Grundsicherung Ostdeutsche deutlich öfter in Dauer-Hartz-IV als Westdeutsche
In Ostdeutschland schnappt die Hartz-IV-Falle neuen Zahlen zufolge öfter zu: Der Anteil der Arbeitslosen, die länger als vier Jahre Grundsicherung beziehen, ist im Osten deutlich höher als im Westen.
In vielen ostdeutschen Regionen stecken Arbeitslose oft länger in Hartz IV fest als in weiten Teilen Westdeutschlands. So bezogen in Ostdeutschland knapp 189.000 Arbeitslose seit vier Jahren und länger Hartz IV – 54,1 Prozent der arbeitslosen Grundsicherungsbezieher.
In Westdeutschland waren es mit 468.000 dieser Menschen nur 45,6 Prozent. Das zeigt eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit, auf die die Linke im Bundestag aufmerksam machte.
Deutschlandweit gab es demnach fast 656.000 Arbeitslose, die Hartz IV über vier Jahre und länger bezogen – 47,8 Prozent. Insgesamt gab es Ende vergangenen Jahres rund 1,025 Millionen arbeitslose erwerbsfähige Hartz-IV-Bezieher im Westen und gut 348.000 im Osten.
Große Unterschiede je Bundesland
Von Land zu Land sind die Unterschiede groß. Den größten Anteil an Arbeitslosen mit mindestens vier Jahren Grundsicherung gab es mit 57 Prozent in Brandenburg, gefolgt von Sachsen-Anhalt (55,3 Prozent). In Bayern waren nur 37,3 Prozent der Arbeitslosen im Langzeitbezug. Das westdeutsche Flächenland mit dem größten Anteil an Langzeitbeziehern von Grundsicherung ist Nordrhein-Westfalen mit 49,4 Prozent.
Enorm ist die Spannbreite beim Anteil der Betroffenen mit einem Leistungsbezug von vier Jahren und länger an allen arbeitslosen Hartz-IV-Beziehenden auf der regionalen Ebene der Kreise. Er reicht von lediglich 16,8 Prozent in Eichstätt und 17,3 Prozent in Pfaffenhofen an der Ilm – bis hin zu jeweils 67 Prozent in Görlitz und Oberspreewald-Lausitz. Während es sich in Eichstätt in absoluten Zahlen um 47 und in Pfaffenhofen um 42 Personen handelt, geht es im Landkreis Görlitz um 4.437 und in Oberspreewald-Lausitz um 2.128.
"Verhärtete Langzeitarbeitslosigkeit und abgehängte Regionen"
Die Linken-Abgeordneten Sabine Zimmermann sagte: "Besonders in Ostdeutschland haben wir es oft mit verhärteter Langzeitarbeitslosigkeit und abgehängten Regionen zu tun, in denen sich am Arbeitsmarkt nur wenig bewegt." Die Arbeitsmarktexpertin plädierte daher für einen starken öffentlich geförderten Beschäftigungssektor.
Im sozialen Bereich gab es über die vergangenen Jahre aber auch deutliche Veränderung zwischen Ost und West. Das zeigt sich etwa beim Risiko, zu verarmen. So stieg die sogenannte Armutsgefährdungsquote zwischen 2009 bis 2019 in allen westlichen Bundesländern und in Berlin an. In den ostdeutschen Ländern sank dieser Prozentsatz an Menschen mit relativ niedrigen Einkommen hingegen.
Armutsgefahr nimmt in Bremen besonders zu
Am stärksten erhöhte sich der Anteil an von Armut bedrohten Menschen laut Statistischem Bundesamt in Bremen: Dort war 2019 fast jeder Vierte armutsgefährdet, 2009 war es erst jeder Fünfte. Deutlich gestiegen sind die Zahlen auch in Hessen, wo der Anteil von 12,4 auf 16,1 Prozent stieg, und in Nordrhein-Westfalen, wo es einen Anstieg von 15,2 auf 18,5 Prozent gab. In Berlin liegt der Anteil fast unverändert bei rund 19 Prozent.
Den bundesweit stärksten Rückgang gab es in Mecklenburg-Vorpommern – von 23,1 Prozent Armutsgefährdeten in der Bevölkerung der Menschen im Jahr 2009 auf 19,4 Prozent 2019. Sachsen und Sachsen-Anhalt verzeichneten einen Rückgang um jeweils 2,3 Prozentpunkte auf 17,2 beziehungsweise 19,5 Prozent.
- Nachrichtenagentur dpa-AFX