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Oliver Blume: Mehrere Probleme warten auf den neuen VW-Chef


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Neuer VW-Chef Blume
Auf den mächtigsten Autoboss des Landes warten mehrere Probleme


Aktualisiert am 25.07.2022Lesedauer: 5 Min.
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Oliver Blume (Archivbild): Er soll im September die Führung von VW übernehmen. (Quelle: Ariana Ruiz/Pi via www.imago-images.de)
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Der Wechsel kam für viele überraschend: Herbert Diess räumt den Chefposten bei Volkswagen. Sein Nachfolger Oliver Blume ist in Wolfsburg kein Unbekannter.

Wer Volkswagen länger beobachtet hatte, konnte es ahnen – für alle anderen kam die Nachricht plötzlich: Nach jahrelangen Querelen muss Volkswagen-Boss Herbert Diess abtreten. Bereits zum 1. September ist Schluss.

Sein Nachfolger ist Oliver Blume, derzeit noch Chef von Porsche und damit bestens vernetzt im VW-Kosmos. Wer ist der Mann, der Deutschlands größten Autobauer übernimmt? Welche Herausforderungen liegen vor ihm – und wie leicht wird es ihm fallen, in die Fußstapfen von Diess zu treten? t-online stellt den bald mächtigsten Konzernchef des Landes vor.

Sein Werdegang

Der 54-jährige Blume stammt aus Braunschweig. Nachdem er zuletzt bei Porsche in Stuttgart gewirkt hatte, bedeutet sein neuer Job also auch eine Rückkehr in die niedersächsische Heimat.

Dort absolvierte er das Abitur und studierte im Anschluss an der Technischen Universität Braunschweig Maschinenbau. Es folgte die Promotion im gleichen Fach. Nach Stationen bei Audi und Seat arbeitete er ab 2009 fünf Jahre bei Volkswagen als Leiter der Produktionsplanung. 2013 wurde er dann in den Vorstand der Porsche AG berufen, wo er den Bereich Produktion und Logistik verantwortete. Zwei Jahre später wurde er Vorstandsvorsitzender.

Blume kennt den VW-Konzern und das Tochterunternehmen Porsche also bereits seit vielen Jahren und auf unterschiedlichen Posten von innen. Das allein ist aber noch kein Erfolgsgarant, immerhin kannten auch seine Vorgänger, etwa Matthias Müller, den Konzern genau – und scheiterten trotzdem.

Sein Privatleben

Über Blumes Privatleben ist wenig bekannt, in den sozialen Netzwerken ist er nicht vertreten. Was bekannt ist: Blume ist verheiratet. Mit seiner Frau Petra hat er zwei Töchter im Alter von 17 und 20 Jahren

Wie "Bild" berichtet, war sein erstes Auto eine Ente, danach folgte ein VW Käfer, den er immer noch besitzt. Und obwohl er einem Konzern vorsteht, der vor allem schnelle Sportwagen baut, hat er keine Punkte in Flensburg. Was auch daran liegen könnte, dass er privat gerne S-Bahn und Elektroroller fährt, wie er in einem "Capital"-Interview sagte.

In seiner Freizeit geht Blume gerne laufen. Er ist Fußballfan der Eintracht Braunschweig und lässt sich mit seiner Frau regelmäßig auf dem Leipziger Opernball blicken.

Seine Positionen

Seit in der vergangenen Woche der Verdacht aufkam, dass Blume während der Koalitionsverhandlungen in engem Austausch mit FDP-Chef Christian Lindner stand, ist vor allem sein Einsatz für E-Fuels in den Fokus gerückt. In der Vergangenheit machte er sich auf EU-Ebene immer wieder für eine entsprechende Ausnahmeklausel stark – Blumes Ziel:

Autos, die klimaneutral produzierte Kraftstoffe verbrennen, sollen auch über das geplante Verbrennerverbot hinaus weiter in der EU erlaubt bleiben. Das Pilotprojekt "Haru Oni" im Süden Chiles ließ sich Porsche 75 Millionen Dollar kosten.

Doch Blume ist längst nicht der Verbrenner-Verteidiger, zu dem er deshalb gemacht wird. Tatsächlich hat er bei Porsche Dieselantriebe 2018 aus dem Programm genommen. Seine Vision für den Sportwagenproduzenten ist durchaus ambitioniert: Bis 2030 sollen 80 Prozent aller Porsche-Neuwagen batteriebetrieben sein, die Wertschöpfungskette soll CO2-neutral sein. Zum Vergleich: VW traute sich zuletzt im gleichen Zeitraum nur zu, dass 50 Prozent der Wagen, die vom Band laufen, E-Autos sein sollen.

Dennoch fürchten einige Experten und Branchenbeobachter, dass Blume sich weniger für die Themen einsetzen könnte als sein Vorgänger. Dafür jedoch dürfte vor allem der Kontrast zu Diess sprechen: Dieser galt vielen als wichtigster E-Auto-Pionier Deutschlands. Diesen Status zu erreichen, wird – so er es anstrebt – für Blume nicht leicht.

