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Rente: Eklatante Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland


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Experte erklärt
Unterschiede zwischen Ost- und Westrenten sind deutlich


Aktualisiert am 12.06.2024Lesedauer: 3 Min.
Rentnerinnen (Symbolbild): Die Ostrenten liegen unter dem Bundesdurchschnitt.Vergrößern des Bildes
Rentnerinnen (Symbolbild): Die Ostrenten liegen unter dem Bundesdurchschnitt. (Quelle: Michael Gstettenbauer/imago)
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Besonders in Ostdeutschland konnte die AfD bei der Europawahl punkten. Doch woran hat das gelegen? Bei den Renten gibt es jedenfalls große Unterschiede.

Ein Riss geht durch Deutschland: Während im Westen die Menschen bei der Europawahl mehrheitlich CDU gewählt haben, votierten sie im Osten für die AfD. Doch nicht nur bei der EU-Wahl zeigt sich der Unterschied zwischen alten und neuen Bundesländern. Auch bei der Rente gibt es noch gewaltige Unterschiede.

Zwar hat sich nach mehr als 30 Jahren nach der Deutschen Einheit der Rentenwert im vergangenen Jahr angeglichen – früher als vorgesehen. Grund war, dass die Löhne im Osten zuvor deutlich stärker gestiegen waren als im Westen.

In diesem Jahr liegt die Rentenanpassung sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland bei 4,57 Prozent, der aktuelle Rentenwert steigt damit von 37,60 Euro auf 39,32 Euro. "Um diese Angleichung hat der Osten lange gekämpft", sagt Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der Niederlassung Dresden des Ifo-Instituts, t-online.

Unterschiede bei Ost- und Westrenten

Dennoch: Die Durchschnittsrente in den ostdeutschen Ländern liegt bis auf Ostberlin unter dem Bundesdurchschnitt. So rangierte die Bruttorente Ende 2022 im Bundesgebiet im Mittel bei 1.550 Euro. Thüringen bildet mit einem Rentenbetrag von 1.427 Euro das Schlusslicht, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 1.434 Euro und Mecklenburg-Vorpommern mit 1.443 Euro.

In Ostberlin rangiert die Bruttorente derweil bei 1.598 Euro, also immerhin 48 Euro über dem Durchschnitt. Das Besondere: Die Renten von Frauen im Osten liegen oft über denen von Rentnerinnen aus dem Westen.

Auch die Differenz zwischen den Durchschnittsrenten für Männer und Frauen fällt im Osten Deutschlands geringer aus als im Westen. Der Grund: die längeren Erwerbsbiografien. Frauen im Osten waren weniger teilzeitbeschäftigt als im Westen. Dadurch sind die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen dort geringer.

Experte widerspricht Studie zu Ostrenten

Insgesamt sei der Unterschied der gesetzlichen Altersrenten zwischen Ost- und Westdeutschland aber "nicht allzu groß", sagt Ifo-Ökonom Ragnitz. "Entscheidend ist aber, dass Westrentner häufig höhere private Renten beziehen. Auch die Betriebsrenten sind in Ostdeutschland niedriger", erklärt der Experte. "Dadurch können die Unterschiede zwischen Ost und West schnell deutlich ausfallen."

Einer Auswertung des Prognos-Instituts im Auftrag des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Anfang des Jahres widerspricht Ragnitz derweil. Die hatte ergeben, dass die Menschen im Ruhestand im Osten Deutschlands finanziell komfortabler gestellt seien als im Westen.

Demnach war das Verhältnis von Wohnkosten und Renteneinkommen im Jahr 2021 in der thüringischen Stadt Gera am günstigsten. So lag die durchschnittliche monatliche Rentenkaufkraft mit 1.437 Euro deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 1.036 Euro. Unter den ersten fünf folgen nach Gera vier weitere ostdeutsche Kommunen: Chemnitz, Cottbus, Görlitz und der Kreis Spree-Neiße. Am niedrigsten war die regionale Rentenkaufkraft dagegen im Westen Deutschlands und im Süden, insbesondere in Bayern.

Was die Studie laut Experte Ragnitz indes nicht berücksichtige, seien andere Einkommensquellen für Rentner – etwa Einnahmen aus der Vermietung oder Kapitaleinkommen. Doch hier hinkt der Osten noch hinterher, wie auch eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts zeigt, über die das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtete.

Demnach liegt das durchschnittliche Jahreseinkommen für Westdeutsche im Ruhestand bei 25.362 Euro, für Ostdeutsche hingegen bei 21.760 Euro. "Die Alterseinkommen sind im Osten insgesamt niedriger", sagt Ragnitz daher.

Experte: "Leute befürchten, unter die Räder zu kommen"

Doch: Den Grund für den Zustrom zur AfD sieht der Ökonom darin nicht. "Die Rentner stehen vergleichsweise gut da", sagt er. Aber: "Viele Leute befürchten, dass sie unter die Räder kommen, sie fühlen sich von der Ampel in ihrer Existenz bedroht."

Als Beispiel führt er den angestoßenen Strukturwandel an. "Die Menschen im Osten sorgen sich um ihren Arbeitsplatz." Besonders ältere Arbeitnehmer, also künftige Rentner, seien von einer Umstrukturierung ihres Unternehmens betroffen. "Sie haben Zukunftsängste, im Strukturwandel hinten runterzufallen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Joachim Ragnitz
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