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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ratgeber: Neue Modelle, neue Trends Warum Sie mehr als einen Kopfhörer brauchen
Klangstark, transportabel, Sport-kompatibel oder bequem? Es gibt viele Ansprüche an gute Kopfhörer. Das richtige Modell für sich zu finden, ist nicht einfach. Den Alleskönner gibt es nicht. Um in jeder Situation den besten Mix aus Klang und Komfort zu haben, müssen Sie heute mehrere Modelle kaufen.
Jedes Jahr werden mehr Kopfhörer verkauft als im Vorjahr. Der Durchschnittspreis für Ohr- oder Kopfhörer steigt, es gibt eine immer größere Vielfalt an Modellen und Anwendungen: Mit Kabel oder Akku und Bluetooth. Zuhause, zum Joggen, für Flugreisen oder einfach nur den Weg zur Arbeit. In-Ear, On-Ear und Over-Ear. Und das ist gut so: Denn Musikvorlieben und Einsatzszenarien sind oft grundverschieden. Wer weiß, worauf er achten muss, wird sicher sein Modell finden. Weil es keinen Alleskönner für jede Situation gibt, kaufen Sie am besten mehr als ein Modell.
Es gibt drei verschiedene Bauarten
Bei der Bauform gibt es drei Varianten: In-Ear-Kopfhörer stecken direkt im Ohr. Die Membran sitzt deshalb deutlich näher am Trommelfell und ist kleiner als bei anderen Modellen. Besonders wichtig ist bei In-Ears eine perfekte Passform, denn der Kopfhörer darf zum Beispiel beim Laufen nicht herausfallen. "Gute Modelle dichten den Gehörgang komplett ab und lassen keinen Schall nach draußen", erklärt Peter Knaak von der Stiftung Warentest.
In-Ear-Kopfhörer sind leicht, praktisch für unterwegs oder beim Sport und deshalb weit verbreitet. Speziell für Sporttreibende gibt es extra schweiß-resistente Modelle. In-Ears können nochmal in feste Ohrstöpsel wie "Apples Earpods" und In-Ear-Kopfhörer mit weichen Passformen aus Silikon oder Schaumstoff wie die "Razer Hammerhead Pro V2" oder "Shure SE425" unterschieden werden. Nicht nur günstige Modelle leiden unter kurzer Haltbarkeit, oft brechen die Kabel am Stecker auf oder ein Ohrstöpsel fällt wegen einem Wackelkontakt aus.
Tipp: Geben Sie für ein Modell, dass Sie im Alltag oft einsetzen, nicht zuviel aus. Für 30 bis 50 Euro erhalten Sie schon sehr gute Ergebnisse.
Alternative: Sie können auch etwas an Mobilität für Stabilität eintauschen und zu On-Ears greifen.
Die größeren On-Ear-Kopfhörer liegen mit dem Polster auf dem Ohr auf, ermöglichen aber auch einen Wärmeaustausch. "Dadurch wird es am Ohr nicht zu warm und beim Hören eventuell angenehmer", so Knaak. Für das Workout werden In-Ears bevorzugt, im Straßenbild begegnen Ihnen jedoch immer mehr Menschen mit größeren Kopfhörern. Diese sind längst auch ein Lifestyle- und Modeobjekt.
Aufgrund der größeren Membran haben On-Ear-Kopfhörer tendenziell ein anderes Klangbild. "Je größer die Membran, desto größer der Raumklang", erklärt Ralf Wilke vom Online-Magazin "Kopfhoerer.de". Ob am Polster Leder, Kunstleder oder textiles Material angenehmer ist, sollte jeder Hörer vorher selbst testen. On-Ears sind meist klappbar und deshalb trotzdem noch hinreichend praktisch für unterwegs. Es gibt auch noch eine weitere Ausbaustufe:
Over-Ear-Kopfhörer umschließen das Ohr komplett und bieten dadurch eine natürliche, passive Dämmung: Außengeräusche werden allein durch die Bauform schon etwas abgeschirmt.
In der Bauweise der Over-Ear-, aber auch der On-Ear-Kopfhörer gibt es noch weitere Unterscheidungen: Akustisch offen konstruierte Modelle klingen am natürlichsten. "Je mehr Luft durch den Kopfhörer kommt, desto besser ist der Klang", erklärt Knaak. Dafür schirmen sie weniger Außengeräusche ab. Der Gegenentwurf sind akustisch geschlossene Kopfhörer, die auch in Studios verwendet werden. Als Mischform gibt es auch akustisch halboffene Kopfhörer.
