August Zahl der Firmenpleiten steigt leicht an
Hakle, Görtz und Dr. Schneider: Zuletzt haben viele Unternehmen Insolvenz angemeldet. Auch in der offiziellen Statistik zeichnen sich mehr Firmenpleiten ab.
Nach zwei Monaten Abwärtstrend steigt die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland wieder. Im August wurden nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes 6,6 Prozent mehr Regelinsolvenzen beantragt als im Juli. Die Statistiker wiesen am Montag darauf hin, dass die Insolvenzanträge oft erst mit Zeitverzug in die Statistik einfließen.
Doch auch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) geht anhand jüngster Daten von steigenden Zahlen aus. "Nach lange Zeit niedrigen Insolvenzzahlen hat nun eine Trendwende eingesetzt", erklärte IWH-Forscher Steffen Müller in der vergangenen Woche.
Verantwortlich seien in erster Linie stark steigende Preise zum Beispiel für Energie und Probleme in den Lieferketten. Von einer drohenden Pleitewelle könne jedoch trotz steigender Zahlen derzeit zwar nicht gesprochen werden. Dennoch warnten auch andere Experten zuletzt vor einer Zunahme an Insolvenzen – und widersprachen damit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Weniger Firmenpleiten im ersten Halbjahr
Dieser hatte im ARD-Fernsehen vergangene Woche für Aufsehen gesorgt, als er sagte, er erwarte keine Insolvenzwelle, sondern rechne damit, dass einzelne Firmen vorübergehend lediglich ihre Geschäfte einstellten. Viele Ökonomen kritisierten Habeck darauf hin, weil er angeblich die Definition einer Insolvenz nicht kenne. Andere Wirtschaftsforscher wie der DIW-Chef Marcel Fratzscher nahmen Habeck dagegen in Schutz.
Zuletzt hatten mehrere bekannte Unternehmen verkündet, dass sie pleite sind. Der Schuhhändler Görtz musste Insolvenz anmelden, ebenso der Toilettenpapierproduzent Hakle sowie der Autozulieferer Dr. Schneider. Endgültige Zahlen zu den Unternehmenspleiten in Deutschland liegen dem Bundesamt inzwischen für das erste Halbjahr vor. In den sechs Monaten meldeten die Amtsgerichte 7.113 Unternehmensinsolvenzen und damit 4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger bezifferten die Gerichte auf knapp 8,2 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2021 waren sie mit rund 31,8 Milliarden Euro deutlich höher, weil es mehr größere Fälle gab.
Um eine Pleitewelle infolge der Pandemie abzuwenden, hatte der Staat die Pflicht zum Insolvenzantrag bei Eintritt von Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit zeitweise ausgesetzt. Seit dem 1. Mai 2021 gilt die Insolvenzantragspflicht wieder in vollem Umfang. Ausnahmen gab es noch bis 31. Januar 2022 für Betriebe, die im vergangenen Sommer Schäden durch Starkregen oder Überflutungen erlitten. Im vergangenen Jahr hatte es so wenige Firmenpleiten wie noch nie seit Einführung der aktuellen Insolvenzordnung 1999 gegeben.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa