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GfK-Konsumexperte: "Handel befindet sich in einem Abwärtsstrudel"


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Wirtschaft im Krisenmodus
"Der Handel befindet sich in einem Abwärtsstrudel"


Aktualisiert am 27.09.2022Lesedauer: 3 Min.
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Einkaufsstraße in Düsseldorf: Die Inflation dürfte auch in den kommenden Monaten weiter steigen. (Quelle: IMAGO/Michael Gstettenbauer)
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Die Deutschen schnallen den Gürtel enger. Konsumforscher Bürkl erklärt, woran genau jetzt gespart wird und womit er für den Winter rechnet.

Wocheneinkauf, Tankfüllung, Bestellung von Weihnachtsgeschenken: Viele Deutsche überlegen aktuell ganz genau, wofür sie ihr Geld ausgeben. Im Hinterkopf haben sie dabei immer die drohenden Nebenkostenabrechnungen. In den Wintermonaten könnte sich die Lage sowohl für Verbraucher als auch für den Handel noch verschärfen, sagt Rolf Bürkl.

Er ist Konsumexperte beim Meinungsforschungsinstitut Growth for Knowledge (GfK), früher als Gesellschaft für Konsumforschung bekannt. Im Interview mit t-online erklärt er, wie es um das Weihnachtsgeschäft steht, welche Entlastungsmaßnahmen sinnvoll sind und welche Produkte besonders teuer werden.

t-online: Herr Bürkl, die Deutschen halten angesichts der Inflation ihr Geld zusammen. Woran sparen die Menschen jetzt am meisten?

Rolf Bürkl: Am stärksten sehen wir die Sparneigung bei größeren Anschaffungen wie Einrichtungsgegenständen oder Küchen. Hier verschieben viele ihre Planung. Am Urlaub sparen die meisten noch nicht. Da besteht nach der Corona-Pandemie offenbar noch Nachholbedarf. Aber für den Winter erwarten wir, dass die Konsumenten auch hier den Gürtel enger schnallen.

Und wie sieht es bei Dingen des täglichen Bedarfs aus?

Im Supermarkt zeigt sich die Veränderung ganz deutlich. Früher war vielen Qualität wichtiger als der Preis. Das hat sich geändert. Die Menschen sind preisbewusster, gehen auf Schnäppchenjagd. Die Discounter sind die Gewinner dieser Krise. Und regionale und nachhaltige, sprich teurere Produkte, haben es immer schwerer.

Auch während der Pandemie haben viele Menschen weniger eingekauft. Was ist jetzt anders als damals?

In der Corona-Krise ist die Nachfrage stark eingebrochen, weil die Menschen kaum Möglichkeiten hatten, ihr Geld auszugeben. Das war ein erzwungener Konsumverzicht. Die Sparquote lag in der Zeit der Lockdowns bei bis zu 20 Prozent, vor Corona sparten die Menschen im Schnitt nur zehn bis elf Prozent ihres Nettoeinkommens. Hintergrund dieses neuen Phänomens ist natürlich die aktuelle Teuerung.

Inwiefern?

Wir haben knapp acht Prozent Inflation – im Schnitt wachsen die Einkommen in diesem Jahr aber nur um zwei bis drei Prozent. Die Inflation frisst sich in die Portemonnaies der Deutschen, viele können nichts mehr sparen. Die Planungssicherheit ist momentan gering, die Menschen wollen ihr Geld beisammenhalten – auch mit Blick auf etwaige Nachzahlungen für Strom und Gas. Es ist gut, dass viele noch Rücklagen aus der Corona-Zeit haben. Aber das trifft eben nicht auf alle zu.

Wie schnell rechnen Sie mit einer Erholung?

Ehrlich gesagt: Ich bin nicht sehr optimistisch. Die Zeiten sind momentan sehr unsicher, die Lage wird für Verbraucher schwieriger werden. Ob sich die Wirtschaft erholt und der Konsum der Menschen wieder zulegt, steht und fällt letztlich mit den Energiepreisen.

Wie wirksam sind dabei die Entlastungspakete der Bundesregierung?

In den vergangenen Monaten konnten wir das im Ansatz beobachten: Das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt haben die Inflation niedriger gehalten als in anderen EU-Staaten. Im September sind diese Maßnahmen ausgelaufen, die Inflation dürfte nun also noch einen deutlichen Sprung machen.

Welche Maßnahmen könnten denn in den Wintermonaten helfen?

Bei den diskutierten Deckelungen von Energiepreisen bin ich skeptisch, das ist ein direkter Eingriff in den Markt. Zielgerichteter sind direkte Zahlungen an bedürftige Haushalte. Ebenfalls interessant könnten finanzielle Anreize zum Energiesparen sein. Dennoch sind die meisten Maßnahmen bislang nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Der Winter wird für viele Deutsche hart.

Und das zur Weihnachtszeit – traditionell der besten Zeit für den Handel.

Ja, tatsächlich befürchte ich, dass Weihnachten da in diesem Jahr keine Ausnahme bilden wird. Viele Haushalte haben nur begrenzte finanzielle Möglichkeiten. Das Weihnachtsgeschäft wird sicher schwächer verlaufen. Der Handel befindet sich in einem Abwärtsstrudel.

Gleichzeitig haben viele Händler auch noch mit Lieferengpässen zu kämpfen. Wird sich das bemerkbar machen?

Ja, vor allem in Branchen, die Halbleiter verbauen. Also alles, was in die Richtung Elektronik, Computer oder Autos geht, hat weiterhin massive Probleme. Trifft dann eine höhere Nachfrage zur Weihnachtszeit auf ein geringeres Angebot, könnte sich das auch auf die Preise und somit auf die Inflation auswirken.

Bei welchen Produkten müssen sich die Menschen auf besonders krasse Preissteigerungen einstellen?

Besonders deutlich werden die Preise bei energieintensiven Produkten, wie etwa Backwaren steigen. Aber dadurch, dass Energie quasi überall gebraucht wird – im Winter umso mehr – gibt es keine Ausnahmen bei den Preissteigerungen. Zudem steigen die Transportkosten wegen der hohen Spritpreise. Der Krake der Inflation frisst sich durch die komplette Wirtschaft.

Herr Bürkl, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Rolf Bürkl (GfK)
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