Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neue Apple Watch Series 4 EKG am Handgelenk? Das sagen Mediziner!
Die spannendste Neuheit, die Apple am Mittwoch vorgestellt hat, ist die neue Version der Apple Watch. Sie soll mehr Herzfunktionen als ihr Vorgänger überwachen können. Mediziner bewerten diese Entwicklung durchaus positiv – mit einer Einschränkung.
In der euphorischen Präsentation von Apple kam sie als Erste: die neue Version der smarten Uhr Apple Watch. Sie soll mit einem neuen Sensor noch mehr Herzfunktionen kontrollieren können als ihr Vorgänger.
Laut Apple enthält die Apple Watch Series 4 neben einem Beschleunigungssensor und einen Gyrosensor, die in der Lage sind, Stürze des Trägers zu erkennen, auch einen elektrischen Herzfrequenzsensor, der mit der neuen EKG-App ein Elektrokardiogramm (EKG) aufnehmen kann. Die US-Aufsichtsbehörde FDA hat das Messverfahren bereits zugelassen. In Europa stehen solche Zertifikate laut einem Bericht der dpa noch aus, so dass Kunden sich gedulden müssen, bis die Funktion hier aktiviert wird.
Danach können App und Uhr am Handgelenk ein EKG schreiben. Die Uhr nutzt dazu eingebaute Elektroden im Bedienrad ("Digital Crown") und den neuen elektrischen Herzfrequenzsensor.
Herzrhythmusinformation nach 30 Sekunden
Der Nutzer berührt die "Digital Crown" mit der Fingerspitze und erhält nach 30 Sekunden eine Information über den Herzrhythmus. Diese kann anzeigen, ob das Herz in einem normalen Muster schlägt oder ob es Anzeichen von Vorhofflimmern gibt, der zu gesundheitlichen Komplikationen führen kann, so Apple.
Alle Aufzeichnungen, die Klassifizierungen und die festgestellten Symptome werden in der "Health App" in einem PDF gespeichert, das mit Ärzten geteilt werden kann.
- Apples Show: Drei neue iPhone und eine Uhr
- Apple: Liefert seine Smartwatch aus
Nachricht bei Unregelmäßigkeiten
Die neue Apple Watch analysiert regelmäßig im Hintergrund den Herzrhythmus und sendet dem Träger eine Benachrichtigung, wenn ein unregelmäßiger Rhythmus erkannt wird. Es kann den Benutzer auch warnen, wenn die Herzfrequenz einen bestimmten Schwellenwert über- oder unterschreitet. Herz- und Kreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland.
Eine Uhr, die so vieles überwachen kann, klingt gut. Aber was sagt ein Herzspezialist dazu?
Professor Thomas Meinertz ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und ihr ehemaliger Vorsitzender. Der Hamburger Herzspezialist sieht die technische Entwicklung positiv: "Es kann durchaus sinnvoll sein für Patienten, die eine Herzrhythmusstörung haben", sagte er auf Anfrage von t-online.de. Das so genannte Herzflimmern sei eine der häufigsten Erkrankungen des Herzens. Auch die automatische Analyse per Software findet er sinnvoll. Sie ersetzt allerdings kein vollständiges EKG, das am Brustraum gemessen wird. "Das geht über die Fingerspitzen nicht", sagt Meinertz.
Häufiges Herzstolpern
Viele seiner Patienten haben Symptome, wie "Herzstolpern", da sei eine längerfristige Überwachung durchaus sinnvoll. Hier könne eine Apple Watch oder ein anderes Messgerät sogar einen Mini-Rekorder ersetzen, der unter die Haut implantiert wird.
In seiner Sprechstunde kommen häufiger Patienten, die ihm ihre Smartwatch oder Smartphone zur Auswertung geben. "Die Patienten zeigen mit ihr EKG auf dem Handy", sagt Meinertz erfreut, "wir können hier auch verschiedene Systeme auswerten."
Kammer- und Vorhofflimmern sind auf diesem Weg gut zu erkennen, Durchblutungsstörungen, wie zum Beispiel verengte Blutgefäße, aber nicht. Hier ist immer noch das klassische EKG gefragt.
Auch der Schutz von patientenbezogenen Daten ist für Ärzte ein relevantes Thema. Ob die App in Deutschland vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassen wird, ist noch offen. Apple erwähnt die begleitende EKG-App auf der deutschen Produktseite noch nicht.
- Eigene Recherche