Sein Führungsstil

Blume pflegt im Umgang mit Mitarbeitern und Kollegen einen Stil, den viele als kooperativ beschreiben. "Je besser das Team zusammenspielt, desto besser meistern wir gemeinsam diese Herausforderungen", sagte er einmal dem "Handelsblatt".

Genau das scheint in Wolfsburg gerade gefragt zu sein. In der Mitteilung zum Wechsel an der Spitze des Konzerns heißt es zum Schluss: Blume solle den Autobauer weiter voranbringen – "mit einer Führungskultur, die den Teamgedanken in den Mittelpunkt stellt." Man könnte auch sagen: Blume soll die Lager im Konzern, die Führungsetage und den Betriebsrat, wieder miteinander versöhnen.

Gleichzeitig gilt er als schneller Entscheider, eine Eigenschaft, die man ebenfalls schätzen dürfte bei VW. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sagt im Gespräch mit t-online: "Diess war unendlich wichtig für VW, denn er hat notwendige Steine ins Rollen gebracht. Nun braucht es jemanden, der es versteht, die Dinge zu ordnen."

Blume ist selbstbewusst, vor allem was seine Arbeit bei Porsche betrifft. Trotz frühem Ausbau der Elektromobilität fährt der Konzern zuverlässig Gewinne ein und ist eine der renditestärksten Marken im VW-Kosmos.

Das ist ein Vorteil, denn nun gilt es, die mehr als 670.000 Mitarbeiter – fast zwanzigmal so viele, wie bei Porsche arbeiten – von sich zu überzeugen und mitzunehmen. Ein weiterer Pluspunkt für Blume, den viele Kollegen bei Porsche duzen, kurz nur Olli nennen:

Er hat die geballte Unterstützung von jenen, die ihn bestellt haben. Die teils zerstrittenen VW-Eigentümerfamilien Porsche und Piëch haben ihm ihr Vertrauen ausgesprochen. Auch der Großaktionär Niedersachsen steht hinter ihm. Und auch die Aufsichtsräte, die immer wieder mit Diess aneinandergeraten waren, halten zu dem neuen Chef. Sie sehen in Blume einen, der angefangene Projekte zu Ende bringt. So jedenfalls liest sich der Abgesang auf den Vorgänger Diess, der vieles "auf den Weg gebracht" und "initiiert" habe.

Seine Aufgaben

Blume hat einen Berg an Arbeit vor sich. "Die Hauptaufgabe für Blume ist es, die Software-Probleme zu stabilisieren", so Autoexperte Dudenhöffer. Gemeint ist damit die Softwareeinheit Cariad. Ziel ist die Entwicklung einer zentralen Software-Einheitsplattform für die Tochtermarken VW, Audi, Porsche, Seat und Skoda. Blume gilt als Unterstützer der von Diess angestoßenen Pläne. Doch das Projekt hakt, bindet mehr Ressourcen als erwartet.

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Das "Handelsblatt" berichtet zudem über Gespräche zwischen Blume, Vorstandsvertretern und Aufsichtsrat, wonach Blume zunächst die Prozesse für die wichtigsten Auslandsmärkte ordnen soll. Auf längere Sicht könnte auch die Umstrukturierung der Führungsebene anstehen. Unter Diess war der Aufsichtsrat von acht auf elf Personen aufgestockt worden, das halten einige Führungskräfte für zu viel.

Aber auch bei Porsche gibt es eine Menge zu tun. Im Herbst soll der Konzern an die Börse gehen – einer der größten Börsengänge der vergangenen Jahre in Deutschland. Und dann kommt noch die vielleicht schwierigste Aufgabe auf Blume zu:

Im Konzern wieder für Kooperation zwischen Belegschaft und Führung zu sorgen. Gerade die Gewerkschaft IG Metall und den Betriebsrat hatte Diess mit seinen radikalen Umbauplänen vor den Kopf gestoßen. Wichtig ist deshalb, dass Blume auch die Belegschaft auf seine Seite bringt.

Seine Doppelrolle

Blume will bis auf Weiteres nicht nur VW-Chef, sondern auch weiter Porsche-Chef bleiben. "Ich freue mich sehr, die Porsche AG und den Volkswagen-Konzern gemeinsam zu führen", sagte Blume laut Mitteilung. Das Porsche-Team könne sich darauf verlassen, dass er das Unternehmen langfristig führen werde. Das gelte auch über den Börsengang hinaus.

Ob das auf Dauer sinnvoll und machbar ist, wird sich noch zeigen. Bislang funktionierte das Nebeneinander der beiden Autokonzerne auch durch eine personelle Trennung, bei der die unterschiedlichen Ausrichtungen vertreten werden konnten. Branchenexperte Dudenhöffer glaubt nicht daran, dass Blume auf Dauer Porsche-Chef bleiben wird: "Die Doppelrolle von Blume ist nicht für die Ewigkeit. Ich gehe davon aus, dass er den Posten bei Porsche nach dem erfolgreichen Börsengang abgibt."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Ferdinand Dudenhöffer
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