Ärger im Aufsichtsrat Bahn-Chef Grube schmeißt hin
Deutsche-Bahn-Chef Rüdiger Grube verlässt überraschend das Unternehmen. Das meldet der "Spiegel" unter Berufung auf den Aufsichtsrat. Demnach war Grube verärgert darüber, dass sich die Aufseher nicht an Absprachen gehalten hätten.
Zunächst hatte es noch geheißen, Grubes Vertrag solle um mindestens zwei Jahre bis Ende 2019 oder 2020 verlängert werden. Auch t-online.de hatte entsprechend berichtet.
Grube wollte angeblich eine Gehaltserhöhung, die sei ihm jedoch verweigert worden. Das schrieb das "Handelsblatt" unter Berufung auf Regierungskreise.
Längerer Vertrag anstelle von mehr Geld
Der 65-Jährige und der Bund als Eigentümer hätten sich demnach nach intensiven Verhandlungen aber darauf verständigt, den Vertrag um drei und nicht nur wie zwischenzeitlich offenbar angedacht um zwei Jahre zu verlängern. Zudem wollte Grube auf eine Abfindung bei vorzeitigem Ausscheiden verzichten.
Am Ende, so der "Spiegel", habe es aber doch nur zwei Jahre und trotzdem nicht mehr Geld geben sollen. Das habe Grube verärgert. Im Aufsichtsrat habe Grubes Rücktritt für "blankes Entsetzen" gesorgt, da es im Unternehmen keinen natürlichen Nachfolger gebe. Selbst für den Favoriten, den früheren Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, komme der Schritt zu früh.
Grube stand seit Mai 2009 an der Spitze des Unternehmens und bekam eine Festvergütung von 900.000 Euro im Jahr. Inklusive Boni verdiente er im Geschäftsjahr 2015 gut 1,4 Millionen Euro. Allerdings rutschte das Unternehmen 2015 erstmals seit zwölf Jahren in die roten Zahlen. 2016 gelang dann wieder ein Gewinn, zudem verbesserte sich die Pünktlichkeit.
Grubes bisheriger Vertrag lief bis zum Jahresende. Der Manager will seinen Arbeitsplatz noch heute verlassen.
SPD will bei neuem Bahn-Chef mitreden
Übergangsweise übernimmt Finanzvorstand Richard Lutz die Führung des Konzerns. Das teilte der Aufsichtsrat mit. Man habe einstimmig Grubes Bitte entsprochen, mit sofortiger Wirkung "seinen laufenden Vertrag durch eine Auflösungsvereinbarung zu beenden", teilte die Bahn mit. Das Kontrollgremium wolle "zeitnah" über eine Nachfolge entscheiden.
Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht würdigte Grubes Verdienste für den bundeseigenen Konzern. "Die Digitalisierung der DB ist ebenso mit seinem Namen verbunden wie das Qualitätsprogramm "Zukunft Bahn"."
Bei der Nachfolge von Grube will die SPD mitreden. Über die Besetzung des Postens werde in der Koalition entschieden, sagte der designierte SPD-Chef und Kanzlerkandidat Martin Schulz.
Die Koordinierung der Gespräche in dem Regierungsbündnis betreibe nach wie vor Vizekanzler Sigmar Gabriel, aber in enger Abstimmung mit ihm als designiertem Nachfolger für den Parteivorsitz. Schulz soll am 19. März auf einem Sonderparteitag zum SPD-Chef gewählt werden. Bis dahin übt er das Amt faktisch schon aus.
Dobrindt überrascht
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt zeigte sich überrascht über den Rücktritt von Grube. "Das ist in der Tat eine so nicht zu erwartende Wendung", sagte der CSU-Minister. Allerdings habe es bereits in den vergangenen Tagen Diskussionen über Grube gegeben, sagte Dobrindt. "Aber dass am Schluss offensichtlich es wenig Einigungsbereitschaft auf beiden Seiten gegeben hat, war so nicht erkennbar", fügte er hinzu.