Zwei Trends: Noise Cancelling und Bluetooth-Funk
Über alle Bauformen hinweg wird die aktive Geräuschreduktion immer beliebter. "Mit einer elektronischen Schaltung kann der Ton bearbeitet und Außengeräusche können komplett ausgeblendet werden", erklärt Ralf Wilke. Die "Bose Quiet Comfort 35" beispielsweise sind bei Fluggästen besonders beliebt, da sie das monotone Fluggeräusch sehr effektiv reduzieren. Zudem sind sie sehr bequem und können lange getragen werden. Die "Libratone Q-Adapt On-Ear" erlauben die Auswahl mehrerer Stufen beim Noise Cancelling und reichen im "Bypass"-Modus sogar die Umgebungsgeräusche weiter. Sie sind jedoch nicht ganz so komfortabel und ausdauernd.
Ein Trend, der ebenfalls bei allen Bauformen zu beobachten ist, sind kabellose Modelle, wozu die zwei genannten gleichermaßen gehören. Der Nutzer muss aber an das Aufladen der Akkus denken. Beim Kauf sollten Sie auf die Anschlussmöglichkeiten achten. Der kabellose "Audio Technica DSR7BT" spielt zum Beispiel über den "aptX HD" zwar hochauflösende, digitale Musik ab, bietet neben Bluetooth jedoch nur die Möglichkeit des USB-Anschlusses. Auf 3,5-Millimeter-Klinke wird zugunsten einer rein digitalen Übertragung komplett verzichtet.
Bluetooth-Kopfhörer gibt es auch schon als In-Ear-Varianten wie die "Beats X" von Beats by Dr. Dre. Die "Powerbeats 3 Wireless" sind als spritzwassergeschütztes Modell für Workouts und Sport gedacht.
Dieses Feature wird künftig bei Kopfhörern immer wichtiger, prognostiziert Timm Lutter, Experte für Verbraucherelektronik beim Branchenverband Bitkom. "Kabellose Kopfhörer und Noise Cancelling werden Standard", erwartet Lutter. Zudem sagt der Experte voraus, dass die Modelle noch kleiner und intelligenter werden - etwa durch personalisierte Geräuschunterdrückung oder eingebaute Sensoren.
Der Klang : Wie Kopfhörer klingen, können die Hersteller unter anderem über die Auswahl der Schallwandler und die Gestaltung der Hörkammern beeinflussen. Idealtypisch sollte ein Kopfhörer den Klang über alle Frequenzen (Bässe, Mitten und Höhen) gleich laut ausgewogen wiedergeben, um das Gesamtbild beim Hören nicht zu verzerren. Experten sprechen von einem neutral klingenden Modell. Es gibt auf dem Markt aber auch viele bassbetonte Kopfhörer, wie sie von Hip-Hop-Fans geschätzt werden. "Eine spezielle Wiedergabe für bestimmte Frequenzen ist etwas für echte Musikliebhaber", sagt Lutter.
Testen Sie vor dem Kauf mit unterschiedlicher, bekannter Musik
Falls möglich, lohnt es sich immer, einen Kopfhörer vor dem Kauf anzuprobieren und probezuhören. "Kopfhörer sind unglaublich individuell", betont Peter Knaak. Das gelte sowohl für die Passform als auch für den Klang. Der Warentester rät deshalb dazu, Kopfhörer im Laden mindestens 30 Minuten lang zu testen. Ganz wichtig dabei: die eigene, bekannte Musik mitzubringen. "Die Vorführ-CDs im Laden klingen selbst mit einem Kofferradio toll", erklärt Knaak.
Neue Techniken: Knochenschall und Hörgeräte
Im Kopfhörer-Segment tummeln sich auch neue Nischenprodukte: Bei Kopfhörern mit einer sogenannten Knochenleitung wie den "Trekz Titanium" wird keine Membran am Ohr verwendet, sondern quasi der Schädelknochen genutzt, um den Ton zum Hörzentrum zu leiten. "Klang und Tragekomfort sind bisher nicht gut", urteilt Peter Knaak. Ebenfalls ein Nischenprodukt: digitale Hörgeräte mit Bluetooth, die auch Musik direkt von Smartphone und Co empfangen können.
Noch ein Sonderfall: Gaming-Headsets
Computerspieler, besonders solche, die im Wettbewerb gegeneinander zocken, stellen spezielle Ansprüche an Kopfhörer. Da sich die in Clans und Teams organisierten Spieler oft per Sprache austauschen, ist ein Mikrofon bei Mehrspieler-Partien Pflicht. Einen Vorteil verschafft auch eine präzisere räumliche Ortung: Surround-Sound ermöglicht es Spielern, die Richtung, aus der Gegner kommen, frühzeitig festzustellen. Da die meisten Gaming-Headsets, anders als das "Razer Tiamat 7.1 v2", nicht mit zahlreichen Lautsprechern ausgestattet sind, greifen Sie für den Raumklang auf einen Software-Trick zurück. Doch dieser virtuelle Surround-Sound erfordert einen Anschluss per USB oder Bluetooth. Teilweise sind PC-Headsets auch mit bestimmten Spielekonsolen kompatibel.