Nach Notübernahme Streicht die Schweiz der Credit Suisse die Boni?
Trotz Milliardenverlusten will die gerettete Großbank Credit Suisse ihren Mitarbeitern Boni zahlen. Die Finanzaufsicht könnte intervenieren.
Nach der Notübernahme durch den Rivalen UBS bemüht sich die Credit Suisse um Normalität. "Wir gehen davon aus, dass der Zusammenschluss bis Ende 2023 abgeschlossen sein wird", schrieben Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und CEO Ulrich Körner in einer Mitteilung. "Bis dahin werden wir so nah wie möglich am 'business as usual' operieren". Dazu zählen laut Ansicht der Großbank offenbar auch Bonuszahlungen.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag berichtete, hat die gerettete Bank ihren Mitarbeitern zugesichert, dass es weiterhin bei in Aussicht gestellten Boni und Gehaltserhöhungen bleibe. Es werde keine Änderungen bei der Lohnabrechnung geben und die Boni würden wie geplant am 24. März ausgezahlt, hieß es demnach in einem internen Schreiben. Durch die Notfusion hat sich daran anscheinend nichts geändert.
Bonuszahlungen trotz Milliardenverlusten sind in der Bankenbranche grundsätzlich nicht ungewöhnlich, da sich die sogenannte variable Vergütung auch an der individuellen Leistung der Mitarbeiter bemisst. Dennoch sorgt die Praxis immer wieder für heftige Diskussionen – besonders, wenn die Verluste mit Stellenstreichungen verbunden sind. So musste der Vorstand der Commerzbank Anfang 2021 angesichts wirtschaftlicher Schwierigkeiten auf die Boni verzichten.
Finanzministerin fordert Boni-Verbot für Credit Suisse
Ähnliches droht nun dem Vorstand der Credit Suisse. Zumindest das Management kann nach den Worten der Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter wohl entgegen der Ankündigung der Bank nicht mit Bonuszahlungen rechnen. "Gegenüber dem CS-Management gibt es natürlich Maßnahmen", sagte die Ministerin am Montag im SRF-Radio.
Es sei Aufgabe der Finanzmarktaufsicht (Finma), ein Boni-Verbot auszusprechen. "Davon ist schon auszugehen", sagte Keller-Sutter weiter. Ein Sprecher der Finma erklärte der Nachrichtenagentur AWP, dass man demnächst "auch solche" Fragen klären werde.
Am Sonntagabend war verkündet worden, dass die schwer angeschlagene Credit Suisse von der Schweizer Großbank UBS für drei Milliarden Franken (gut drei Milliarden Euro) übernommen wird. Der historische Deal wurde von der Schweizer Regierung eingefädelt und sollte eine Vertrauenskrise auf den globalen Finanzmärkten verhindern.
- bloomberg.com: Credit Suisse steht zu Boni, ruft Mitarbeiter zur Arbeit auf (kostenpflichtig)
- welt.de: Millionen-Boni trotz riesiger Verluste
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa