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Wohnnebenkosten 2023: Starker Anstieg – nur in einer Landeshauptstadt wird es billiger


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Exklusive Auswertung zeigt
Hier zahlen die Deutschen am meisten für Wasser und Abfall


Aktualisiert am 17.06.2023Lesedauer: 4 Min.
Einfamilienhaus in Hamburg (Archivbild): Die Wohnnebenkosten sind im Jahr 2023 auch hier gestiegen.Vergrößern des Bildes
Einfamilienhaus in einer Siedlung (Archivbild): Die Wohnnebenkosten sind im Jahr 2023 auch hier gestiegen. (Quelle: Henning Angerer /imago-images-bilder)

Die Wohnnebenkosten sind im Jahr 2023 größtenteils deutlich angestiegen. Nur eine Landeshauptstadt überrascht bei den Kosten für Trinkwasser, Abwasser- und Abfallentsorgung.

Ein Glas Leitungswasser am Morgen, schnell unter die Dusche, und dann beim Aufbruch ins Büro den Müll noch in die Tonne vor dem Haus: Was für viele Menschen ganz selbstverständlich zu ihrem Alltag gehört, kostet Geld. Denn für all diese Dinge fallen Gebühren an, sogenannte Wohnnebenkosten.

Diese Gebühren sind im laufenden Jahr zum Teil drastisch angestiegen, wie jetzt der Bund der Steuerzahler (BdSt) in einer aktuellen Erhebung festgestellt hat. Und da jede Kommune viele Entgelte selbst festlegen kann, variieren sie zum Teil stark. Allein zwischen den 16 Landeshauptstädten, die der Steuerzahlerbund untersucht hat, ergeben sich teils erhebliche Unterschiede.

Die Zahlen für einen Musterhaushalt liegen t-online exklusiv vor. Demnach müssen die Einwohner im westlichen Teil Berlins mit knapp 2.301 Euro im Jahr 2023 die höchsten Gebühren zahlen, im thüringischen Erfurt sind die Wohnnebenkosten mit 1.523 Euro am niedrigsten – gefolgt von Schwerin sowie Mainz, das damit im Vorjahresvergleich vom ersten, und damit günstigsten, auf den dritten Platz rutscht. Im Durchschnitt zahlten die Bürger der deutschen Landeshauptstädte 1.880 Euro Wohnnebenkosten pro Jahr.

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Wohnnebenkosten treiben auch Mieten in die Höhe

Für seine Berechnung hat der BdSt die Wohnnebenkosten in allen 16 Landeshauptstädten für die Jahre 2016 bis 2023 erhoben. Konkret berücksichtigten die Experten die Wasserentgelte, die Abfall-, Schmutzwasser- und Niederschlagswassergebühren, die Grundsteuer sowie den Rundfunkbeitrag. Grundlage für die Berechnungen ist ein Musterhaushalt: drei Personen, die in einem 120 Quadratmeter großen Einfamilienhaus mit 300 Quadratmetern Grundstücksfläche in städtischer Randlage leben.

Dabei gilt: Die je Stadt errechneten Kostenunterschiede gelten auch für Mieter. Wohnt ein Immobilieneigentümer nicht selbst in dem Haus, kann er die entsprechenden Gebühren nämlich auf die Mieter der Immobilie umlegen. Steigende Wohnnebenkosten treiben somit auch die Mietnebenkosten in die Höhe.

Doch wofür zahlen Eigentumsbesitzer oder Mieter eines Einfamilienhauses wie viel? Schaut man sich die einzelnen Wohnnebenkosten für das Jahr 2023 konkreter an, zeigt sich am Beispiel des Musterhaushalts: Am tiefsten müssen sie für die Grundsteuer in die Tasche greifen. Mit durchschnittlich 569 Euro machen sie fast ein Drittel der Wohnnebenkosten aus. In Magdeburg zahlen Bürger am wenigsten, 296 Euro. Hamburg knackt mit 1.050 Euro die Tausender-Marke.

Doch die Grundsteuer könnte zukünftig noch weiter steigen, warnt der BdSt. Zusätzliche Personalkosten aufgrund der Grundsteuer-Feststellungserklärung und eines gestiegenen Verwaltungsaufwands könnten die Steuerzahler künftig womöglich noch mehr kosten. Der BdSt plädiert daher dafür, die Grundsteuer zu entbürokratisieren.

