Wettbewerbsnachteile befürchtet 300 Unternehmen beschweren sich bei Baerbock
China ist für viele deutsche Unternehmen ein wichtiger Markt. Doch chinesische Mitarbeiter in Deutschland zu qualifizieren, fällt schwer. Grund: Lange Wartezeiten beim Visumsprozess.
300 deutsche Unternehmen in China haben in einem Brief an Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) eine schleppende Visavergabe für chinesische Mitarbeiter beklagt. Für den Erfolg deutscher Firmen sei die Qualifizierung der chinesischen Mitarbeiter in Deutschland und die gemeinsame Projektentwicklung entscheidend, heißt es in einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Brief der Außenhandelskammer Greater China und ihres Geschäftsführers für Shanghai, Maximilian Butek, der von den Firmen unterzeichnet wurde.
"Deswegen sehen wir mit Sorge, dass nach wie vor Schwierigkeiten bestehen, chinesische Mitarbeiter deutscher Unternehmen rechtzeitig mit Visa für Deutschland zu versorgen", heißt es darin weiter. Die Beantragungszeiten seien zu lang, das Verfahren komplizierter als früher. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es in einer Reaktion am Samstag, dass man die nötigen Visumverfahren "so zügig wie möglich durchführen und bestehende Wartezeiten so rasch wie möglich abbauen" wolle.
Brief: Visa brauchen drei Monate
Als Beispiel wird der Großraum Shanghai genannt, in dem zwei Drittel der deutschen Unternehmen sitzen. Dort soll die Bearbeitungszeit von Visa mittlerweile etwa drei Monate betragen. Das früher bestehende schlankere Visaverfahren sei abgeschafft worden und sollte wieder eingeführt werden, fordern die deutschen Firmen. Nun würden Termine zu unregelmäßigen Zeiten online eingestellt und seien innerhalb weniger Minuten vergeben. Die Website des Anbieters sei zudem schwer zugänglich und melde häufig Fehler bei der Terminvergabe.
"Der Erfolg in China ist in hohem Maße ausschlaggebend für den Gesamterfolg der Unternehmen", wird in dem Brief betont. Das betreffe nicht nur den Geschäftserfolg, sondern auch das Vorantreiben von Innovationen. "Insbesondere in diesem Jahr zeigen unsere Umfragen, dass deutsche Unternehmen in China unter einem besonderen Wettbewerbsdruck mit lokalen Unternehmen stehen." Um dem Wettbewerb standzuhalten, seien noch schnellere Anpassungen der Produkte und Geschäftsmodelle an den chinesischen Markt nötig. Deshalb brauche man einen intensiven Austausch zwischen den Stammhäusern in Deutschland und ihren Niederlassungen in China.
Auswärtiges Amt betont Bedeutung von Reiseverkehr
Im Auswärtigen Amt betonte man auf Nachfrage, dass man die große Bedeutung eines möglichst reibungslosen Reiseverkehrs sehe, insbesondere für die deutsche Wirtschaft. Die Wartezeiten könnten stark schwanken. An den Auslandsvertretungen in China seien die Wartezeiten für Geschäftsreisende, die ein Schengenvisum beantragen, im vergangenen Jahr sehr unterschiedlich, hätten aber insgesamt reduziert werden können.
Beim Generalkonsulat in Shanghai gebe es tatsächlich deutlich mehr Nachfrage. "Das Auswärtige Amt hat angesichts dieser Entwicklung organisatorische Maßnahmen ergriffen und die Terminbuchung auf eine Terminwarteliste umgestellt", hieß es im Außenministerium. Um die Wartezeiten so gering wie möglich zu halten, sei die Auslandsvertretung personell unterstützt und Verfahrensabläufe analysiert und effizienter gestaltet worden.
2023 war China nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mit einem Warenaustausch im Wert von 254,5 Milliarden Euro erneut wichtigster Handelspartner Deutschlands. Die Ampel-Regierung hat Firmen vor zu großen Abhängigkeiten von China gewarnt und will Investitionen in anderen Ländern vorantreiben.
- Nachrichtenagentur Reuters