiko, trotz Arbeit Sozialleistungen beziehen zu müssen, grundsätzlich für Haushalte mit Kindern gegenüber Singles oder kinderlosen Paaren höher, bilanziert die Studie - insbesondere wenn Kinder unter zwölf Jahren versorgt werden müssten.
In den vergangenen Jahren ist den Daten zufolge der Anteil der Aufstocker unter den Hartz-IV-Empfängern leicht rückläufig. Als wichtigen Grund sehen die Experten den Wegfall tausender Jobs in vielen Dienstleistungsbereichen, etwa der Gastronomie, während der Corona-Pandemie. Zudem habe die erschwerte Vereinbarkeit von Arbeit und Kinderbetreuung infolge der Corona-Auswirkungen gerade viele Alleinerziehende dazu gebracht, ihren Job aufzugeben und komplett in die Grundsicherung zu wechseln.