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Bitcoin: Studie – Sind Besitzer der Kryptowährung Psychopathen?


Studie untersucht
Sind Bitcoin-Besitzer tatsächlich narzisstische Psychopathen?


14.09.2024Lesedauer: 4 Min.
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Donald Trump: Der republikanische Präsidentschaftskandidat ist bekennender Fan von Kryptowährungen wie Bitcoin – zumindest im Wahlkampf.Vergrößern des Bildes
Donald Trump: Der republikanische Präsidentschaftskandidat ist bekennender Fan von Kryptowährungen wie Bitcoin – zumindest im Wahlkampf. (Quelle: IMAGO/Lev Radin)

Laut einer Studie weisen Besitzer von Kryptowährungen häufig narzisstische und paranoide Charakterzüge auf. Doch wie verlässlich sind diese Ergebnisse wirklich?

Besitzer digitaler Vermögenswerte wie Bitcoin oder Ethereum sollen ein hohes Maß an "dunklen Persönlichkeitsmerkmalen" und Eigenschaften wie Narzissmus, Paranoia, Machiavellismus und Sadismus aufweisen. Zu diesem Ergebnis kommt eine in der Zeitschrift "Plos One" veröffentlichte Studie von Forschern der University of Toronto und der University of Miami.

Die darin vorgestellten Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Besitz von Kryptowährungen häufig mit maladaptiven Eigenschaften verbunden ist, also mit dysfunktionalem Verhalten, das durch frühere Erfahrungen oder psychische Probleme verursacht wurde.

Zudem sollen Bitcoin-Besitzer eher an Verschwörungstheorien glauben, populistische Ansichten teilen, häufiger alternative Medienplattformen nutzen und extremistische Gruppen unterstützen. Sind Bitcoin-Besitzer Menschen mit "dunklen Persönlichkeiten"?

Kryptobesitzer: Exzentrisch und paranoid

Die Forscher hatten in der Studie bereits im Sommer 2022 2.001 US-Amerikaner befragt, davon 900 Frauen und 1.101 Männer, die Ergebnisse aber erst kürzlich veröffentlicht. Etwa jeder dritte Teilnehmer gab an, Kryptowährungen zu besitzen oder besessen zu haben. Die 600 Besitzer von Kryptowährungen (knapp 30 Prozent) unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Persönlichkeitsmerkmale teilweise deutlich von den anderen Befragten.

Laut der Studie haben Krypto-Besitzer tendenziell höhere Werte in Bezug auf Chaosbedürfnis, Paranoia und Eigenschaften einer schizotypischen Persönlichkeitsstörung. Sie sind also seltsam, exzentrisch oder merkwürdig, leiden unter einem Mangel an engen Freunden oder Vertrauten und einer ausgeprägten sozialen Angst. Hinzu kommt oft Dogmatismus, ein starres und unkritisches Festhalten an Anschauungen.

Auch Opfermentalität und psychologische Reaktanz werden in der Studie genannt. Reaktanz wird in der Regel durch psychischen Druck wie Nötigung oder Drohungen oder die Einschränkung von persönlichen Freiheiten durch Verbote oder Zensur ausgelöst.

Jung, männlich, gebildet

Besitzer von Kryptowährungen seien eher jung, männlich, gebildet und politisch interessiert. Sie verdienten mehr Geld als der Durchschnitt. Krypto-Käufer hätten eine Neigung zum "Weißen Nationalismus". Auch Tendenzen zum linksradikalen Spektrum seien vorhanden.

Außerdem sind sie laut der Studie eher dem Lager der Verschwörungstheoretiker zuzuordnen und lehnen autoritäre Systeme ab. Sie nutzen häufig alternative Medien wie Telegram, Reddit, Blogs und die Nachrichtenplattform X zur Informationsbeschaffung. Sie können überzeugend reden und zeigen Interesse an Wissenschaft.

"Dunkle" Persönlichkeitsmerkmale in der Geschäftswelt

Auch in der traditionellen Unternehmenswelt gibt es zahlreiche Beispiele für "dunkle" Persönlichkeitsmerkmale. Allerdings ist diese Studie die erste, die eine Verbindung zwischen Kryptowährungsbesitzern und psychologischen Merkmalen herstellt.

Frühere Untersuchungen haben jedoch bereits Zusammenhänge zwischen Psychopathie und missbräuchlicher Unternehmensführung aufgezeigt. Eine Studie, die im Jahr 2014 im psychologischen Fachmagazin "Elsevier" veröffentlicht wurde, zeigte einen signifikanten positiven Zusammenhang zwischen den psychopathischen Eigenschaften von Vorgesetzten und dem berichteten psychologischen Stress sowie der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter.