Für diese Gebühren zahlen Immobilieneigentümer

Auf die Grundsteuer folgen die Trinkwasserkosten: Mit 263 Euro zahlt der Berliner Musterhaushalt am wenigsten dafür, dass klares Wasser aus ihrem Wasserhahn sprudelt – gefolgt von Potsdam, München, Magdeburg und Hamburg. In Saarbrücken hingegen zahlt man mit einem Wasserpreis von 558 Euro mehr als das Doppelte für einen Wasserverbrauch von 132 Kubikmetern im Jahr. Durchschnittlich bezahlen die Musterhaushalte in den deutschen Städten 389 Euro für Trink- und Duschwasser.

Doch was aus dem Duschkopf rausfließt, fließt auch in den Abfluss wieder hinein: Für dieses Abwasser zahlen die Deutschen im Durchschnitt 327 Euro. War Frischwasser in Potsdam am günstigsten, belegt es bei den Abwasserkosten den letzten Platz. Mit mehr als 600 Euro zahlen die Bewohner der brandenburgischen Landeshauptstadt die höchste Schmutzwassergebühr. In Mainz ist sie mit 214 Euro am günstigsten – gefolgt von Düsseldorf, Stuttgart und Kiel.

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Für die Entsorgung von Bio- und Restmüll müssen die Bürger in allen deutschen Städten jährlich mehr als 150 Euro zahlen. Im Durchschnitt beträgt die Abfallgebühr 251 Euro. Am teuersten ist sie mit 402 Euro in Hannover, am günstigsten in Schwerin. Dort zahlen Immobilienbesitzer nur 163 Euro im Jahr.

Bei den Niederschlagswasserkosten zahlen Bürger mit 127 Euro im Durchschnitt am wenigsten. Berliner und Berlinerinnen müssen am tiefsten in die Tasche greifen: Je vollversiegelter Fläche von 130 Quadratmetern wurde dort eine Gebühr von 235 Euro erhoben. Danach folgen München, Dresden, Magdeburg und Potsdam.

Bremen liegt mit 0 Euro augenscheinlich auf dem ersten und damit günstigsten Platz. Doch das erscheint nur auf den ersten Blick so: Für Grundstücke unter 1.000 Quadratmeter werden in Bremen Abwasser- und Niederschlagswasserkosten zu einer einheitlichen Abwassergebühr zusammengefasst. Daher sind in der Grafik für Niederschlagswasserkosten keine Werte angegeben.

Der Rundfunkbeitrag ist mit 220,32 Euro im Jahr der einzige Kostenfaktor, der bundesweit einheitlich ist. Die Straßenreinigung oder Aufzugskosten können ebenso zu Wohnnebenkosten gehören, wurden in der Datenerhebung aber nicht berücksichtigt, da sie sich auch innerhalb der Städte zu sehr unterscheiden.

Hier erhöhten sich die Kosten 2023 am stärksten

Auffällig bei all dem: Die Kosten haben sich jüngst auch sehr unterschiedlich entwickelt. Dieses Jahr stiegen die Kosten demnach in München am stärksten, insgesamt werden 122 Euro mehr fällig als 2022. Doch auch in anderen Landeshauptstädten erhöhten sich die Preise. Bis auf Erfurt (24 Euro preiswerter) und Dresden (keine Veränderung) gingen die Kosten überall hoch.

Dieser Trend zeigt sich auch in der Gesamtentwicklung seit dem Jahr 2016: Während Erfurter und Erfurterinnen im Schnitt 30 Euro weniger Wohnnebenkosten zahlen, stiegen die Kosten in den restlichen Landeshauptstädten spürbar an.

Spitzenreiter ist hier die Stadt Hannover: Im Jahr 2023 müssen die Einwohner der Stadt 357 Euro mehr als noch im Jahr 2016 zahlen. Saarbrücken landet mit 233 Euro auf dem zweiten Platz, gefolgt von München mit knapp 228 Euro mehr Wohnnebenkosten als noch 2016.

"Der Staat ist wesentlicher Wohnkostentreiber"

Der BdSt sieht die gestiegenen Kosten kritisch und plädiert daher etwa dafür, den Mehrwertsteuersatz auf Heizöl und Strom zu senken, von 19 Prozent auf 7. "Der Staat ist ein wesentlicher Wohnkostentreiber – die Menschen dürfen keinesfalls weiter belastet werden", sagt BdSt-Präsident Reiner Holznagel t-online.

So sollten etwa diejenigen von der Grunderwerbssteuer ausgenommen werden, die zum ersten Mal eine Immobilie erwerben. Laut dem BdSt könnten sich so vor allem Menschen mit mittlerem Einkommen eher Wohneigentum leisten und damit Vermögen bilden.

Verwendete Quellen
  • Exklusive Auswertung: Bund der Steuerzahler e.V. für t-online
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