Elon Musks ichbezogenes Weltbild

Auch Tesla-Gründer, X-Besitzer und SpaceX-Chef Elon Musk werden narzisstische Charakterzüge nachgesagt. Seine Verhaltensweisen und Äußerungen werden oft als typisch für einen "chauvinistischen, maskulinen Macher" interpretiert, der sich selbst in den Mittelpunkt stellt. Musks Ex-Frau Justine Wilson beschreibt ihn in ihrem Buch als jemanden, der "tut, was er will, und dabei gnadenlos ist". Sie fügt hinzu: "Es ist Elons Welt, und der Rest von uns lebt auch darin".

Ehemalige Mitarbeiter bezeichnen Musk als "tyrannisch". Er soll extrem hohe Anforderungen an seine Angestellten stellen und wenig Verständnis für persönliche Umstände zeigen. So schrieb er einem Mitarbeiter, der wegen der Geburt seines Kindes eine Firmenveranstaltung verpasst hatte: "Das ist keine Entschuldigung. Ich bin extrem enttäuscht."

Donald Trumps egozentrische Weltsicht

Eine narzisstische Persönlichkeitsstruktur attestieren Experten auch dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Narzisstische Persönlichkeitsstörungen, wie sie in der Studie den Kryptowährungsbesitzern zugeschrieben werden, sind eine Überschätzung der eigenen Fähigkeiten und ein gesteigertes Bedürfnis nach Anerkennung. Die Betroffenen halten sich für überlegen, einzigartig oder etwas Besonderes. Die Überschätzung der eigenen Werte und Leistungen führt oft zu einer Unterschätzung der Werte und Leistungen anderer.

Der Psychologe John Gartner von der medizinischen Fakultät der Johns Hopkins University sieht bei Donald Trump vier Schlüsselsymptome eines "bösartigen Narzissmus". Andere Experten sprechen von einer Kombination aus Narzissmus, Psychopathie und histrionischen Zügen – also ein egozentrisches, dramatisch-theatralisches, manipulatives und extravertiertes Verhalten.

Das Magazin "The Atlantic" spricht bei Trump von einem "grandiosen Narzissmus" in Kombination mit Extraversion und Wut. Auch die "Washington Post" beschreibt eine "narzisstische Persönlichkeit".

Dr. Kevin Dutton von der Universität Oxford hat Donald Trump anhand einer Bewertungsskala untersucht. Das Ergebnis könnte auf psychopathische Charakterzüge hindeuten. Bewertet wurden Eigenschaften wie Furchtlosigkeit, emotionale Kälte und Egozentrik.

Trump präsentiert sich derzeit als Krypto-Befürworter, wobei unklar ist, ob es sich dabei um eine echte Überzeugung oder in erster Linie um eine Wahlkampfstrategie handelt. Zumindest hat er angekündigt, im Falle seiner Wiederwahl einen Bitcoin- und Krypto-Beirat im Weißen Haus einzurichten.

Kryptowährungen: Chancen und Risiken

Kryptowährungen wie Bitcoin & Co. sind Produkte des Internetzeitalters und ermöglichen es Menschen, zu kaufen, zu verkaufen, zu investieren und mit ihnen zu handeln, ohne auf staatliche Währungen oder Aufsichtsbehörden angewiesen zu sein. Gleichzeitig sind die Märkte für Kryptowährungen volatil und anfällig für verschiedene Formen von Betrug.

Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass nicht alle Besitzer von Kryptowährungen "dunkle" Persönlichkeitsmerkmale von Musk oder Trump in sich tragen. Die Studie zeigt, dass Krypto-Käufer eine vielfältige Mischung aus politischen Ansichten haben, was früheren Behauptungen widerspricht, dass Kryptowährungen vor allem bei Rechtsextremen beliebt sind.

Die Studienautoren halten weitere Forschungen für notwendig, um die Zusammenhänge zwischen den Motiven für den Besitz von Kryptowährungen und spezifischen politischen Weltanschauungen zu untersuchen und zu verstehen, wie sich die Nutzergruppe im Laufe der Zeit verändert.

Globale Trends zeigen wachsendes Misstrauen, Populismus und Zynismus gegenüber etablierten Institutionen. Diese Entwicklungen haben weitreichende Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft und könnten zu Angriffen auf politische und finanzielle Autoritäten führen.

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